Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
man es eben erwarten kann. Bin abends immer ganz schön müde und ab und zu ist mir übel, aber das ist ja normal«, gab Angela ernsthaft Auskunft.
»Klasse! Ich meine, das mit dem normal …«
Daisy trieb sie vor sich her in die Küche, streckte den Kopf in den Garten und rief Tom zu, er könne das Fleisch jetzt auf einer Platte anrichten, da Barry und Angela eingetroffen seien. Kurz darauf saßen alle auf Toms und Daisys recht eigenwilliger Sammlung von Gartenstühlen herum und versuchten, Pappteller und Weinglas auf dem Schoß zu balancieren. Harry hörte höflich zu, wie Tom mit Keith und Barry über e-commerce fachsimpelte. Sophie und Angela hatten recht schnell festgestellt, dass sie beide schwanger waren, und unterhielten sich nun angeregt über Geburtsstationen, Yogakurse, Sodbrennen und Hämorrhoiden.
Weshalb sich für Daisy, zu ihrer großen Erleichterung, die Möglichkeit ergab, mit Carmen und Doris in eine Ecke zu flüchten.
»Wenigstens musst du nicht mit Angela über Babys quatschen«, flüsterte Carmen Daisy zu.
Doris verzog das Gesicht. »Ist doch immer das Gleiche, wenn Frauen schwanger werden – als gäb’s kein anderes Thema mehr. Vollkommen normale und intelligente Frauen unterhalten sich auf einmal nur noch über ihre wunden Brustwarzen oder über die Vor- und Nachteile von Pampers contra Stoffwindeln. Irgendwie erschreckend, nicht?«
»Na, herzlichen Dank«, meinte Carmen trocken.
»Ach, keine Sorge. Du bist da rausgewachsen«, tröstete Doris sie freundlich. »Aber jetzt erzähl weiter. Du wolltest uns doch gerade sagen, was du in Bezug auf diesen Rhett Butler der Tierärzte unternehmen willst.«
»Er heißt Ewan«, verriet Carmen ihnen leise. »Und ich
bin gestern Abend heimlich mit ihm essen gegangen. John dachte, ich hätte eine Chemiestunde – was rückblickend ein ganz schön schlechter Witz ist. Na jedenfalls, wir fuhren zu einem reichlich ominösen kleinen Italiener in Leichhardt, wo uns kein Mensch kennt, und es war einfach fantastisch. Wir haben den ganzen Abend nur gelacht. Er sagt, ich bin die aufregendste Frau, die er je kennen gelernt hat.«
»Das ist nur die nackte Lust«, warnte Daisy sie nachdrücklich.
»Es ist das Aufregendste, was mir seit Jahren passiert ist. Einmal abgesehen von diesem Salatsoßenmixer, den ich bei dem Preisausschreiben von der Zeitschrift damals gewonnen habe.«
»Du bist also mit ihm ausgegangen ?«, kreischte Doris fast – so weit man kreischen kann, wenn man flüstert. »Das ist ja, wie wenn man vor einer Treibsandgrube steht und sich überlegt, dass man am besten drum rum kommt, wenn man mitten reinspringt.«
Daisy schnaubte. »Also, du hast echt keinen Plan, Doris. Erst sagst du, sie schleppt sich durch ein ödes Eheleben und jetzt kriegst du auf einmal den Moralischen, bloß weil sie mit dem Typen Spaghetti essen war. Du hältst uns doch andauernd Vorträge über die Freuden eines ungebundenen Lebens.«
»Aber überleg mal bitte, was auf dem Spiel steht«, zischte Doris. »Zwei Kinder und ein Mann, den sie kennt, seit sie fünfzehn ist. Es gibt Dinge, die kann man nicht – hoppla – in den Mülleimer werfen.«
»Ich habe auch gar nicht die Absicht«, sagte Carmen und fügte dann abrupt hinzu: »Also haben wir uns entschlossen, doch das größere Modell zu nehmen.«
Daisy sah, dass John mit seinem Klappstuhl und einem Pappteller voller Grillgut herüberkam, um sich ihnen anzuschließen.
»Ihr redet wohl nicht schon wieder über mich?«, erkundigte er sich aufgeräumt.
»Nein«, antworteten sie im Chor, doch klang es, wie Daisy fand, einigermaßen schuldbewusst.
»Und wieso nicht?«, dröhnte John gut gelaunt.
Wie immer strahlte ihm der Autohändler aus allen Knopflöchern, von seinen sorgfältig gekämmten blonden Haaren bis zu den Sohlen seiner superweißen Turnschuhe. Er mochte laute Witze, vorzugsweise die, die er selbst erzählte, und er besaß die Art Teiggesicht, bei dem man das Gefühl hatte, wenn man mit dem Finger reindrückte, dann bliebe ein Abdruck. Doch seine Augen leuchteten so unschuldig und lebensfroh wie die eines Babys.
Mit einem Handgelenksschnalzen entfaltete er seinen Klappstuhl und setzte sich zwischen die drei Frauen. Dann legte er den Arm auf Carmens Rücklehne.
»Und – wie geht’s meiner umwerfenden Gattin?«, erkundigte er sich und knabberte an ihrem Ohr.
»Ganz gut«, erwiderte diese ungnädig und rückte eine Idee von ihm ab.
»Abgesehen davon – wie läuft’s so in der Bank, John?«,
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