Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
bleiben nun mal nicht für ewig klein und süß. Und ich denke mir, dass Kinder vielleicht doch nicht so das Gelbe vom Ei für mich sind.«
Isobel stubste Clare an der Schulter. »Na, herzlichen Dank, dass du diese Zukunftsvision mit mir teilst«, sagte sie. »Also wann machen wir zwei die Fliege?«
Und plötzlich mussten beide kichern.
Als Phil mit einer Tüte Nägel auftauchte, die er gar nicht brauchte, nahm Clare dies als Gelegenheit, sich zu entschuldigen, ihre Sache zu packen und sich mit einer fröhlichen Umarmung von den Kindern zu verabschieden.
»Wir sehen uns bald«, sagte sie.
»Das würde uns freuen«, entgegnete Phil formell.
Als sie allein waren, nahm Phil Isobel erst mal ganz fest in die Arme. Isobel führte seinen Überschwang auf ihre lange Abwesenheit zurück, denn normalerweise bestand Phils Vorstellung
von einem Willkommensgruß in einem gehauchten Küsschen in der Nähe ihres rechten Ohrs.
»Es ist einfach wunderbar, dich wieder zu haben«, sagte er.
Isobel erwiderte die Umarmung zunächst zögernd, dann enthusiastischer. Während sie in sein vertrautes und gleichzeitig seltsam neues Gesicht aufblickte, schwor sie sich, einen Neuanfang mit ihm zu machen, wenn sie es nur schaffte, den gestrigen Abend irgendwie zu vergessen! Sie würde ihn mehr schätzen. Sie würde nicht mehr so eingebildet und selbstgerecht sein. Sie würde ihm Raum lassen, ein Mensch zu sein, ein Mensch mit Fehlern, so wie sie. Wenn sie nur noch einmal neu anfangen durfte.
»Es ist fantastisch, wieder daheim zu sein«, gestand sie. »Ich hätte nie gedacht, dass mir die Unordnung hier mal abgehen würde, aber im Moment kommt sie mir wie das reinste Paradies vor. Dafür würde ich Clares ordentliche kleine Bude nie eintauschen.«
»Nun ja, wir wollen auch nicht, dass du so schnell wieder verschwindest. Irgendwas hat gefehlt, als du nicht da warst; es war kein richtiges Zuhause.«
Isobel lächelte voller Liebe und Erleichterung zu ihm auf. »Das freut mich zu hören. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass es keinen Unterschied gibt, ob ich nun da bin oder nicht, einmal abgesehen von der Qualität des Essens.«
Phil nahm sie noch fester in die Arme. »Das darfst du nicht glauben«, sagte er ernst. »Es war, als würde uns das Herz fehlen. Schau, Isobel, ich weiß, dass ich es nicht oft genug sage, aber ich liebe dich wirklich.«
Isobel schlang die Arme um seinen Nacken. »Ich sag’s auch nicht oft genug, aber ich liebe dich ebenso. Du hast mir wahnsinnig gefehlt.«
»Wir haben ein Riesenglück, nicht wahr?«
»Und wie. Der Tag, an dem du mit blutendem Arm zu mir in die Notaufnahme marschiert bist, war der glücklichste Tag
meines Lebens, einmal abgesehen von den Tagen, als Ellie und Alex auf die Welt kamen.«
»Ah«, sagte Phil grinsend, »in diesem Fall lass ich mich nie wieder von dir aufziehen, dass ich ein wehleidiger Hypochonder wäre. Jeder andere Mann hätte ein Pflaster draufgeklebt und geknirscht, es wäre nicht weiter schlimm.«
Isobel blieb ernst. »Nun, dann muss ich eben häufiger erkennen, was für ein außergewöhnlicher Mann du bist.«
»Wurde auch Zeit. Und jetzt komm, setzen wir uns aufs Sofa, und du erzählst mir ein wenig.« Phil ergriff ihre Hand, die er fest hielt, als würde er sie nie wieder loslassen wollen, und führte sie zum Sofa. »Jetzt, wo du gesehen hast, wie die andere Hälfte lebt – gibt’s irgendwas, das du bedauerst?«
»Nein, nicht besonders jedenfalls«, erwiderte Isobel und dachte, dass es nur eine Sache gab, die sie sehr, sehr bereute. Aber damit musste sie sich ganz allein auseinander setzen.
Phil holte tief Luft. »Okay, du wirst jetzt sicher darauf brennen, auszupacken und hier ein wenig Ordnung zu machen, nach zwei Wochen Zigeunerwirtschaft von Tante Clare. Dann nehme ich mal die Kinder und verschwinde kurz mit ihnen, um etwas Brot und Schinken zum Lunch zu besorgen.«
»Ach wo, Phil«, sagte Isobel. »Ich kann auspacken und dabei gleichzeitig auf die Kinder aufpassen. Es macht mir nichts aus. Geh du ruhig in den Garten und lass dich nicht stören. Du weißt ja, wie langsam Ellen ist, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Ich kann die Kinder später rasch ins Auto packen und was zum Essen einkaufen, während du mit dem weitermachst, was du angefangen hast.«
»Iso«, sagte er entschlossen. »Ich möchte gerne mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Während der Woche habe ich ja kaum etwas von ihnen. Wir haben jetzt keine Eile. Es ist Sonntag. Und wir kommen unterwegs
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