Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
vorausgesetzt natürlich, sie bezahlte die Rechnung sofort. Und glücklicherweise hatte sie noch etwas Geld in ihrem ›Frivolitätenfonds‹, wo sie immer ein wenig für Extraausgaben zurücklegte, von denen der Göttergatte nichts erfahren musste – wie zum Beispiel Depilier-Kurse oder die neue La-Prairie-Augencreme, auf die irgend so ein Supermodel Stein und Bein schwor.
Sechs Stunden später sank auch die letzte Hoffnung in sich zusammen. Brian, der Klempner, hatte seine Kamera durch sämtliche Rohre dirigiert und auf jedes glänzende Klümpchen hingewiesen, das möglicherweise der Ring sein konnte. Danach war er auf die rückwärtige Veranda gegangen und hatte die nach draußen führenden Rohre aufgeschraubt, nur um anschließend darauf zu beharren, dass das
Rohr, das er in Wahrheit suchte, sich unter dem Holzboden der Veranda befand. Doch selbst nachdem Daisy aus dem Telefonbuch einen Handwerker aufgestöbert hatte, der die Veranda dann aufsägte, kam nichts dabei heraus. Die Rohre waren leer.
Schließlich, am Spätnachmittag, war Daisy vollkommen erschöpft und wie betäubt; auch musste sie dringend mal Pipi. Glücklicherweise spürte sie in ihrer Betäubung fast gar nichts, als sie einen Eintausend-Dollar-Scheck für überflüssige ›Rohrprüfungen‹ ausstellte.
»Also, ehrlich gesagt, wenn der Ring nicht in den Rohren steckt, dann war er wahrscheinlich schon’ne Viertelstunde nach dem Spülen im Klärwerk angekommen, verstehnse?«, erläuterte Brian. Sein Stolz über die Effizienz des örtlichen Abwassersystems war unüberhörbar. »Da haben Sie ihn wahrscheinlich noch gar nicht vermisst. Und im Werk wird heutzutage alles maschinell erledigt, hat den Ring dort sicher auch keiner gesehen. Nö, ich denke, das Ding landet im Meer, noch bevor Ihr Mann nach Hause kommt. Ach, äh, übrigens, ich hab’nen Kumpel, der hat ein Juweliergeschäft.«
Daisy hätte ihm am liebsten eine gescheuert. »Trotzdem danke. Aber ich wollte einfach nur meinen Ring wieder haben.«
Brian zuckte die Schultern. »Tut mir Leid, dass ich Ihnen keine größere Hilfe war.«
Langsam schloss Daisy die Haustür, während Brian, die verdreckte Kabelspule über der Schulter, ihren Tausend-Dollar-Scheck in der Brusttasche, gemächlich über den Vorgartenweg zum Wagen schlurfte. Es widerstrebte ihr, sich dem leeren Haus zuzuwenden, denn jetzt gab es nichts mehr zu tun, außer sich mit der Tatsache abzufinden, dass der Ring ein für alle Mal dahin war. Nicht mal Daisy gaukelte sich das Märchen vor, wie sie eines Tages in einem feinen Fischrestaurant saß – zur Feier ihres zwanzigsten Hochzeitstags
beispielsweise – einen gebackenen Schnappbarsch aufsäbelte und ihren Ring im Bauch des Tiers fand. Und sollte sie auch jeden Abend für den Rest ihres Lebens in einem Fischrestaurant essen …
Sie ging rasch aufs Klo, nur um dort festzustellen, dass sie es einfach nicht übers Herz brachte, die Spülung zu betätigen. Schließlich schwemmte jeder Spülgang ihren geliebten Ring weiter hinaus in den endlosen Ozean. Na ja, da der Schaden nun mal angerichtet war, nutzte es auch nichts, zaudernd im Bad herumzustehen.
Also drückte sie dann doch den Hebel und schleppte sich todmüde ins Wohnzimmer, wo sie sich in eins der massigen, butterweichen blauen Sofas sinken ließ. In ein paar Stunden käme Tom aus dem Büro, und sie musste wohl oder übel beichten. Sie könnte ihm ja vielleicht erzählen, dass sie im Park von einem frühreifen Zwölfjährigen in Ziehharmonikajeans und Buffalos mit vorgehaltener Waffe gezwungen worden war, den Ring rauszurücken. Oder in letzter Zeit hätte sie so abgenommen, dass ihr der Ring einfach unbemerkt vom Finger gerutscht war, sie wusste jedoch nicht wo, ihr Po sah jetzt wieder richtig knackig aus, wie? Nein, sagte sie sich streng, die Wahrheit . Außerdem musste sie ja auch die Sache mit der Veranda irgendwie erklären.
Müde schaltete sie das Radio an. Wenn sie Glück hatte, käme vielleicht ›Band of Gold‹, was vielleicht ein Zeichen wäre, dass der Ring doch noch gefunden würde. Doch es war nur Barbra Streisand, die hingebungsvoll ›Memories‹ sülzte. Stöhnend drückte sie auf ›Aus‹.
Das Handy läutete, und wie gehabt, suchte sie erst einmal drei Minuten wie panisch, bevor sie das verdammte Ding fand. Es war ihre Mutter, wie konnte es anders sein.
»Und? Glück gehabt?«, erkundigte Nell sich sanft; natürlich hätte Daisy ihr längst ins Telefon gekräht, wenn das der Fall gewesen
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