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Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Titel: Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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kann behaupten, ich hätte es Ihnen schwer gemacht.«
    Er drehte sich etwas verwundert um. »Wünschen Sie etwas von mir?«
    »Gewiß!«
    Frank sah fragend zu Pat hin, die schweigend auf den Mistelzweig zeigte.
    »Ach so!« rief er, vom Stuhl aufspringend. »Wohlan, mein Zuckerpüppchen!« Theatralisch breitete er die Arme aus, umfing Nancy und küßte sie herzhaft auf den Mund.
    »Das ist für Weihnachten«, sagte er. »Und hier ist noch einer als Vorschuß für Silvester.«
    Nancy sprang vom Schemel, stellte ihn in die Ecke zurück und ging lachend fort.
    »Netter Abend!« sagte Dr. Warren zufrieden, nahm noch ein paar Süßigkeiten aus der Schachtel und beugte sich wieder über seine Karteikarte.
    Nur Susy hatte bemerkt, daß Margot gerade in dem Augenblick zurückgekommen war, als er Nancy zum zweitenmal küßte. Das Mädchen hatte wie erstarrt zugesehen, bis Nancy den Schemel fortgestellt hatte, und war dann davongeeilt.

 
Silvesterabend
    Am nächsten Tag hatte Susy frei. Den Vormittag verbrachte sie zu Hause mit den Kindern, am Nachmittag besuchte sie Bill. Als sie wieder zum Dienst kam, war Margot fleißig wie immer, anscheinend munter, aber ziemlich wortkarg.
    Im Speisesaal erzählte man sich, daß sie dem jungen Warren jetzt die kalte Schulter zeige und daß er sich dadurch in seiner Eitelkeit verletzt fühle. Da in Krankenhäusern viel geklatscht wird, gab Susy nichts darauf. Schließlich ging sie die Sache ja auch nichts an. Margot hatte sie nicht um Rat gefragt und auch nicht ins Vertrauen gezogen. Man überließ sie wohl am besten sich selber.
    Zwischen Weihnachten und Neujahr war das Krankenhaus halb leer. Nur ein paar Unfallpatienten wurden eingeliefert. Es gab nicht viel zu tun, und gegen Ende der Woche begann Susy sich zu langweilen. Den anderen erging es offenbar ebenso. Ein Krankenhausstab, der daran gewöhnt ist, schnell und pausenlos zu arbeiten, entwickelt nach einer verhältnismäßig ruhigen Zeit einen Überschuß an Energie, der sich auf die verschiedenste Weise austobt - angefangen von einem heftigen Drang aufzuräumen und sauberzumachen, bis zu plötzlich auftretenden Ausbrüchen gelinden Wahnsinns.
    Als Susy am einunddreißigsten Dezember zum Dienst kam, hörte sie ein lautes Gelächter aus der Unfallstation und fand auch die Mädchen im Schwesternzimmer in ausgelassener Stimmung vor.
    »Was ist denn los?« fragte sie neugierig, während sie ihren Mantel aufhängte.
    »Haben Sie noch nicht von Warren und Fräulein Bagley gehört?« Kichernd erzählten ihr die Schwestern, was sich zugetragen hatte.
    Fräulein Bagley, eine strenge Person, die fast niemals lachte, war Inspektorin der großen Frauenstation in dem alten Gebäude des Krankenhauses. Frank Warren hatte nun die Schwestern der Unfallstation dazu angestiftet, seinen Kopf zu bandagieren, so daß nur ein Auge hervorsah. Dann legte er sich auf eine Bahre, deckte sich mit einer Decke zu und ließ sich nach Station A bringen. Dort angekommen, stöhnte er ganz fürchterlich. Verzweifelt wehrte sich Fräulein Bagley dagegen, einen Mann in ihre Station aufzunehmen. Als alles nichts half, lief sie zum Telefon, um den vermeintlichen Irrtum aufzuklären. Da richtete sich Frank auf, riß die Bandage ab und brach in lautes Gelächter aus. Was blieb Fräulein Bagley übrig, als ebenfalls zu lachen? Dennoch nahm sie Dr. Warren den Streich recht übel.
    »Das kann ich ihr auch nicht verdenken«, sagte Pat. »Die Frauenstation ist ohnedies ein richtiges Irrenhaus. Ich hätte Frank tüchtig angeschnauzt, wenn er das hier gemacht hätte.«
    »Ach, Frau Glennon, es war doch nur ein Scherz!« verteidigten die jüngeren Schwestern den beliebten Arzt. Frau Glennon lachte wohl, blieb jedoch bei ihrer Meinung.
    Franks Streich schien eine allgemeine Blödelei ausgelöst zu haben. Als Susy um vier Uhr ein Gläschen Whisky für einen alten Mann eingoß, fragte sie Eben, ob er etwa heimlich einen gekippt habe; die Flasche sei verdächtig leer.
    Eben war ein fanatischer Alkoholgegner. Hin und wieder pflegte er zu betonen, daß noch kein Mensch Schnaps an ihm gerochen hätte und daß dies auch niemals vorkommen würde. Er erwiderte kein Wort auf Susys Verdächtigung, sondern lächelte nur. Aber als sie später in die Wäschekammer ging, um ein Handtuch zu holen, machte er leise die Tür hinter ihr zu und drehte den Schlüssel um. Pat gab gerade Medizin ein, und Peggy maß Temperaturen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Susy aus ihrem Gefängnis erlöst wurde.

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