Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
Vom Netzwerk:
wäre.

    Daisy merkte beschämt, wie ihr die Tränen kamen. Einfach lächerlich, dass sie fünfunddreißigjährige alte Kuh beim kleinsten bisschen zärtlicher Fürsorge seitens ihrer Mutter gleich den Hahn aufdrehte.
    »Nein«, schluckte sie. »Der Klempner hat stundenlang rumgemacht – ohne Erfolg. Er glaubt, der Ring wurde inzwischen längst ins M-M-Meer gespült.«
    »Mist«, kam es mit Nachdruck von Nell. »Na ja, es ist ja nur ein Ring, nichts wirklich Schlimmes, so, als wäre dir und Tom irgendwas zugestoßen. Wenn’s dir so viel bedeutet, könnt ihr ja einen neuen kaufen.«
    »Aber das wäre nicht dasselbe«, jaulte Daisy auf. »Das war mein Verlobungsring . Tom hat mir nicht mal’nen richtigen Antrag gemacht, bis er ihn mir an den Finger steckte! Er hat nur gesagt, ›ich meine, wir sollten jetzt Nägel mit Köpfen machen, findest du nicht?‹. Erst als ich das Ding anhatte, hat er mich richtig gefragt, und ich hab gesagt, ›na ja, es ist doch schon ausgemacht, dass wir’s im September packen‹ und er sagte, ›kein Grund, gleich sarkastisch zu werden‹ und dann haben wir uns ein bisschen gestritten und …« Ihre Stimme erstarb in einem Schluchzen.
    »Na ja, das nimmt dir ja keiner weg«, beschwichtigte Nell ein wenig ironisch. »Du hast doch nur den Ring verloren, nicht deine Erinnerungen. Ganz besonders nicht solche!«
    »Aber Tom wird ausflippen . Glaub’ nicht, dass er mir das je verzeiht.«
    »Also, wenn er dir das krumm nimmt, dann sollte er allmählich erwachsen werden. Ach, ich glaube sowieso, du unterschätzt ihn. Er wird sich viel mehr Sorgen um dich machen und dass du so bekümmert bist, als über einen runden Gegenstand.«
    »Oje, wenn er erst die Klempnerrechnung sieht – tausend Dollar! -, dann weiß ich, worüber er sich die meisten Sorgen machen wird«, erklärte Daisy düster.

    »Jetzt zerbrich dir mal nicht vorzeitig den Kopf. Geh und mach dir eine schöne Tasse Tee – leg dich ein bisschen hin, bis er nach Hause kommt. Du bist sicher fix und fertig. Oder vielleicht könntest du ja eine Freundin bitten, rüberzukommen und dir ein wenig Gesellschaft zu leisten.«
    Beide wussten, dass Nell liebend gerne in persona vorbeigekommen wäre, was leider nicht ging, da sie auf ihrer Farm in Gippsland lebte; Daisy hingegen war vor neun Jahren mit Tom zusammen nach Sydney umgezogen, der dort einen Traumjob als Unternehmensberater angeboten bekommen hatte. Nell hatte ihm das noch immer nicht ganz verziehen. Sie war der Ansicht, dass Familienmitglieder zusammenbleiben sollten, denn wozu gab es denn die Familie? Obwohl Daisy Nell schon des Öfteren darauf hingewiesen hatte, wie unwahrscheinlich es war, dass sie und Tom sich auf einer benachbarten Farm niederlassen würden – dort herrschte nur wenig Nachfrage nach Unternehmensberatern und PR-Agenturen – träumte Nell nach wie vor davon, einfach bei ihrer Tochter vorbeischauen zu können, wann immer ihr danach war. Vorzugsweise mit einem Nudelauflauf, da sich Tom und Daisy vermutlich vorwiegend von Fertigkost ernährten, diesen Päckchengerichten, die heutzutage die Supermarktregale überwucherten wie Pilze …
    »Ja, das ist ein guter Tipp«, meinte Daisy. »Und mach dir keine Sorgen um mich, Mama. Sicher hast du Recht, was Tom betrifft, und er heizt mir gar nicht höllisch ein. Und falls doch, kann er mich mal!«
    Da sie, wie sie merkte, es nicht schaffte, sich nur unweit des Tatorts aufs Ohr zu legen, beschloss sie, es sich in einem der verschiedenen Gästezimmer im Erdgeschoss bequem zu machen. Schon bald nach ihrem Umzug hatten sie sich dieses große alte Haus in Manly gekauft, einem Stadtviertel von Sydney, das zu der Zeit noch nicht so schick – und teuer – gewesen war wie heute.

    Sie liebte den alten Kasten. Ein grundsolider, heimeliger roter Backsteinbau mit einem großen Garten. Ein Haus, das nichts Angeberisches hatte, sondern vielmehr eine gutmütige Gelassenheit ausstrahlte – auf Grund vieler Jahre des Bewohntseins. Das Haus besaß hohe Räume, und die Wände waren in kühlen, dezenten Farben gehalten, ein weiches Zitronengelb oder zartes Hellblau, das gut zu dem glänzenden Parkettboden passte, den jedoch zumeist Sand und Hundehaare zierten.
    Tom und Daisy glaubten, dass die Gegend ruhig genug und sicher war für Kinder – gleichzeitig nicht zu weit vom Strand und den Innenstadtrestaurants entfernt; also konnte man noch der Illusion frönen, man gäbe sein Leben nicht ganz auf, selbst wenn die Kiddys mal da waren.

Weitere Kostenlose Bücher