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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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einsammelte … Wie sie sie ins Klo warf und runterspülte. Danach noch ein kurzer Blick über die Schulter, ja alles sauber – jedenfalls, wenn man die Region um die Wasserhähne nicht zu genau musterte.
    Mit einem Gesicht wie auf Edvard Munchs ›Der Schrei‹ jagte sie den Rest des Wegs nach Hause, eine Hand auf den Mund gepresst, um nicht laut aufzuheulen. Den verblüfften Hund im Wagen zurücklassend, hastete sie zum Haus, fummelte
fahrig mit dem Schlüssel herum und stürmte dann nach oben ins Bad, immer das Schlimmste befürchtend und dennoch auf ein Wunder hoffend. Vielleicht lag der Ring ja noch auf der Spiegelablage und blinzelte ihr kameradschaftlich zu, nach dem Motto, ›du glaubst doch nicht ernsthaft, dass etwas derart Monumentales wie ein Ring der Liebe in einem Anfall von Zerstreutheit einfach im Klo landet?‹ Ja, genau, das würde ihr der Ring ins Ohr säuseln, bevor sie ihn sich wieder an ihren Finger steckte – wo er verdammtnochmal hingehörte.
    Aber die Ablage unter dem Spiegel war leer.
    Da wusste Daisy, dass ihr zwei Möglichkeiten blieben. Sie konnte entweder auf den Fußboden sinken und sich in Schlaf heulen, um möglichst erst dann wieder aufzuwachen, wenn etwas Schlimmeres passierte – zum Beispiel ein Überfall gallertartiger Kreaturen aus dem Weltraum, die alle Gavin hießen – oder sie konnte ihre Mutter anrufen.
    Sie entschied sich für die zweite Variante.
    »Herrgottsakrament!«, keifte Nell in die Muschel, als Daisy ihre Neuigkeit herausgestammelt hatte. »Lass den Klempner kommen!« Dann knallte sie den Hörer auf die Gabel.
    So war Nell eben. Als Farmersfrau servierte sie immer sofort die praktischste Lösung. Daisy fragte sich oft, wie es kam, dass sie ein solcher Schussel geworden war, wo sie doch eine solche Mutter hatte. Nell konnte die Milchfarm, wenn nötig, ganz allein deichseln und obendrein noch einen ihrer berühmten Biskuitkuchen backen, sowie die Feiern der Kirchengemeinde organisieren und hitzige Leserbriefe an den Australian schreiben: Sie war eine seiner fleißigsten Leserbriefschreiberinnen und abonnierte den Australian schon seit ewigen Zeiten. Ihr Vater war genauso praktisch, weniger mit Worten, aber umso mehr mit Werkzeugen. Daisy dagegen fiel es schon schwer, darauf zu achten, dass an ihren
Sachen die richtige Anzahl von Knöpfen haftete. Irgendwie hatte sie überhaupt nichts vom Organisationstalent ihrer Erzeuger geerbt. Von deren Tüchtigkeit ganz zu schweigen. In ihrem Elternhaus roch es traditionell nach Lavendel und frisch gebrautem Kaffee, wohingegen Daisy, was ihren Haushalt betraf, stets am Rande des Chaos entlangschlitterte. Wollmäuse, Hundehaare und sonstigen Schmutz bekämpfte sie mit ebenso sporadischen wie halbherzigen Anfällen von Putzwut, die leider nur wenig zu fruchten schienen.
    Niedergeschlagen überlegte Daisy, dass ihre Mutter nie aus Versehen ihren Verlobungsring runterspülen würde. Nicht nur, dass sie viel zu umsichtig für ein solches Missgeschick war, auch die Symbolträchtigkeit würde ihr glatt entgehen. Daisy wusste, dass die Ehe ihrer Eltern gelassen und stetig bis ans Ende ihrer Tage dahinplätschern würde, das war so klar wie die Tatsache, dass abends die Sonne unterging oder dass ihre Friseurin sie jedes Mal fragte, was sie denn am Wochenende vorhätte.
    Bei diesem Gedanken brach sie erneut in Schluchzen aus; denn jetzt malte sie sich, zugegebenermaßen sentimental, aus, dass die beiden Ringe an ihrem Finger, die Tom selbst ihr einst mit zitternder Hand angesteckt hatte, nie mit ihr altern würden, so wie ihre Hände dies mit den Jahren sehr wohl tun würden, fleckig und gekrümmt vom Leben. Sie rief bei einer Klempnerfirma an, dann hockte sie sich auf die Treppe, legte den Kopf auf die Knie und heulte wie ein Schlosshund. Sie liebte diesen Ring. Er war ein hinreißendes altes Stück, viktorianisch, in der Form einer Blume mit kleinen Blütenblättern aus winzigen Diamanten und Rubinen. Und er sah so hübsch aus, sogar an ihrer eher kantigen Hand.
    Daisy machte sich bittere Vorwürfe, dass sie sich überhaupt einen Tag freigenommen hatte – es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, den blöden Ring zu putzen, wenn sie ins
Büro gegangen wäre. Dann fragte sie sich, ob dieser fatale Verlust wirklich bedeuten konnte, dass ihre Ehe am Ende war. Aus. Futsch. Im Abfluss. Bei diesem Gedanken greinte sie noch lauter, sodass sich der Klempner, der eine Dreiviertelstunde später läutete, unversehens mit einem verheulten,

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