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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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weil sie so schlecht darin war. Wie auch immer, wenn man sie vor die Wahl stellen würde, entweder einen Abstrich machen zu lassen oder sich um die Hausarbeit zu kümmern, würde sie sich knapp für den Abstrich entscheiden.
    Staubsauger waren so verflucht schwere, sperrige Dinger, dass sie, nach Daisys Ansicht, wohl kaum die Bezeichnung ›arbeitssparende Haushaltshilfe‹ verdienten. Sie fürchtete immer, dass sie eines Samstags das Gleichgewicht verlieren, mitsamt dem Teufelsding rücklings die Treppe hinunterstürzen und sich das Genick brechen könnte. Auf ihrem Grabstein würde stehen ›Tod durch Hausarbeit‹ und auf der Beerdigung würden sie ›Stairway to Heaven‹ singen. Tom würde die Leute mit zitternder Unterlippe bitten, keine Kränze zu schicken, sondern das Geld lieber dem ›Verein zur Reduzierung von Hausarbeit‹ zu spenden, für deren eilig eingeleitete Forschungsabteilung, wie solch tragische Unfälle in Zukunft zu vermeiden waren.
    Daisys Ansicht nach brauchte ein Haus sowieso nicht blitzsauber zu sein, im Gegenteil – das konnte sogar schaden. Einmal hatte sie gelesen, dass es gar nicht gut für das Immunsystem war, wenn die häusliche Umgebung zu sauber war, denn das schwächte bloß die Abwehrkräfte gegen die Alltagsbakterien.
    Oben hielt sie kurz inne, um Atem zu schöpfen, und fuhr dann halbherzig mit der Düse über den graugrünen Teppichboden. Aus dem Bad im zweiten Stock drangen die Geräusche
eines Fußballspiels herunter; Tom hatte das wasserdichte Radio aufgedreht, das in der Dusche montiert war. Eigentlich wäre sie mit Badputzen an der Reihe; doch sie brachte es einfach noch nicht fertig, in die Kloschüssel zu blicken, ohne die Beherrschung zu verlieren. Also hatte sie Tom beschwatzt, mit ihr zu tauschen. Außerdem rückte sowieso die zweite Hälfte ihres Zyklus’ heran, und in der zweiten Hälfte übernahm Tom ohnehin das Bad, weil sie sich nicht den giftigen Dämpfen der Reinigungsmittel aussetzen wollte. Es konnte ja sein, dass sie schwanger war … vielleicht – aber eher nicht.
    Daisy holte tief Luft und machte sich an die zweite Treppe, wobei sie mit einem Fuß Chump abdrängen musste, der versuchte, den Saugstutzen zu verschlingen. Oben bog sie um die Ecke und saugte sich in Richtung Schlafzimmer vorwärts, musste jedoch abermals eine Zwangspause einlegen, weil das Kabel zuende war. Also schleppte sie sich wieder bis ganz nach unten, zog den Stecker raus, schleppte sich beide Treppen abermals hoch und steckte den Stecker in die Steckdose des angrenzenden Badezimmers.
    Tom wischte gerade den Fliesenboden und verfolgte dabei ein Fußballspiel im Radio. »Kannst du nicht eine von den Steckdosen im Schlafzimmer nehmen?«, beschwerte er sich über den Lärm des Radios hinweg. »Ich muss hier schließlich wischen.«
    Daisy rieb sich den unteren Rücken. War es ein gutes Zeichen, dass er wehtat? Konnte es bedeuten, dass der Eisprung kurz bevorstand? Also, wenn sie vorne, im Unterleibsbereich Schmerzen hätte, wäre das weit viel versprechender. Na, jedenfalls war sie sich ziemlich sicher, dass heute der Tag der Tage war – oder spätestens morgen. Sie hatte sich, was ihre Zyklusphasen betraf, zu einer wahren Expertin entwickelt, hatte unzählige Bücher darüber gelesen, von der Billings-Methode bis hin zu ›Was Mutter Erde uns rät – Ein
Leitfaden für die Landfrau›. Stundenlang konnte sie Vorträge über Dinge halten, wie ›Fadenschleim‹ und ›Eiweißkonsistenz‹, doch nicht mal Doris und Carmen ließen sie so lange labern. Sie maß immer noch jeden Morgen gewissenhaft ihre Temperatur und trug sie in eine Tabelle ein. Das war zwar keine vollkommen verlässliche Methode; doch Daisy gab sie das Gefühl, die Dinge wenigstens bis zu einem gewissen Grad unter Kontrolle zu haben. Und sie glaubte tatsächlich, heute sei es mal wieder so weit. Sie machte sich eine mentale Notiz, am Abend besser zwei Gläser Rotwein zu trinken.
    »Daisy?«, ertönte Toms ungehaltene Stimme. »Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte, könntest du nicht eine Steckdose im Schlafzimmer nehmen?«
    Daisy fuhr aus ihren Gedanken und schaute auf. »Die sind zu nah bei den Betten, da kommt man so schlecht ran. Außerdem hab’ ich’s ja gleich. Einmal kurz drüber, dann bin ich fertig.«
    Tom zuckte die Schultern und nahm seine vorherige Tätigkeit, den Boden mit sorgfältigen, gemessenen Bewegungen zu wischen, wieder auf. Doch anstatt den Staubsauger einzuschalten, ließ sich Daisy aufs Bett

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