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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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begann, mit Carmen zu streiten. »Natürlich weiß ich, dass die Dinge sich ändern. Ich sage nur, sie soll sich gut überlegen, was sie da eigentlich wegwirft.«

    »Das stimmt. Die Frage ist nur, würde sie nicht auch etwas wegwerfen, wenn sie an einer Ehe festhielte, die längst tot ist? Man hat nur ein Leben. Ich finde es alles andere als bewundernswert, in einer Situation auszuharren, die einem unerträglich geworden ist. Die beiden sind zwei vernünftige, nur sich selbst verantwortliche Erwachsene. Wenn sie sich langweilen oder nicht mehr länger herumexperimentieren wollen, warum sich dann nicht trennen?«
    Daisy kam es vor, als verfolge sie ein besonders spannendes Tennismatch. Als würden ihr innerer Teufel und ihr innerer Engel plötzlich leibhaftig den Kampf anstatt auf ihren Schultern live zwischen ihren zwei besten Freundinnen austragen.
    Aber die Anfangsjahre ihrer Ehe waren wirklich gute Jahre gewesen, erinnerte sich Daisy. Sie hatten sich – wie langweilig – in einem überfüllten Melbourner Bus auf dem Heimweg von der Arbeit kennen gelernt. Von Romantik keine Spur. Das Ganze reichte nicht mal für eine gute Geschichte. Sie arbeitete in irgendeinem PR-Büro, er bereits in derselben Firma wie heute, nur in einer weniger bedeutenden Position. Sie stakelte in einem knappen roten Minirock, Plateauschuhen und einem langen, fließenden Schal herum, damals der letzte Schrei, vor allem bei europäischen Rucksacktouristen. Daisy saß, Tom stand, und als sich ihr Schal im Griff seiner schwarzen Kunstleder-Aktenmappe verfing, da mussten sie sich, zum Amüsement der restlichen Fahrgäste, wie in einer von diesen Spielshows im Fernsehen abplagen, wieder voneinander loszukommen.
    Daisy hatte nicht an sich halten können und war in schallendes Gelächter ausgebrochen, was Tom wiederum überaus charmant fand, auch wenn er ihre Anspielung auf Isadora Duncan nicht kapierte. Auch gefiel ihm ihr kleines, herzförmiges Gesicht und der wilde Schopf blonder Korkenzieherlöckchen, der es wie ein Heiligenschein umgab.
Also nahm er all seinen Mut zusammen und fragte sie, ob sie Lust hätte, irgendwo noch etwas zu trinken. Dies wiederum führte zum gemeinsamen Besuch des Jahresballs von Toms Firma und das dann zu regelmäßigen Verabredungen, einem Diamantring und dem restlichen Pipapo. Sie wusste es ohnehin von Anfang an; denn als sie nach ihrem ersten Date mit ihm nach Hause kam und das Radio einschaltete, schmetterten gerade Olivia Newton-John und John Travolta einträchtig ›You’re the One that I Want‹.
    Daisy war überglücklich, endlich all das gefunden zu haben, was sie sich immer von einem Mann, einem Gatten, erträumt hatte: bester Freund, lang ersehnter Bruder – sie war schließlich ein Einzelkind – und zärtlicher Liebhaber. Wie herrlich, dass sie nun nicht länger weitersuchen musste. Keine unbehaglichen ersten Verabredungen mehr und die dauernde, nagende Frage: »Ist er’s oder ist er’s nicht?«. Auch musste sie jetzt beim Spaghetti-Essen nicht mehr so aufpassen, sich ja nicht zu bekleckern. Und wenn sie wieder einen dieser Artikel in der Zeitung las über den Mangel an passablen männlichen Singles, dann konnte sie drauf pfeifen.
    Die Ehe war etwas, was ihr für den Rest ihres Lebens Halt und Stütze sein würde. Ein bisschen so, als hätte sie Gott gefunden, bloß ohne das religiöse Zeugs. Ja, sie liebte es sogar, an den Wochenenden Berge von Schinkensandwiches zu machen und einzufrieren, damit Tom während der Woche etwas hatte, das er ins Büro mitnehmen konnte – genau wie Nell für Rob, als Daisy noch ein Kind war. Sicher, es erschien ihr ein bisschen kitschig, aber auch so häuslich und gemütlich .
    Und sie hatten so viel zu tun gehabt – beruflich voranzukommen, der Umzug nach Sydney, der Kauf des Hauses. Nächtliche Unterhaltungen, in denen sie sich Sorgen um eine eventuelle Bedrohung durch Termiten machten, oder lang und breit Toms eheliche Anlagepläne diskutierten.

    Als Daisy sich dann mit dreißig Jahren entschloss, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und ihre eigene kleine PR-Agentur zu eröffnen, da unterstützte und ermutigte Tom sie in jeder erdenklichen Weise. Nicht mal in den Anfangstagen, als Daisy Change Promotions sogar noch weniger abwarf als heute, deutete er je an, sie solle lieber wieder für jemand anders arbeiten. Er wusste, wie wichtig ihr ihre Unabhängigkeit war. Und er beschwerte sich nie, wenn ihre Klienten zu den unmöglichsten Zeiten bei ihr zu Hause anriefen,

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