Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
kannst du nicht sagen …«, begann Isobel.
»Sicher kann ich«, schnitt ihr Fiona das Wort ab. »Und normalerweise macht mir das auch nichts aus. Wir sind gute Kumpel, er ist ein toller Arbeitskollege, und das wär’s. Aber dann hast du mich auf gewisse Gedanken gebracht, und ich hab mich wohl ein wenig verrannt …«
»Tut mir Leid, wenn ich mich geirrt haben sollte«, sagte Isobel unbehaglich.
Fiona erfrischte ihr Gesicht mit kaltem Wasser und betrachtete sich dann im Spiegel. »Es macht mir ja gar nichts aus, single zu sein. Ich ziehe es die meiste Zeit sogar vor. Ich und die Hunde, wir sind eine prima Familie. Nur manchmal passiert halt etwas, das einen aus dem Gleichgewicht bringt. Das einen nachdenklich macht, ob es nicht noch andere Dinge im Leben gibt. Es ist viel besser, man fängt erst gar nicht an, über all so was zu grübeln.«
»Es tut mir so Leid«, wiederholte Isobel bedrückt. »Bitte schau nicht so traurig.«
Fiona lächelte sich im Spiegel an, mehr ein Zähnezeigen als ein echtes Lächeln. »Mir geht’s prima«, behauptete sie und wandte sich zu Isobel um. »Wie gesagt, die meiste Zeit bin ich glücklich, so wie ich bin. Was die meisten Leute nicht von sich sagen können, nicht wahr?«
Nach der Redaktionssitzung, bei der Fiona, William und Isobel einander nicht anzusehen wagten und ein wenig betreten dreinblickten, rief Helen Hogan Isobel zu sich ins Büro.
Isobel war nun beinahe immun gegen diese Besprechungen geworden. Ihr Herz machte lediglich ein paar kleine Zusatzzuckungen, anstatt der gewaltigen Sprünge, Überschläge und dem olympiareifen Rasen bei den ersten derartigen Befehlen.
»Meine liebe Isobel«, säuselte der Colonel und führte sie zu der burgunderroten Ledercouch in der Ecke ihres Büros. »Ich möchte Ihnen zunächst einmal für die Sandwiches danken. Wirklich köstlich. Eine sehr umsichtige Abschiedsgeste. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass Hühnchen und Avocado zusammenpassen. Und was war dieser köstliche Geschmack in den Cornedbeef-Sandwiches …?«
»Äh, Senf?«
»Senf! Was für ein außergewöhnlicher Einfall. Nun, meine Liebe, ich wollte nur sagen, was für ein Vergnügen es war, Sie hierzuhaben …«
»Ach Gott, ja, mir hat es auch sehr gefallen«, meinte Isobel fröhlich.
»… und ich muss außerdem sagen«, fuhr Hogan fort, »dass ich Ihre Einstellung äußerst herzerfrischend finde. Oder besser gesagt, Ihren Mangel an Einstellung. Ich habe beobachtet, wie Sie mit den Leuten hier umgehen. Erst zwei Wochen hier, und schon vertraut sich Ihnen jedermann an. Eine Kummerkastentante fürs Büro, sozusagen.«
»Äh, dankeschön«, stammelte Isobel, die sich nur zu bewusst war, was für ein Schlamassel sie mit William und Fiona angerichtet hatte. Jetzt kam sich Will wie ein Trottel vor, und Fiona war aufgebracht und verletzt. Nicht gerade eine heiße Empfehlung für eine Kummerkastentante.
»Ihre Schwester macht sich ebenfalls nicht schlecht, seit sie hier bei uns angefangen hat«, fuhr der Colonel vertraulich fort, »aber ich darf Ihnen wohl gestehen, dass ihre Einstellung manchmal zu wünschen übrig lässt. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, Clare sollte lieber Reminiszenzen schreiben,
als bei dieser Zeitschrift zu arbeiten. Sie ist nicht immer ein Team Player. «
Isobel war empört. »Clare ist eine wundervolle Journalistin.«
»Ihre Loyalität ist lobenswert, Isobel, my dear. Ein Hoch auf die Loyal Family . Aber ich wollte damit bloß sagen, dass ich Leute mag, die ihre Arbeit ohne großes Tamtam erledigen. Und in Anerkennung Ihrer Leistungen möchte ich Ihnen einen kleinen Bonus überreichen …«
»Ach, das ist doch gar nicht nötig …«, rief Isobel aus, die sich noch über die vorherige Bemerkung des Colonels über Clare ärgerte.
»Aber sicher ist es das. Money makes the world go round. Und Sie werden natürlich auch für Ihren Beitrag zu dieser Rollentauschgeschichte mit Clare bezahlt. Hat sie Ihnen erzählt, dass ihr eine äußerst griffige Headline eingefallen ist – ›Die andere Seite der Medaille‹? Perfekt. Jetzt brauchen wir bloß noch einen Untertitel. Ich habe an etwas gedacht wie ›Zwei Schwestern tauschen und verraten uns ihr Geheimnis – welche hat das bessere Los?‹«
»Nun, das klingt – perfekt. Und vielen Dank für den Bonus, das hätte ich wirklich nicht erwartet.« Isobel nahm den Umschlag und konnte nicht umhin, den erfreulich dicken Inhalt prüfend zu drücken. Sie konnte sich nicht erinnern,
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