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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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erschien ihr auf einmal äußerst fragil und kostbar. Etwas Wundervolles, das zu riskieren krimineller Blödheit gleichkam.
    Leo war es ein wenig schwer gefallen, zu glauben, dass Isobel es ernst meinte, als sie sagte, er müsse verschwinden – auf der Stelle. Am Ende drängte sie ihn so schnell aus der Tür, dass er noch dabei war, mit dem zweiten Bein in seine schwarze Jeans zu hopsen. Und seine schwarze Lederjacke warf sie kurzerhand aus dem Wohnzimmerfenster auf die Straße hinunter und riet ihm, sich auf die Socken zu machen, bevor sie sich noch jemand unter den Nagel riss.
    Das Letzte, was sie von Leo gesehen hatte, war seine vor Wut schier platzende Gestalt, die ihr drohend die Jacke entgegenschüttelte und hinaufrief: »Du dämliches, verdammtes Miststück!«
    Dann war sie unter die Dusche gegangen und hatte sich erst mal eine halbe Stunde lang gründlich abgeschrubbt, wobei sie den Gedanken zu verdrängen versuchte, dass sie heute Abend etwas über sich entdeckt hatte, das ihr ganz und gar nicht gefiel. Sie hatte immer gewusst, dass sie nicht perfekt war, aber dennoch besser als die meisten. Nun, jetzt nicht mehr.
    Nach der Dusche wickelte sie sich in ihren dicken hellblauen Frotteemantel und machte sich erst einmal eine Tasse heiße Milch. Nachdem sie am Esstisch Platz genommen hatte – so weit von der Couch entfernt wie möglich -, war ihr der Gedanke gekommen, dass es nicht gerade klug gewesen war, Leo so rauszuwerfen. Wenn ihm nach Rache gelüstete, war er im Stande, Clare zu erzählen, was passiert war, und das wäre schrecklich.
    Noch schrecklicher jedoch wäre es, wenn Phil davon erführe. Phil, der ihr auf einmal so kostbar und von Herzen treu
erschien. Der Gedanke, er könne je herausfinden, dass sie sich mit einem anderen auf dem Sofa herumgewälzt hatte, war zutiefst demütigend für Isobel. Der bloße Gedanke daran jagte ihr schon ein Schaudern über den Rücken. Ja, was tat jetzt die gelassene, befehlsgewohnte Isobel, die alles stets unter Kontrolle hatte?
    Sie war schließlich mit dem Gedanken ins Bett getrottet, dass sie eben einfach darauf vertrauen musste, dass Leo seine eigene schäbige Rolle in diesem Drama ebenso wenig würde publik machen wollen wie sie. Eventuell besaß er ja doch einen Funken Anstand und überlegte es sich zweimal, bevor er etwas sagte, das ihre Freundschaft mit Clare und vielleicht auch ihre Ehe zerstören könnte.
    Nach einer langen, schlaflosen Nacht war sie dann nur noch erleichtert gewesen, ihre Sachen zusammenpacken und Clares Wohnung verlassen zu können, um dahin zurückzukehren, wohin sie gehörte.
    Wenn sie noch durfte. Hingehören, nämlich.
    Sie fuhr zusammen, als Clare erneut »Leo« sagte.
    »Was hast du über Leo gesagt?«, krächzte Isobel geschockt.
    »Ich sagte, ich glaube nicht, dass es noch irgendeine Zukunft für mich und Leo gibt«, wiederholte Clare. »Jetzt, nachdem ich eine Zeit lang von ihm weg war, weiß ich gar nicht mehr, was mich eigentlich so zu ihm hingezogen hat. Ich meine, nun ja, er ist schon attraktiv und intelligent und fantastisch im Bett, aber sein Hirn ist meistens woanders. Frauen sind für ihn eine nette Nebensache, um seinen Sexualtrieb regelmäßig zu befriedigen und sich gelegentlich ein wenig zu unterhalten.«
    Isobel wollte sich dazu lieber nicht äußern. »Nun ja, da könntest du Recht haben …«, brummelte sie.
    »Wieso verschwende ich also meine Zeit mit ihm? Vielleicht hast du ja wirklich Recht, vielleicht sollte ich mir tatsächlich mal einen anständigen Menschen suchen – jemanden,
der Integrität hat – und mich wie eine Klette an ihn dranhängen.«
    »Wie Phil«, sagte Isobel aus tiefstem Herzen.
    »Ja«, pflichtete ihr Clare bei. »Wie Phil.«
    »Aber willst du nach wie vor Kinder haben«, erkundigte sich Isobel, »jetzt, wo du zwei Wochen mit zweien davon verbracht hast?«
    Clare wedelte mit den Händen durch die Luft. »Um ehrlich zu sein, ich hab keine Ahnung! Es war wirklich schön, mit Ellie und Alex zusammen sein zu können. Aber weißt du, immer wenn ich mir vorgestellt habe, ein Kind zu haben, dann habe ich an Säuglinge oder Kleinkinder gedacht, einen von diesen süßen kleinen Wonneproppen. Aber jetzt sehe ich mir eure beiden an und stelle mir vor, wie die Zukunft wohl aussehen mag – Ellie möglicherweise als mürrischer, bulimischer Teenager, die jeden Abend ihr vegetarisches Essen erbricht oder Alex pickelig vor dem Computer hockend, dazu die Heavy-Metal-Musik auf voller Lautstärke. Kinder

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