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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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warme Decken eingewickelt.
    Drinnen hörten sie, wie sich Nell und Rob beim Abwasch leise unterhielten. Nell hatte ihre Hilfe resolut abgelehnt.
    »Sie will dich verwöhnen. Sie weiß, dass du nach der Sache mit dem Ring ein bisschen Erholung brauchst«, sagte Tom.
    »Und sie weiß, dass ich bald meine Periode kriege.«
    Mittlerweile gab es kaum mehr einen unbeschwerten Augenblick. Immer im Kreis herum! Bloß, dass in diesem Monat sogar der Versuch in die Hose gegangen ist und wir nicht mal die Chance auf ein Baby nutzen konnten, dachte Daisy.
    Tom griff nach ihrer Hand.
    »Tut mir Leid, Daise«, entschuldigte er sich abermals.
    Daisy spürte plötzlich, wie ihr Tränen in die Augen traten, und war froh, dass man es im Dunkeln nicht sehen konnte.
    »Ich werfe dir überhaupt nichts vor«, schniefte sie. »Aber jetzt bin ich noch sicherer, dass wir einen Spezialisten aufsuchen sollten. Ich halte das nicht mehr aus. Häufig kommt die Periode ein bisschen zu spät, und ich denke dann, ja, das könnte es sein. Ich fange an mir einzubilden, ich hätte all diese Symptome, ein Spannungsgefühl in den Brüsten oder eine Neigung, bei jeder Kleinigkeit in Tränen auszubrechen. Und dann folgt wieder die große Enttäuschung. Das zermürbt mich richtig, Tom. Es muss ein Ende haben, so oder so. Alles ist besser als das – selbst wenn sich herausstellen sollte, dass wir keine Kinder bekommen können.«
    »Ich versteh dich ja«, sagte Tom, doch das tat er nicht wirklich. Daisys Vehemenz, ja Besessenheit, mit der sie sich
ein Kind wünschte, war für ihn unverständlich. Sicher würde auch er gerne Vater werden, doch vergaß er darüber nie die Vorteile eines Lebens ohne das Kroppzeug.
    »Manchmal kann ich an überhaupt nichts anderes mehr denken, geschweige denn von etwas anderem reden«, gestand Daisy. »Wenn es möglich wäre, eine Schwangerschaft herbeizureden, dann hätte ich jetzt sicher schon Achtlinge. Allmählich gehe ich mir selbst auf den Keks.«
    Tom zögerte. »Hör mal, vielleicht irre ich mich ja, und wir sollten nicht mehr zu lange warten, sondern gleich etwas unternehmen. Wer weiß, am Ende ist es gar nicht nötig, so weit zu gehen – womöglich braucht es das mit der künstlichen Befruchtung gar nicht. Könnte sein, dass es andere Erklärungen gibt? Wie auch immer, ich denke, das sollten wir herausfinden. Sonst wird’s zu schwer für dich. Für uns beide«, fügte er hastig hinzu.
    Daisy wandte ihm das Gesicht zu, und ihre Augen glänzten im Licht, das durch den Rosenstoff der Küchenvorhänge drang.
    »Im Ernst?«
    »Sicher. Wenn es wirklich das ist, was du willst, dann stehe ich hundertprozentig hinter dir. Und sollte es zu teuer werden, na ja, dann können wir ja immer noch das Geld nehmen, was wir für einen neuen Verlobungsring beiseite legen wollten.« Er lachte.
    Daisy, die nicht recht wusste, ob das ein Scherz war, spürte einen Stich der Enttäuschung, ermahnte sich jedoch gleich, nicht so kindisch und oberflächlich zu sein.
    »Tom, das ist ja fantastisch«, sprudelte sie heraus. »Ich fühle mich jetzt schon besser, obwohl wir noch gar nichts gemacht haben.«
    Bedrückt dachte Tom, dass er an sich nicht noch mehr Stress in seinem Leben brauchte. Der e-commerce schien ihm eine Welt von Möglichkeiten zu eröffnen, doch musste
er sich zuvor noch eine Menge neuer Kenntnisse aneignen und außerdem ziemlich geschickt lavieren, um die andern in der Firma auf seine Seite zu ziehen. Aber als Daisy ihm vorhin so offen ihren Kummer anvertraut hatte, erschien es ihm einfach zu grausam, sie noch länger im Ungewissen zu lassen. Was half’s, dann musste er eben noch ein wenig härter schuften, damit sie flüssig blieben.
    Danach saßen sie eine Weile schweigend da und Daisy dachte, wie gut es doch gewesen war, hierher, raus zur Farm, zu fahren. Gute Dinge geschahen hier. Hier sah sie die Dinge immer viel klarer und vernünftiger. Und Dinge, die sie in der Stadt geärgert hätten, berührten sie hier kaum mehr. Vielleicht lag es ja an dem Gefühl des Losgelöstseins vom Alltag, das sie hier empfand, oder es konnte auch an der Stille und schläfrigen Gelassenheit dieses Orts liegen sowie der beruhigenden Konstanz im Leben ihrer Eltern.
    »Vierzig Jahre …«, sagte Daisy verträumt.
    »Länger als wir leben«, bemerkte Tom.
    »Na, das will ich doch hoffen!«
    »Ich frage mich, wie es uns wohl in dreißig Jahren gehen wird …«, überlegte Tom. »Vielleicht wohnen wir dann in einem Haus mit ein wenig Strandblick,

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