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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Beryl Turner, ihrem ›Star‹ in einer Reihe von Werbespots, einen Job als Reporterin bei 60 Minutes zu verschaffen. Und davor war sie auf die brillante Idee verfallen, ihren gesamten Klientenstamm zu Promotionzwecken zusammen mit einer Formation von sechs Kunstspringern aus dem Flugzeug zu schubsen – mit Fallschirmen, versteht sich. Und das Flugzeug sollte dann noch eine Runde drehen, ein Transparent hinter sich herziehend!
    Tatsächlich zweifelte Daisy, ob sie heute überhaupt etwas zustande brächte. In der Früh war sie vollkommen niedergeschlagen und erledigt von den Ereignissen des vergangenen Tages aufgewacht. Die Szene im Haus von Toms Eltern stand ihr mit drastischer Lebendigkeit vor Augen. Sie hätte ihre intimsten Ängste und Sorgen nicht wirkungsvoller offen legen können, als wenn sie sich den Bauch aufgeschlitzt und ihre Seele sich samt Innereien über die Teller mit Sauerampfersuppe ergossen hätte.
    Und jedes Mal, wenn sie auf ihre seltsam nackte linke Hand blickte, wurde ihr richtiggehend übel. Lauter Verrücktheiten gaukelten ihr durch den Sinn – sie könnte sich einen Ring mit einem künstlichen Diamanten kaufen, um den alten zu ersetzen und keiner würde den Unterschied merken. Oder sie könnte den Leuten erzählen, ihr Ring wäre
für die nächsten dreißig Jahre oder so zum Restaurieren weg. Oder vielleicht würde Tom ja heute Abend mit einer kleinen Überraschung in einem blausamtenen Schächtelchen auftauchen. Beziehungsweise nicht.
    Und dann war da das Gespräch heute Morgen über künstliche Befruchtung. Eine solch lauwarme Reaktion seinerseits hätte sie eher beim Vorschlag, das zweite Badezimmer zu renovieren, erwartet. Nein, da hätte er wahrscheinlich sogar ein wenig mehr Eifer an den Tag gelegt. Wie so oft, wenn es ums Thema ›Familienplanung‹ ging, fühlte sich Daisy allein gelassen, als läge die ganze Verantwortung dafür auf ihren Schultern. Sicher, zu dieser Angelegenheit gehörten immer zwei; aber sie war die Einzige, die sich wirklich den Kopf darüber zerbrach und der es schlaflose Nächte bereitete – wie es schien.
    Noch bevor sie die Post auch nur halb durchgesehen hatte, klingelte bereits das Telefon.
    Teagan ging ran und stellte den Anrufer dann gut gelaunt auf die Warteschleife. Mitfühlend sagte sie: »Lilli Hammer.«
    »Ach, Menschenskind«, stöhnte Daisy, »die hat mich doch schon gestern privat angerufen. Dauernd will sie über ›ihr Fünfzigstes‹ reden. Das verkrafte ich im Moment einfach nicht. Wärst du so lieb?«
    »Aber gern«, erklärte Teagan mit einer solchen Begeisterung, dass Daisy ihre Bitte sogleich bereute. Prompt musste sie mitanhören, wie Teagan Lilli eifrig versicherte, Daisy Change Promotions würden ihr, angesichts ihrer beeindruckenden und vor allem langen Karriere, natürlich jede Menge Möglichkeiten zur öffentlichen Profilierung bieten. Laut Teagan wäre es gar nicht unwahrscheinlich, dass die Agentur sie sogar ins nationale Fernsehen brächte, ganz zu schweigen von Artikeln in allen möglichen wichtigen Zeitungen und Zeitschriften. Ob Lilli je daran gedacht hätte, hier und dort ein paar Vorträge über ihr Leben zu
halten? Bei verschiedenen Vereinen oder, wie Teagan es delikat umschrieb, an Orten, wo sich die ›reifere Generation‹ traf.
    Die letzte Idee fand Daisy in der tat nicht schlecht, wenn sie ein wenig darüber nachdachte – vorausgesetzt, Lilli konnte dazu überredet werden, sich weniger ausführlich über die diversen alarmierenden Zustände ihrer Körperfunktionen in den letzten Jahrzehnten auszulassen. Wenn sie zum Beispiel ein paar interessante Storys aus ihren alten Vaudeville-Tagen ausgrübe, dann konnte Daisy sich durchaus vorstellen, ein Publikum dafür zu interessieren, das sich noch an jene Zeit erinnerte. Aber wie sie Lilli kannte, wäre die wohl kaum mit einem Vortrag vor den Bewohnern des ›Seniorenheims Waldesruh‹ zufrieden. Da müsste es schon mindestens das Sydney Convention Centre sein.
    Am Schluss ihres Gesprächs drängte Teagan Lilli dann noch, doch ihre Showbusiness-Memoiren zu schreiben, und Daisy suchten sogleich Schreckensvisionen heim, in denen sie das nächste Jahr mit einem völlig zusammenhanglosen Machwerk bei sich windenden Verlagen hausieren ging. Aber als Teagan sie hinterher anstrahlte – und vielleicht mit einem Hauch von Überheblichkeit ›Siehst du wohl – das erreicht man, wenn man sich nur ein bisschen mehr bemüht‹ -, brachte es Daisy einfach nicht übers Herz, sie darauf

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