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Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Titel: Susanne Barden 05 - Jung verheiratet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Verantwortung ist sehr groß. Fräulein Wilmont ist gewiß oft müde und nervös. Wenn sie dann noch entdeckt, daß eine Schülerin nachlässig ist, gibt ihr das natürlich den Rest. Sie hat stets nur das Wohl des Krankenhauses im Auge. Du darfst ihre Sorgen nicht noch vermehren; das mußt du doch einsehen!«
    Es entstand ein Schweigen. Marianna schluckte. Dann sagte sie mit Überwindung: »Ich will versuchen, mich zu bessern.«
    Eine Woche lang herrschte Ruhe, und Susy glaubte schon, es sei alles in Ordnung. Aber eines Morgens stelzte Luise mit hochrotem Kopf ins Büro. »Ich hab’ getan, was ich konnte!« stieß sie hervor. »Aber es hat alles keinen Zweck. Marianne Lawson eignet sich nicht als Krankenschwester.«
    »Was hat sie denn nun wieder angestellt?«
    »Sie wäscht niemals ordentlich ab, und die Nachtschwester hat keine Zeit, sich darum zu kümmern. In dieser Woche habe ich sie zweimal wegen der Unordnung in der Küche zur Rede gestellt. Heute sah es wieder wie im Schweinestall darin aus. Als ich ihr Vorwürfe deswegen machte, starrte sie mich unverschämt an und sagte: >Wenn Sie nicht endlich aufhören, an mir rumzumäkeln, werd’ ich überhaupt nicht mehr abwaschen.<«
    »Das ist ja die Höhe!« rief Susy. »Nein, das geht zu weit! Heute nachmittag wird Marianna zu Ihnen kommen und sich entschuldigen.«
    »Darauf lege ich gar keinen Wert«, entgegnete Luise. »Aber das Mädchen eignet sich nicht für diesen Beruf.«
    Susys Herz war schwer, und sie sah recht grimmig aus, als Marianna ins Büro trat. Es wurde eine stürmische Sitzung.
    »Ich habe alles versucht!« verteidigte sich Marianna erregt. »Aber Fräulein Wilmont benimmt sich wie ein Feldwebel auf dem Kasernenhof.«
    »Ich will nichts mehr hören!« entgegnete Susy scharf. »Es war verkehrt, dich Nachtdienst machen zu lassen. Das ist keine Arbeit für Kinder, die sich nicht zu benehmen verstehen. Unverschämtheiten dulde ich nicht, hörst du?«
    Marianna war sprachlos. Sie hatte Susy schon oft aufbrausen sehen, aber kalten Zorn hatte sie noch nicht an ihr erlebt.
    »Du wirst keinen Nachtdienst mehr machen. Deinen Platz wird Joan Dittmar einnehmen. Und wenn ich noch einmal eine ähnliche Klage über dich höre, wird das ernste Folgen für dich haben.«
    Marianna starrte Susy erschrocken an, sagte jedoch nichts.
    »Setz dich. Ich muß dir noch etwas sagen.«
    Nachdem Marianna sich zögernd hingesetzt hatte, beugte sich Susy vor und sah sie ernst an. »Du mußt es lernen, dich zu beherrschen, Marianna! Darum kommst du nicht herum, das sage ich dir! Irgendwie wirst du dir ja deinen Lebensunterhalt verdienen müssen, und immer wirst du jemanden über dir haben, was du auch tust. Wenn du es nicht beizeiten lernst, dich anderen Menschen anzupassen, wirst du es dein Leben lang sehr schwer haben. Du bist nicht dümmer und ungeschickter als die beiden anderen Schülerinnen, die Nachtdienst gemacht haben, aber du allein bist mit Fräulein Wilmont aneinandergeraten.«
    »Aber ...«
    »Natürlich mußt du dich bei ihr entschuldigen.«
    Marianna stand langsam auf. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. »Ich soll mich bei Fräulein Wilmont entschuldigen?«
    »Selbstverständlich! Du hast ihr eine unverschämte Antwort gegeben.
    Das darf eine Krankenschwester nicht tun - und auch kein
    anderer Mensch - unter keinen Umständen!«
    »Du bestehst darauf, daß ich mich entschuldige?«
    »Gewiß.«
    »Wann?«
    »Heute nachmittag. Geh jetzt in dein Zimmer.«
    Marianna ging langsam zur Tür. An der Schwelle blieb sie stehen und sah noch einmal zurück. Ihre Augen hatten den Ausdruck eines jungen Hundes, den man grundlos geschlagen hat.
    Susy erschrak, als sie diesen Ausdruck bemerkte. Marianna hatte sie überhaupt nicht verstanden. Sie spürte weder Schuld noch Reue, sondern fühlte sich nur ungerecht behandelt.
    »Wie schrecklich!« dachte Susy. »Willi hat recht, sie gehört nicht hierher; sie ist zu unentwickelt. Kit und ich hätten sie nicht überreden sollen, Krankenschwester zu werden. Aber was soll nun geschehen?«
    Im Augenblick war wohl nichts zu machen. Man mußte abwarten. Arme Marianna! Niemand konnte ihr helfen. Sie würde den harten bitteren Weg der Erfahrungen gehen müssen. Die Frage war nur, ob sie weiter in der Schule bleiben sollte. Bisher hatte sie sich recht gut bewährt. Man durfte nichts übers Knie brechen.
    Susys Gedanken wurden durch das Klingeln des Telefons unterbrochen. Dann brachte ihre Sekretärin die Post. Eine Oberschwester kam ins

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