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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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wann sie das letzte Mal eigenes Geld verdient hatte. Sie könnte damit etwas für die Kinder kaufen – Spielsachen oder neue Winterschuhe oder Wurmmedizin oder ein Betäubungsgewehr …
    Überglücklich zog Isobel kurz darauf Mrs. Hogans Tür hinter sich zu und machte eine halbe Drehung und einen Hopser. Sie blickte über den Raum hinweg zu William, der mit dem Mund »das Geld?« formte und beide Daumen hochhielt, als sie nickte. Fiona gab ihr ebenfalls ein Victory-Zeichen. »Du hast’s verdient«, signalisierte sie.
    Isobel marschierte grinsend an ihren Schreibtisch zurück.
Es war schön, Freunde zu haben, selbst wenn sie nur geborgt waren. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sehr sie sich seit der Geburt der Kinder selbst isoliert hatte. Kein Wunder, dass sie so von Clare abhängig war – alle ihre anderen Freunde aus der Arbeit und den früheren Schultagen waren durch ihre eigene Nachlässigkeit nach und nach aus ihrem Leben verschwunden.
    Vielleicht, dachte sie und blickte lächelnd zu Will und Fi hinüber, sollte sie aufhören, das Leben anderer so sehr steuern zu wollen. Freunde haben konnte auch bedeuten, sie einfach so sein zu lassen, wie sie waren, so wie Fiona gesagt hatte. Isobel kam der Gedanke, dass dasselbe möglicherweise auch für den eigenen Mann und die Kinder galt. Und selbst für Kummerkastentanten.
    Aber dieser Gedanke war zu weit greifend, um ihn im Moment verdauen zu können. Stattdessen öffnete sie ihren Umschlag heimlich unter dem Schreibtisch. Fünfhundert Dollar! Zum Teufel mit Schuhen für die Kinder. Einmal in ihrem Leben wollte die ewig brave Isobel das Geld für sich selbst ausgeben. Samstag (ihrem letzten Tag in Freiheit, wie sie ihn bereits insgeheim nannte) würde sie einkaufen gehen, sich einen schicken Haarschnitt gönnen und sich auch sonst nach Strich und Faden verwöhnen.
    Das war ihr letzter Schnaufer Egoismus, bevor sie wieder in ihr Leben als Isobel »Mummy-nimmt-das-verbrannte-Rippchen« Ashton zurückkehrte.

14. KAPITEL
    Clare manövrierte den Buggy geschickt durch die zwei riesigen Glastüren von Henderson Blake, der Steuerberaterkanzlei, die Philip Ashton zu ihren Partnern zählte.
    »Hallöchen«, sagte sie zu der tadellos, wenn auch ein wenig übertrieben herausgeputzten Achtzehnjährigen, die hinter der ausladenden Rezeption saß. »Clare Calloway. Ich möchte gerne Phil Ashton sprechen.«
    »Einen kleinen Moment, Mrs. Calloway. Werden Sie von Mr. Ashton erwartet?«, erkundigte sich die Rezeptionistin.
    »Nein.«
    Die junge Dame versuchte ein Hochziehen ihrer zwei dünnen Augenbrauen, die so hingebungsvoll gezupft worden waren, dass es nicht so aussah, als würden sie je den Mut aufbringen, wieder ungebeten Haare sprießen zu lassen. »Darf ich dann vielleicht wissen, worum es sich handelt?«, erkundigte sie sich spitz.
    »Sie können ihm sagen«, grinste Clare, »es handelt sich um seine Kinder. Recht herzlichen Dank.«
    Das Mädchen riss die Augen auf und ließ den Blick fassungslos über Alex in seinem Buggy und Ellen gleiten, die ihr neues Cowboykostüm trug. Dann griff sie zum Hörer. Ihre Lippen (matte Farbe, kein Lipgloss) bewegten sich kaum, als sie in den Hörer hineinmurmelte.
    Clare kämpfte mit einem Lachkoller. So pflanzt man ein Gerücht.
    Ein paar Minuten später platzte Phil mit hochrotem Kopf durch eine der Mattglastüren.

    »Clare, ist was passiert?«, erkundigte er sich besorgt.
    »Hallo, Phil, nein, gar nichts. Ich dachte bloß, wir könnten dich überraschen und zum Lunch ausführen.«
    »Ja, Daddy«, echote Ellen, die er sofort beim Herauskommen auf den Arm genommen hatte. »Wir wollen Pizza essen.«
    »Pizza, mmmh, das wäre – wunderbar«, sagte Phil. »Ich habe bloß nicht mit euch gerechnet.«
    Clare feixte. »Wir dachten, wir riskieren’s einfach mal. Ellen wollte unbedingt mit der S-Bahn fahren, und ich dachte, dann könnten wir ja gleich in dem neuen Museum vorbeischauen. Aber zuerst würden wir gerne mit Daddy zum Lunch gehen. Sie haben ja während der Woche ohnehin nicht sehr viel von dir.«
    »Ja, das ist wirklich eine gute Idee«, sagte Phil jetzt überraschenderweise. »Wartet hier, ich hole nur rasch mein Jackett.«
    Phil verschwand mit Ellen auf dem Arm durch die Glastür, weil sie darauf bestanden hatte, sehen zu wollen, wo Daddy arbeitete. Clare lächelte der Rezeptionistin gewinnend zu und meinte vertraulich: »Männer!«
    Der jungen Dame, deren Augen nun so groß wie Untertassen waren, juckte es ganz offenbar in den

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