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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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fernes Donnergrollen. Ach, wenn der Doktor doch sein Krankenhaus hätte, das er sich so sehr wünscht! Neulich sagte ich zu den Frauen: Ihr solltet lieber Geld für ein Krankenhaus sammeln, als den Doktor hier rauszuekeln. Ich würde gern ein Stück von meinem Land dazu hergeben.«
    Susy war gerührt von Frau Edgetts Treue, obwohl sie bei sich dachte, daß etwas Diplomatie in diesem Fall vielleicht angebrachter wäre als allzu ungestümes Vorgehen. Aber Frau Edgetts Einfluß würde auf jeden Fall die Flut dämmen helfen, die sich drohend auf Bill zuwälzte. Susy verlor die Hoffnung nicht und ging weiter ihren Weg.
    Gleichzeitig mit ihren Skiern und ihren Schneereifen kam als Geschenk ihres Vaters ein Waschbärmantel von daheim an. Susy freute sich natürlich darüber, aber ihre Sorge um Bill überschattete alles andere. Selbst Mariannas Ankunft, die unter anderen Umständen ein großes Ereignis gewesen wäre, wurde daneben unwichtig.
    Das Land setzte Marianna in Erstaunen und erschreckte sie sogar. Sie konnte ohne Furcht in Torwegen schlafen und sich nachts allein in den Straßen der Großstadt herumtreiben, aber hier in der fremden Gebirgswelt ängstigte sie sich. In ehrfürchtigem Schweigen starrte sie auf die hohen Berge, betrachtete Springdale jedoch ein wenig verächtlich. »Ist das alles? Das sind ja bloß ein paar Häuser. Und dort soll ich in die Schule gehen?«
    »Warum nicht?« antwortete Susy lachend. »Die Schule hier ist sehr gut.«
    Nur Mariannas Verehrung für Susy hielt sie davor zurück, ihre Meinung offen auszusprechen. Obwohl sie schon neunzehn Jahre alt war und im zweiten Jahr auf der Oberschule, war sie immer noch scheu und zurückhaltend. Ihre flinken Augen überflogen Annes einfach eingerichtete, gemütliche Zimmer mit wachsender Verwirrung. Alles erstaunte sie - die Holzkiste, die Öllampen, der Ofen im Wohnzimmer, die alten Lehnstühle, die dicken Federbetten und die Zinkbadewanne, die man eimerweise mit Wasser füllen mußte.
    Susy hatte Bedenken gehabt, ob Marianna und Anne gut miteinander auskommen würden, aber ihre Sorge erwies sich als unbegründet. Anfangs brachten Annes Hauskleider und ihre Aussprache Marianna ein wenig aus der Fassung. Aber trotz ihrer Unwissenheit war sie durchaus nicht dumm. Sie erkannte schon nach kurzer Zeit, daß Anne eine Persönlichkeit war, und begegnete ihr mit Respekt. Anne aber war von Susy auf Mariannas Sonderlichkeiten vorbereitet worden und behandelte sie von vornherein mit freundlicher Nachsicht.
    »Was ist das?« fragte Marianna und zeigte aus dem Fenster.
    »Ein Brunnen.«
    »Wozu ist er da?«
    »Ach, mein Himmel!« entfuhr es Anne. »Wir holen unser Wasser daraus«, erklärte sie dann.
    Marianna starrte sie mit großen Augen an. »Sie - Sie holen Wasser zum Trinken aus der Erde?«
    Nun schaltete sich Susy ein. »Was glaubst du denn, woher das Wasser in New York kommt?«
    »Aus der Wasserleitung.«
    »Natürlich. Aber in die Wasserleitung kommt es aus Seen, die unter der Erde liegen.«
    »Jeses! Darüber hab ich noch niemals nachgedacht.«
    Wenn es zu dämmern begann, bekam Marianna Angstzustände. Schrie draußen eine Eule oder zerriß krachend das Eis eines nahen Teiches, so sprang sie erschrocken vom Stuhl auf. Mit wild aufgerissenen Augen saß sie da und horchte, wenn infolge der strengen Kälte laut knallend ein Baumstamm barst oder ein großer Eiszapfen abfiel und krachend zersplitterte. Einmal behauptete sie steif und fest, jemand kröche auf dem Dach herum, bis Susy sie überzeugte, daß das Geräusch von einem abgebrochenen Zweig verursacht wurde, der über den verkrusteten Schnee glitt.
    »Ach so! Wahrscheinlich gewöhnt man sich daran.« Mariannas Stimme zitterte merklich.
    »Natürlich gewöhnst du dich daran. Nach zwei Wochen wirst du solche Geräusche überhaupt nicht mehr hören.« Susy zögerte einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Ich würde dir raten, in der Schule nicht zuviel Fragen zu stellen - über Dinge auf dem Lande, meine ich.«
    Marianna nickte. »Ich verstehe. Es wäre dasselbe, wenn einer von hier nach New York käme. Man würde ihn auslachen. Wann soll ich denn mit der Schule anfangen?«
    »Am Montag. Ich dachte, es würde gut sein, wenn du dich vorher ein bißchen einlebst.«
    Am Montag gab es dann sieben neue Typhusfälle, vier in Springdale und drei auf umliegenden Farmen. Innerhalb einer Woche erkrankten weitere zwölf Personen.
    Der Ort geriet in Aufruhr. Immer wieder, wenn Susy zu einem Kranken gerufen wurde,

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