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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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verquollenen, schniefenden Jammerbündel konfrontiert sah.
    »Äh, Lady, Sie haben den Hund im Wagen gelassen und er kaut, wie’s scheint, schon an der Tür, verstehnse?«, druckste der Klempner verlegen herum. Er bot nicht gerade einen ermutigenden Anblick, fand Daisy. Das war ja ein Bürschchen, ein halbes Hemd, kein gestandener Mann und obendrein klapperdürr – der Blaumann schlotterte ihm nur so um den mageren Leib. Auch sah er keineswegs Vertrauen erweckend aus: Er hatte dünne, angeklatschte braune Haare, die kleinen Äuglein standen zu eng beisammen und über seinen weit auseinander stehenden Zähnen wucherte ein kümmerliches Etwas, das man beim besten Willen nicht als Schnurrbart bezeichnen konnte. Er sah eher aus wie eine räudige, verdruckste Promenadenmischung als der erhoffte Ritter in schimmernder Rüstung.
    »O nein«, jammerte Daisy und eilte zum Wagen, um den Hund zu erlösen, wobei sie verzweifelte Blicke über die Schulter zu dem Klappergestell mit den hängenden Schultern in dem verwaschenen Arbeitsoverall warf. Als sie mit dem überschwänglich um sie herumhüpfenden Chump an ihrer Seite zurückkam, sah sie, dass der Klempner sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
    Da sperrte sie kurzerhand den Vierbeiner in den Garten und führte dann das Bürschchen in den ersten Stock und in das dem Schlafzimmer angeschlossene Bad, wobei sie auf dem Weg nach oben zwischen zahlreichen Schluchzern die ganze dumme Geschichte von dem Ring, den Kosmetiktüchern, dem Putzen und was für ein Volltrottel sie doch gewesen war, herausquetschte.

    »Äh, also, is noch was zu seh’n?«, erkundigte sich dieser Grünschnabel.
    »Wie, noch zu sehen?«, fragte Daisy verwirrt. Der glaubte doch nicht etwa, sie hätte das komplette Klo verlegt?
    »Na, ob noch was von dem Ring zu seh’n is«, erklärte er geduldig.
    »Nein, natürlich ist nichts mehr von dem Ring zu sehen«, herrschte sie ihn an. »Wenn noch was zu sehen wäre, könnte ich doch meine Hand reinstecken und ihn rausholen. Oder halten Sie mich für zu fein, die Hand in die Schüssel zu stecken und meinen eigenen Verlobungsring wieder rauszufischen?«
    »Kommt vor«, lautete sein achselzuckender Kommentar.
    Daisy starrte ihn mit offenem Mund an. Wer, zum Teufel, holte schon einen Klempner, um ein entfallenes Schmuckstück aufzuklauben? Sicher die Sorte Leute, die es sich leisten konnte, einen neuen Ring zu kaufen, anstatt den alten aus der Jauche zu fischen und ihn wieder sauber zu schrubben. Glühender Neid flammte in ihr auf. Man stelle sich vor, wie viel leichter das Leben war, wenn man sich vor keiner unvorhergesehenen Ausgabe fürchten musste!
    »Äh, Mrs. Change? Wenn Sie mir nur grad aus dem Weg gehen könnten, dann werfe ich mal einen Blick in die Schüssel«, schlug das Bürschchen im Blaumann eher lustlos vor.
    Daisy, die sich gerade vorstellte, wie sie reihenweise Schecks für neue Diamantringe ausstellte, ein paar Sitzungen beim besten Psychiater zur Bewältigung von posttraumatischen Stresssyndromen bestellte sowie, bloß so zum Spaß, eine mittelgroße Jacht für Tom, wurde rüde aus ihren Fantasien gerissen.
    Sie zwängte sich aus dem winzigen Bad und nahm auf der Bettkante Platz, während Brian bestätigte, dass von dem Ring tatsächlich keine Spur mehr existierte. »Aber das will nicht heißen, dass der Ring nicht noch irgendwo in den
Rohren unter dem Haus feststeckt. Ist sogar ziemlich wahrscheinlich. Einmal Spülen, da kommt er nicht weit. Ich muss die kleine Kamera holen«, teilte er ihr mit.
    Mit jäh aufkeimender Hoffnung beobachtete Daisy, wie das Bürschchen einen langen, schleimigen Schlauch von einer Kabelspule zog und in die Kloschüssel schob. Am Vorderende war eine kleine Kamera befestigt, die die Bilder an einen winzigen Monitor schickte. Daisy stahl sich wieder ins Bad zurück, um das Ganze auf dem Bildschirm mitzuverfolgen. Die Kamera suchte sich ihren Weg durch die Rohre und überspielte dabei Bilder von einer eigenartig glänzenden Schwarz-Weiß-Welt, wo schimmernde Objekte verführerisch an den Wänden klebten und nasse Haufen von Kosmetiktüchern – oder viel schlimmeren Peinlichkeiten – die Biegungen verstopften. Das sah viel versprechend aus. Jeder blinkende Klumpen konnte der Ring sein. Jeder Klopapierhaufen die Antwort auf ihre Gebete!
    Schwindlig vor Glück malte Daisy sich aus, wie sie den Ring wiederbekam. Die überwältigende Erleichterung! Tom bräuchte nie zu erfahren, dass sie ihn überhaupt verloren hatte,

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