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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Frau. Ira Prouty lächelte ihr über die Tische hinweg zu. Susy hatte jedoch noch nicht viele Bekannte in Springdale und war bald mit ihrer Begrüßungsrunde zu Ende. Da es sehr heiß im Saal war, ging sie in die Vorhalle, um dort auf Bill zu warten. Von draußen drangen leise Männerstimmen zu ihr.
    »Er soll überhaupt nichts von seiner Sache verstehen«, hörte sie. »Hat auch selber zugegeben, daß er nicht weiß, woher der Typhus kommt. Ich hab ja immer gesagt, daß er reichlich jung ist. Ein Doktor, der was kann, hätte die Typhusquelle längst gefunden.«
    Susys Herz wurde schwer und kalt.
    »Ja, ja, so ist es«, sagte nun eine andere Stimme. »An solchen Dingen erkennt man, was einer kann. Er taugt vielleicht für Schnittwunden oder Schnupfen, aber sonst? Meiner Meinung nach ist gar kein Doktor besser als ein Pfuscher. Solche Burschen sind eine Gefahr für die Allgemeinheit.«
    »So denken jetzt schon viele. Sie sagen ...«
    Susy wollte nichts mehr hören und flüchtete in den Saal zurück. Bill sprach gerade mit Frau Ventress, der dicksten Frau von Springdale, ohne deren berühmtes Eis kein Kirchenessen denkbar war. Er hielt den Kopf liebenswürdig vorgebeugt und sah nicht auf.
    Susy hätte ihn am liebsten laut angerufen, zwang sich jedoch, an der Tür stehenzubleiben. Während sie wartete, klärten sich ihre Gedanken. Sollte sie Bill unnötig aufregen, indem sie ihm erzählte, was sie soeben gehört hatte? Nein, sie wollte zuerst mit Anne darüber sprechen, mit der ruhigen, vernünftigen Anne. Aber jetzt wollte sie mit Bill von hier fortgehen. Sie mußte herausbekommen, ob er eine Ahnung davon hatte, was um ihn herum vorging.
    Endlich sah er auf und begegnete ihrem Blick. Er nickte, verabschiedete sich, so rasch er konnte, und ging zu ihr.
    »Du siehst ja ganz blaß aus. Wollen wir heimfahren?«
    Erst nachdem sie ein Stück gefahren waren, fragte Susy ruhig: »Bill - warum wolltest du eigentlich nicht, daß ich dir in der Sprechstunde helfe? Ich weiß, daß du es nicht wolltest. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Bill zögerte ein wenig zu lange mit der Antwort. »Aber nein! Wie kommst du nur darauf?«
    Susy schwieg. Vor ihnen leuchtete die weiße Straße im Licht der Scheinwerferlampen. Hinter ihnen versank das Tal wie ein mit Dunkelheit gefüllter Trog im Schatten der Berge.
    »Es ist nicht alles in Ordnung«, sagte Susy schließlich. »Erzähl mir bitte, was es ist, Bill.«
    Das Licht des Schaltbrettes verbreitete einen schwachen Schein in dem kleinen schaukelnden Raum, in dem sie eng beieinandersaßen. Nur ihre Gesichter waren klar zu erkennen - Susys bleich und gespannt, Bills anfangs unbewegt, aber dann plötzlich entschlossen.
    »Na gut, vielleicht ist es besser, wenn du alles weißt«, sagte er. »Ich - meine Praxis geht zurück - erschreckend. Ich hab es dir bisher nicht erzählt, weil ich dich nicht beunruhigen wollte. Und dann dachte ich anfangs auch, es sei nur Zufall - oder eine Flaute.«
    »Und das ist es nicht?«
    »Nein, das ist es nicht.«
    »Hast du eine Ahnung, was die Ursache sein könnte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Verflixte an der Sache! Ich hab nicht die geringste Ahnung.« Er strich sich mit dem Zeigefinger der linken Hand über den Schnurrbart.
    Susy bemühte sich, ruhig und sachlich zu bleiben. »Wann hast du es zuerst bemerkt?«
    Bill lächelte matt. »Als meine Patienten fortblieben.«
    »Und wann war das?«
    »Ungefähr vor zwei Monaten.«
    »Zu der Zeit, als du den Typhuserreger zu suchen begannst?«
    Er sah sie an. »Worauf willst du hinaus?«
    Sie hob die Schultern. »Hast du vielleicht zu jemand geäußert, daß dir die Sache ein Rätsel ist?«
    »Ja, sicherlich. Warum sollte ich auch nicht?«
    Susy legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ich möchte mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen, Lieber - aber mein Vater pflegt zu sagen, daß kein Arzt geschätzt wird, der einen Mißerfolg zugibt. Pa sagt immer, die Leute erwarteten Allwissenheit von einem Arzt, und es erschrecke sie zu Tode, wenn er bekennt, daß er mit seiner Weisheit am Ende ist.«
    »Hm, du könntest recht haben. Aber ganz leuchtet mir deine Erklärung doch nicht ein. Die Leute hier regen sich nicht so leicht auf. Ich glaube nicht, daß sie gleich den Kopf verlieren, nur weil ich gesagt habe, daß ich die Infektionsquelle nicht finden kann. Es muß noch mehr dahinterstecken.«
    Susy erinnerte sich an Annes Worte. »Du meinst, jemand hat einen Groll gegen dich und verbreitet deshalb böse

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