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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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plumpsen. Dies war die erste gute Gelegenheit, endlich mit Tom zu reden. Donnerstagabend war sie mit den Freundinnen aus gewesen; Freitagabend war sie von der Arbeit heimgekommen und hatte Barry vorgefunden, der Tom gegenüber an einem Schachbrett saß und sie mit einem breiten, fast hündischen Grinsen begrüßte, das unmissverständlich besagte, alles wäre paletti und er trüge ihr nichts nach. Er blieb auch zum Essen und ließ sich dabei gründlich über die schwindenden Ressourcen an nichterneuerbaren Energien aus. Diese wöchentlichen Schachspiele entwickelten sich, zu Daisys Kummer, zu einer Institution. Wenn es etwas gab, was noch unerträglicher war, als Barrys Ergüssen zuzuhören, so der
Anblick, wie er sich über ein Schachbrett beugte. Sogar die Schachfiguren schienen zwischen den Zügen vor Langeweile ganz glasig zu werden. Daher hatte sie noch gar keine Gelegenheit gehabt, die Bombe, die Carmen im Shogun Inn hatte platzen lassen, an Tom weiterzureichen.
    »Weißt du was?«, hub sie an.
    Daisys Geschichten fingen oft mit ›weißt du was?‹ an. Tom wusste natürlich, dass das nicht wörtlich zu nehmen war, doch in den alten Tagen hatte er darauf manchmal Dinge gesagt wie: »Ich weiß, dass unten in der Küche ein limonengrüner Elefant sitzt, der behauptet, die Reinkarnation von Elvis Presley zu sein.« Daisy merkte, dass sie diese Sparwitze komischerweise vermisste.
    »Was?«, erwiderte er gereizt und rubbelte mit einer alten Zahnbürste an den Armaturenansätzen herum.
    »Carmen hat uns am Donnerstag was ganz Unglaubliches eröffnet. Sie hat sich in einen Tierarzt in der Klinik verknallt und überlegt nun, ob sie was mit ihm anfangen soll. Ist das nicht der Gipfel?«
    »Welchen denn?«, erkundigte sich Tom, der glaubte, bei den häufigen Stippvisiten mit Chump inzwischen wohl alle kennen gelernt zu haben.
    Daisy wischte die Frage mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. »Ach, wurschtegal. Hab vergessen, sie zu fragen. Aber worum’s hier geht ist doch, dass Carmen – Carmen – überlegt, was mit einem anderen Mann anzufangen. Ich war vollkommen perplex. Du nicht? Fandest du nicht auch immer, dass Carmen und John das glücklichste Paar sind, das du kennst?«
    Vorsichtig schüttete Tom das Schmutzwasser aus dem Eimer ins Klo.
    »Wenn sie’s wirklich ernst meint, dann tut mir John schon ein wenig Leid«, bemerkte er. »Geht jeden Tag gewissenhaft zur Arbeit, während sie es sich plötzlich in den Kopf
setzt, noch mal zu studieren. Und das ist der Dank, den er kriegt!«
    Daisy war empört. »Also, was für ein einseitiger Standpunkt! Wenn einer der Partner mit dem Gedanken spielt, fremdzugehen, dann hat der andere doch wohl auch was damit zu tun, oder nicht? Man wird in einer Ehe sicher nicht von allein unglücklich. Vielleicht ist Carmen einfach total fertig und hat alles satt. John hilft nicht viel im Haushalt und jetzt büffelt sie auch noch abends, jobbt in dieser Tierklinik und muss sich obendrein um die Kinder kümmern. Es könnte eine unbewusste Form des Protests sein.«
    Tom schnaubte. »Na, so kann man’s auch nennen!« Er stellte den Eimer auf dem Boden ab. »Aber wieso gerade jetzt? Ich dachte, sie geht vollkommen in dieser verrückten Idee, Tierärztin zu werden, auf. Ein solches Vorhaben erwartet man doch eher von der typischen frustrierten Hausfrau, der die Decke auf den Kopf fällt und die die Kinder nerven.«
    »Bei dir klingt das ja, als gäbe es nichts Schlimmeres als Haushalt und Kinderkram«, meinte Daisy.
    »Oh nein, falsch verstanden. Ich finde es großartig, wenn sich jemand dafür entscheidet, zu Hause zu bleiben und sich um die Kinder zu kümmern«, protestierte Tom. »Und das gilt auch für Männer. Tatsächlich …«
    Er hielt inne; aber Daisy vermutete, dass er hatte sagen wollen, er selber wäre durchaus nicht abgeneigt, den Hausmann zu spielen, wenn sie je Kinder bekämen. Wut stieg in ihr hoch, die sie jedoch sofort niederzukämpfen versuchte. Selbstverständlich hatte er ihr nicht vorwerfen wollen, dass sie es noch nicht geschafft hatte, ihm welche zu schenken. Trotzdem, schon komisch, dass er überhaupt mit einem solchen Gedanken spielte. Noch vor einem Jahr ging er derart in seiner Arbeit auf, dass er diese genauso wenig aufgegeben hätte wie die Fernbedienung, wenn sie sich zusammen einen
Film anschauten. Was nur wieder zeigt, wie desillusioniert und apathisch Tom in letzter Zeit geworden ist, dachte sie.
    Er bückte sich und ordnete die ganzen

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