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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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– aber erst, nachdem Daisy sie darauf hingewiesen hatte, dass sie bis elf Uhr im Studio sein mussten und es jetzt bereits zehn war. Während Samantha die Küchenecke vorübergehend als Umkleide benutzte, erkundigte sich Daisy pflichtschuldigst nach dem Wohlergehen und dem beruflichen Vorankommen von Klein-Sally, Saul und Solly und hörte sich dann geduldig die Geschichten ihrer bescheidenen Triumphe an. Erstaunlich, was ein aufgewecktes Kind im Hintergrund eines Werbespots für Eisenwaren alles bewirken konnte.

    Im Taxi auf dem Weg zu den Fernsehstudios ging Daisy wie üblich noch einmal alle wichtigen Punkte mit Samantha durch. Sie waren eher ein wenig zu früh als zu spät dran, und daher kam sich Daisy wunderbar organisiert vor, während sie die Punkte abklapperte.
    »Vergiss nicht, deine Aufgabe ist es, so unterhaltsam wie möglich zu sein«, instruierte sie ihren Schützling. »Die Moderatorin heißt Margie Myer, und du solltest ihr in allem, was sie sagt, lebhaft zustimmen und dann noch ein wenig darauf eingehen. Du hast dir doch ein paar nette Storys zurechtgelegt, du weißt schon, vom Leben in der Kazabah-Familie?«
    Mrs. Perkin, die vorne neben dem Taxifahrer saß, drehte sich zu ihnen um.
    »Ja, ja, drei Stück. Außerdem hat sie noch eine kleine Nummer eingeübt, falls man sie bittet, etwas zu singen.«
    »Ach, das ist eher unwahrscheinlich«, sagte Daisy überrascht.
    »Aber wer einmal Sammy gehört hat, wie sie ›Memories‹ aus dem Musical Cats singt, dem wird nie mehr eine andere Version einfallen.«
    »Das glaube ich gern.«
    Das Taxi bog in die Auffahrt zu dem brandneuen Studiokomplex von Channel Five ein. Daisy nahm ihr Notizbuch heraus und überprüfte noch einmal, ob sie alles durchgegangen war.
    »Ich glaube, wir sind so weit, Sam. Von Margie habe ich dir ja schon letztes Mal alles erzählt. Du weißt, dass sie ›Hello Sydney!‹ seit zehn Jahren macht, also ein alter Hase ist. Sie wird dir ein paar Routinefragen stellen, und du kannst dich ganz ihrer Führung anvertrauen. Nur vergiss eines nicht: Immer drauflos reden! Deshalb nennt man das ja eine Talk-Show.«
    Daisy fragte sich wie so oft, was Samantha wohl wirklich
denken mochte. Unter all dem knallblauen Lidschatten war das schwer zu sagen. Von außen betrachtet sah es so aus, als würde Mrs. Perkin das Leben ihrer Brut vollkommen bestimmen; doch sie hatte schon Situationen erlebt, in denen Samantha ganz unerwartet eine geradezu stählerne Selbstsicherheit gezeigt hatte, die Daisy belustigte. Als Aufnahmen für die große Werbeplakataktion der Kazabah-Familie gemacht wurden – alle Familienmitglieder mussten als riesige Teebeutel posieren – hatte sie so lange getobt, bis man ihr ihren Wunsch erfüllte und sie sich in die erste Reihe stellen durfte.
    Als Daisy aufblickte, sah sie, dass sie bereits vor dem Empfangskomplex von Channel Five angekommen waren, einem lang gestreckten weißen Gebäude mit silbern reflektierenden Fenstern. Im Lift auf dem Weg zum dritten Stock schenkte Daisy Samantha ein aufmunterndes Lächeln. »Das Wichtigste ist, dass du einfach Spaß dran hast«, sagte sie.
    Samantha bedachte sie mit einem fassungslosen Blick, als wäre Spaß das Letzte, was sie momentan erwartete.
    Als sich die Aufzugtür öffnete, stand ein nervöser junger Mann mit vorzeitig ergrautem Haar und einem Klemmbrett vor ihnen.
    »Daisy Change?«, sagte er zweifelnd an Mrs. Perkin gewandt.
    »Nein, das bin ich«, stellte Daisy sich vor, und ergriff seine schlaffe, knochige Hand. »Und hier sind Samantha Perkin mit ihrer Mutter, Mrs. Perkin.«
    »Mein Name ist Gavin, Produktionsassistent bei ›Hello Sydney!‹. Sie kommen irgendwann in den nächsten anderthalb Stunden dran. Wenn Sie mir bitte zum green room folgen wollen, dort gibt es Tee und, um offen zu sein, ganz scheußliche Sandwiches!«
    Ohne weitere Vorwarnung schoss er davon und sie mussten
sich beeilen, um ihn in dem Gewirr von ununterscheidbaren Gängen nicht zu verlieren. Die Wände der Flure waren beige gestrichen, und daran hingen alte gerahmte Fotografien früherer Channel-Five-Stars in ihren Glanzzeiten. Daisy, die neben dem ständig auf die Uhr blickenden jungen Mann herhastete, wurde unweigerlich an das weiße Kaninchen in ›Alice im Wunderland‹ erinnert. Selbst die Korridore sahen aus wie Gänge eines Kaninchenbaus.
    Endlich scheuchte er sie in den genannten Warteraum.
    »Ich komme dann und hole Sie, wenn Sie dran sind. Inzwischen wird sich die Maskenbildnerin um Sie

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