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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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alle Beweise dagegen sprachen – dass diese Bekanntschaften, bloß weil sie Tom und Daisy einmal zum Lunch oder zum Abendessen eingeladen hatten, nun entzückt wären, auch umgekehrt willkommen zu sein, und Rippchen und Würstchen auf Papptellern mit einem Eisbergsalat als pièce de résistance vorgesetzt zu bekommen.

    Tom musste zugeben, dass Daisy nicht gerade die geborene Gastgeberin war. Unbegreiflich, wie jemand, der sich PR zum Beruf gemacht hatte, in schöner Regelmäßigkeit an die langweiligsten Leute auf der Party geriet und sich, in eine Ecke des Gartens gedrängt, nicht mehr zu retten wusste. Da stand sie dann mit dem- oder derjenigen zusammen, lauschte scheinbar interessiert den öden Ergüssen, wobei sie heimliche Blicke über die Schulter des Gastes zu Tom hinüberwarf, mit der flehentlichen Bitte, sie doch zu erlösen. Oder sie machte sich Sorgen, Chump könne aus Versehen ein Rippchen fressen und ihm würde ein Knochensplitter im Hals stecken bleiben. Dann rannte sie, wie vom wilden Affen gebissen, ins Haus, um nach ihrem Autoschlüssel zu fahnden, falls sie ihn für eine Notoperation in die Tierklinik schaffen müsste. Währenddessen war es an Tom, dafür zu sorgen, dass die Leute überhaupt Gespräche miteinander anknüpften, wenn er nicht gerade am Grill stand und bis zum Erbrechen Würstel und Rippchen wendete, ein sich unaufhörlich drehender menschlicher Grillspieß.
    Allein der Vorgeschmack darauf weckte bei ihm den heftigen Wunsch, nie wieder unter der Decke hervorkriechen zu müssen.
    »Wir sollten bald aufstehen, denn es gibt jede Menge zu tun. Vergiss nicht, heute ist Grilltag«, erinnerte ihn Daisy und warf energiegeladen ihre Seite der Steppdecke von sich.
    »Der Gedanke ist mir bereits gekommen«, murmelte Tom düster.
    Daisy schlüpfte in ihren Morgenmantel. »Du musst schauen, wie viel noch im Spirituskanister ist, und beim Getränkemarkt vorbeifahren und einen billigen, aber genießbaren Wein kaufen; ein Dutzend Flaschen sollte genügen. Und auf dem Rückweg fahr bitte noch beim Metzger vorbei und kaufe das Fleisch. Bin leider nicht mehr in den Supermarkt gekommen, tut mir Leid!«

    Sie gab ihm einen spielerischen Klaps auf den Po und verschwand im Bad. Tom hörte, wie sie das Radio aufdrehte und begeistert mitsummte, als die australische Gruppe Crawl ›The Boys Light Up‹ sang.
    Weil es länger dauerte, bis sie ihre Haare geföhnt und das bisschen Schminke aufgetragen hatte, auf das sie aus Gründen der Selbstachtung nicht mal an Wochenenden verzichten mochte, ging Daisy immer als Erste unter die Dusche. Man wusste ja nie, wem man auf den Trottoirs von Manly über den Weg lief. Aus demselben Grund schlüpfte sie in ihre Sechzigerjahre-Caprihose, die kirschroten Turnschuhe und das Kurz-T-Shirt mit den Frauen drauf, die an übertrieben langen Zigaretten sogen. Darunter stand: »Du hast es weit gebracht, Baby.« Daisy fand das witzig, auch wenn Doris meinte, sie laufe Gefahr, auf offener Straße von rabiaten Frauenrechtlerinnen mit Spraydosen verfolgt zu werden. Beim Föhnen überlegte sie, wenn sie jetzt mit der künstlichen Befruchtung tatsächlich ein Kind bekämen, dann müsste sie wohl aufhören, dieses T-Shirt zu tragen. Besonders, wenn es ein Mädchen würde. Vielleicht sollte sie sich ja überhaupt langsam etwas vernünftiger anziehen. Ihr schwebte da eine Art Tennis-Mum vor, in Twinsets und pastelligem Lippenstift. Scheußlich.
    Sie frühstückten in einem Strandcafé und lasen dabei die Samstagszeitung, ein Ritual, das sie liebten, seit sie nach Manly gezogen waren. Dieser Spaß war jedoch mittlerweile nicht mehr ungetrübt, da Tom nicht zur Ruhe kam, weil eigentlich der Garten auf ihn wartete, und Daisy nicht zur Ruhe kam, weil Chump einsam sein und definitiv auf sie warten würde. Heute jedenfalls mussten sie ohnehin schnell wieder nach Hause, weil der Wochenendputz erledigt sein wollte, bevor die Gäste eintrafen.
    Daheim machte sich Daisy an die verhasste Aufgabe, die Treppen zu saugen. Den sperrigen, schweren Staubsauger
hinter sich herziehend, hielt sie an jeder Stufe kurz inne, um mit der Saugschnauze einmal drüberzufahren. Mit dieser nicht gerade Zeit raubenden Methode wurde sie zwar die meisten Staubflocken und Hundehaare los, doch die Ecken sahen danach immer noch verdächtig gesprenkelt aus.
    Sie hatte oft und lange überlegt, war sich jedoch noch immer nicht sicher, ob sie nun so schlecht in der Hausarbeit war, weil sie sie hasste, oder ob sie sie hasste,

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