Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
sonderlich geeignet.
Gewöhnlich fand Daisy den Enthusiasmus ihrer persönlichen Assistentin ansteckend. Aber heute fürchtete sie, davon eine Migräne zu bekommen.
Es gefiel ihr, sich jeweils ein frisches, engagiertes und begeisterungsfähiges junges Ding als Praktikantin zu suchen, junge Frauen, die sie an sie selbst in dem entsprechenden Alter erinnerten. Großzügig sah sie über die knappsten Miniröcke und die ausgefallensten Schuhe hinweg; sie tolerierte die dauernden Diäten und Beziehungsdramen der Mädchen, denn sie fasste es als ihren Beitrag zur Zukunft des PR-Wesens auf. Dass diese Schmetterlinge nach einem Jahr wieder abhauten, um in einer ›richtigen‹ Agentur zu arbeiten, damit musste man eben fertig werden.
Das derzeitige Exemplar hieß Teagan, oder eigentlich Susan, wie sie Daisy einmal bei Lachsbrötchen am Schreibtisch anvertraut hatte. Sie war neunzehn Jahre alt, brannte vor Ehrgeiz und trug vorzugsweise kastenförmige Kostümchen in knalligen Zitrusfarben. Manchmal taten Daisy beim bloßen Hinschauen schon die Augen weh.
Nun, wenigstens hing sie nicht den ganzen Tag am Telefon und schwatzte mit ihrer Freundin – wie Ashley, die Vorgängerin – oder trug wetterfeste Grunge-Klamotten in Tarnfarben – wie Ambuh – oder musste sich jeden Tag zu Mittag irgendwelche thailändischen Currygerichte in der Mikrowelle warm machen – das war Breehanna -, sodass es danach noch stundenlang nach Nom Plaa stank. Nein, Teagan musste eigentlich nur von ein paar hartnäckigen geistigen Verirrungen geheilt werden – unter anderem der festen Überzeugung, Daisys Klientel wäre tatsächlich irgendwie vermittelbar -, dann könnte auch sie eines Tages ›den Absprung‹ schaffen. Schon jetzt war ihr dichtes, glänzendes schwarzes Haar zu einem Nackenknoten geschlungen, und sie las sowohl die englische als auch die amerikanische Ausgabe von Vanity Fair .
Als Daisy an diesem Morgen auf ihren Schreibtisch zusteuerte, war Teagan soeben mit dem Durchblättern diverser Käseblätter beschäftigt. Offiziell tat sie dies, um keine
Erwähnung eines Klienten von Daisy Change Promotions zu übersehen; aber Daisy wusste genau, dass es im Grunde nur eine rührende Art und Weise war, einen langweiligen Donnerstagvormittag rumzukriegen. Denn was Erwähnungen ihrer Kunden betraf, so suchte man die dort wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen.
»Gibt’s Kaffee?«, begrüßte Daisy sie.
»Schon fertig«, krähte Teagan fröhlich zurück.
Das Büro, falls dieses staubige Kabäuschen einen solchen Namen verdiente, befand sich im Basement eines schmucken Hauses in den höher gelegenen Surry Hills. Basement bedeutete günstige Miete. Und der Name Surry Hills machte hoffentlich genug her, um den langen Anfahrtsweg über die Harbour Bridge, den Daisy zweimal täglich in ihrem koreanischen Kleinwagen zurücklegen musste, zu rechtfertigen. Die ganze Pracht bestand aus einem einzigen Raum mit einer winzigen Küchenzeile in der Ecke, zu der Daisy nun ihre Schritte lenkte, weil dort der Kaffee in der Maschine betörend vor sich hin blubberte.
Sie schenkte sich eine Tasse ein und ging damit zu ihrem Schreibtisch, der, wie immer, mit jeder Menge Papieren, Presseerklärungen, Klientenfotos, nicht beantworteten ›Bitte-um-Rückantwort-Schreiben‹ und sonstigen Briefen gepflastert war. Teagans etwas kleinerer Schreibtisch, der in rechtem Winkel zu Daisys stand, gähnte gewöhnlich leer vor sich hin, bis auf ein Telefon und ihr in falsches Ponyfell gebundenes Terminbuch. Die einzige Wanddekoration stellten eingerahmte Großaufnahmen von Klienten dar und das sonstige Mobiliar bestand aus einem kleinen Fernseher samt Videorecorder sowie einem alten Computer, der laut vor sich hin brummend auf einem Tischchen in einer Ecke thronte. Daisy hätte manchmal ihren rechten Arm für ein einziges Fenster hergegeben, das ein wenig Tageslicht hereinließ. Zu anderen Zeiten war sie jedoch schon glücklich, wenn sie am
Ende des Monats genug Geld verdient hatte für die bescheidene Miete.
»Ich hab eine absolut supertolle Idee«, meldete sich Teagan, wie fast jeden Tag, siegesgewiss zu Wort.
Daisy hielt die Hand hoch wie ein Verkehrspolizist, der eine ankommende Autolawine zum Stehen bringt. »Wenn ich meinen Kaffee getrunken und die Post durchgesehen habe«, erklärte sie streng.
Sie war nicht sicher, ob sie noch eine von Teagans supertollen Ideen verkraften könnte. Zuletzt hatte sie, wenn Daisy sich recht erinnerte, vorgeschlagen,
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