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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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geht‘s?« Er schien nicht ganz bei der Sache. Dann hörten Ashling und Ted das Gebrüll aus dem Obergeschoss.
    »Craig ist in der Badewanne«, erklärte Dylan.
    »Es scheint ihm nicht zu gefallen.«
    »Das Schlimmste steht noch bevor: Ich muss ihm nämlich die Haare ausspülen.« Dylan erschauderte. »Dann klingt es, als würde er bei lebendigem Leibe verbrannt, aber macht euch nichts draus. Ich muss wieder nach oben.« Er war schon halb oben, als er sagte: »Clodagh ist in der Küche.«
    Clodagh saß am Küchentisch und versuchte verzweifelt, Molly zum Essen zu überreden. Alles, was nicht Keks, Chip oder Bonbon war. In den letzten zwei Wochen hatte Molly die Nahrungsaufnahme verweigert. Einfach so, zum Vergnügen.
    Ashling gab Clodagh eine Mappe mit ihrem Lebenslauf in zehnfacher Ausführung.
    »Was ist d...? Ach so, danke.« Mit einer fließenden Bewegung schob Clodagh die Mappe unter einige Kinderbücher auf dem Tisch.
    -»Willst du dich nicht umziehen?«, fragte Ashling, als sie sah, dass Clodagh noch in Jeans und T-Shirt war. »Euer Taxi wird gleich da sein.«
    »Ich will einfach, dass sie was isst...«
    »Ich könnte es mal versuchen«, bot Ted galant an.
    Aber bei dem Vorschlag schob Molly ihre Unterlippe vor und brachte sie dramatisch zum Zittern.
    »Danke, aber...« Entnervt versuchte Clodagh wieder, Molly einen Löffel zwischen die wenigen, aber fest zusammengebissenen Zähne zu schieben.
    Nichts zu machen. Jetzt hatte Molly ein Publikum und würde auf gar keinen Fall einen Bissen essen.
    »Iss doch ein bisschen Rührei, Schatz«, versuchte Clodagh sie zu überreden. .
    »Warum?«
    »Weil es gut für dich ist.«
    »Warum?«
    »Weil es voller Proteine ist.«
    »Warum?«
    Nicht nur verweigerte Molly das Essen, sondern sie hatte außerdem das Warum-Spiel gelernt. Am Vormittag hatte sie neunundzwanzig Mal »Warum?« hintereinander gefragt. Clodagh hatte mitgemacht, weil sie aus fatalistischer Neugier sehen wollte, wie weit das ging, aber sie hatte vor Molly aufgegeben.
    »Dein Haar sieht sehr schön aus!« Ashling bewunderte Clodaghs dichtes honigblondes Haar.
    »Danke. Ich war extra beim Friseur.«
    Dann fiel Ashling das neu dekorierte Wohnzimmer ein, und sie machte einen Besichtigungsgang.
    »Sieht ja toll aus!«, begeisterte sie sich, als sie wieder in die Küche kam. »Das Zimmer bekommt eine ganz andere Stimmung. Du hast ein gutes Auge für Farben.«
    »Kann sein.« Clodagh hatte das Interesse verloren. Als das Zimmer tapeziert wurde, war sie sehr aufgeregt gewesen, aber jetzt, da alles gemacht war, verspürte sie keinerlei Befriedigung oder Erfüllung.
    Plötzlich richteten alle den Blick nach oben, wo ein Schrei ertönte, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Craigs Haar wurde ausgespült.
    »Er klingt wirklich, als würde er bei lebendigem Leibe verbrannt«, kicherte Ashling. »Der Ärmste.«
    Nach einer Weile ebbten die schrillen Schreie ab und wurden zu einem hysterischen Gewinsel. Die Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Mollys Zwangsernährung.
    »Jeder muss seinen Teller leer essen, wenn er groß und stark werden will.« Clodagh näherte sich erneut Mollys Mund mit einem Löffel voll Rührei.
    »Warum?«
    »Weil sie es müssen.«
    »Warum?«
    »Darum.«
    »Warum?«
    »Darum.«
    »Warum?«
    »Darum, verdammt noch mal!« Clodagh klatschte mit dem Löffel in den Teller, so dass Rühreiflöckchen über den Tisch hüpften. »Das ist sinnlos hier. Ich ziehe mich jetzt um.«
    Als Clodagh aus der Küche rauschte, warf Ted Ashling einen entsetzten Blick zu.
    »Ganz schlecht, wenn man Kindern seine eigenen Schwächen zeigt«, bemerkte er.
    Clodagh steckte den Kopf noch einmal um die Ecke. »Das habe ich früher auch gedacht. Aber warte nur, bis du selbst Kinder hast«, warnte sie ihn. »Dann hast du auch alle möglichen Regeln, und keine funktioniert.«
    Ted hatte Clodagh nicht kritisieren wollen. Er hatte Clodagh nur mit seiner etwas strengeren, aber liebevollen Herangehensweise helfen wollen. Er fühlte sich missverstanden; die Situation war ihm peinlich. Das Gefühl verstärkte sich noch, als Molly mit dem Löffel auf ihn zeigte und - obwohl sie sonst kaum einen ganzen Satz sprechen konnte - klar und deutlich sagte: »Mummy mag dich nicht.«
    Clodagh rannte die Treppe hoch. Für das ausgiebige, entspannende Aromabad war es nun zu spät. Sogar zum Duschen und Schminken wurde die Zeit knapp. Dann zog sie sich ehrfürchtig das pink-weiße hautenge Schlauchkleid an, das sie gekauft

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