Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
Vom Netzwerk:
des Mäuschens blutunterlaufen und die Nase an den Rändern ganz rot vom vielen Schnäuzen war.

    »Jawohl, die bin ich«, räumte Daisy ein. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das hoffe ich. Es ist so, dass mir jemand geraten hat, mir einen PR-Agenten zu suchen, und da habe ich mich gefragt, ob Sie vielleicht frei wären. Ich bin Gladys Montmorency.«
    »Äh, ja, hallo«, sagte Daisy und fragte sich, wozu eine derart graue Maus wohl einen PR-Berater brauchte. Vielleicht glaubten ja heutzutage selbst Magersüchtige, Karriere machen – und davon leben – zu können, indem sie einfach durch die Talk-Shows tourten. Das war einer der Nachteile, wenn man in PR tätig war. Es gab immer jemanden, der dachte, sein kleines Leben sei größer als Ben Hur, und die Welt müsste unbedingt davon erfahren. Aber Daisy war sich nicht sicher, ob die Welt wirklich von dieser verschnupften grauen Maus erfahren musste. Selbst ihre Kleidung machte einen traurigen, schlaffen Eindruck.
    Sie überlegte gerade, wie sie die dünnen Finger des Mädchens möglichst sanft von ihrem Ärmel lösen könnte, als plötzlich ihr Handy klingelte. Gerettet, dachte sie dankbar.
    »Tut mir schrecklich Leid, aber ich muss rangehen«, murmelte sie. »Hier haben Sie meine Karte. Rufen Sie ruhig … meine Assistentin an … Viel Glück!« Mit diesen Worten drückte sie dem Mädchen eine ihrer Visitenkarten in die Hand – wie hieß sie noch gleich, Glenda? – und ging rasch hinaus auf den Korridor.
    »Daisy Change hier, ja bitte?«
    »Daise! Wo bist du? Kannst du reden?«, kreischte Doris ins Telefon. Doris hielt das Telefon offenbar für ein ebenso effektives Kommunikationsmittel wie zwei mit einer Schnur verbundene Blechdosen. Man musste brüllen, um verstanden zu werden.
    »Ach, hallo Doris, ich stehe bloß im green room von Channel Five rum und warte auf den Auftritt einer meiner Klientinnen bei ›Hello Sydney!‹. Und wo bist du?«

    »In der Arbeit, wo sonst. Aber hier ist so was von tote Hose, dass ich dich kurz anrufen und dir für heute Nachmittag viel Glück wünschen wollte. Ihr geht doch zu diesem Befruchtungsspezialisten, nicht? Bist du schon nervös?« Daisy hörte ein saugendes Geräusch und wusste, dass Doris an einer Zigarette zog. Was die Besitzer von Ascot Flair wohl dazu sagen würden, wenn sie wüssten, dass eine ihrer Managerinnen im Laden rauchte?
    »Ein bisschen. Ich hoffe, wir tun das Richtige.«
    »Aber sicher. Schon seit Jahren sage ich dir, was für einen netten Mann du hast und was für tolle Eltern ihr beiden wärt.«
    Daisy spähte in den Make-up-Raum und sah, dass Samantha noch immer unter dem Pinsel lag. Im Fernseher unterhielt sich Margie gerade mit Angelica, der Astrologin und ›Guten Hexe‹, die regelmäßig in ihrer Sendung zu Gast war. »Erstaunlich, dass Edelsteine tatsächlich böse Geister abwehren können! Wahrscheinlich habe ich deshalb eine so große Schwäche für Diamanten«, verkündete Margie gerade.
    »Hast du in letzter Zeit mit Carmen gesprochen?«, fragte Daisy.
    »Heute Vormittag. Dieses Weib! ›Ich weiß nicht, was ich tun soll, mein Leben ist ein einziges Durcheinander, ich kann John schon gar nicht mehr in die Augen schauen‹!« Doris intonierte das mit einer hohen Winselstimme, die mit der dunklen Stimme von Carmen überhaupt keine Ähnlichkeit hatte. »Ganz ehrlich, ich hab’s satt. Allmählich bin ich so weit, dass ich einfach sage: Entweder du pinkelst jetzt oder du gehst runter vom Topf. Wenn sie sich doch endlich mal entscheiden würde.«
    »Nun, je länger sie zögert, desto unwahrscheinlicher ist es doch, dass sie was unternimmt.«
    »Und inzwischen müssen wir uns ihr Gesülze gefallen lassen.
Übrigens, hab gestern mal wieder einen Ausflug in die Kontaktanzeigen gemacht.«
    Was Doris als ›Ausflug in die Kontaktanzeigen‹ bezeichnete, hieß ein Stelldichein mit einem Mann aus den Kontaktanzeigen. Das war eins ihrer Lieblingshobbys in Sydney, gleich nach ihrer Suche nach dem perfekten Epilierer. So weit Daisy das sagen konnte, ging es Doris dabei überhaupt nie um eine feste Beziehung. Sie liebte eben die Aufregung, mit einem Exemplar von ›Angst vorm Fliegen‹ von Erica Jong in irgendein Restaurant zu marschieren und mit sich zu wetten, wie der Abend wohl ausgehen mochte.
    »Ah ja? Und wie lief’s?« Daisy lehnte sich an die Wand.
    »Schrecklich. So ein armer kleiner Kerl, er war sicher nicht größer als eins fünfzig und wollte unbedingt, dass ich ihn ›Racker‹ nenne, weil das

Weitere Kostenlose Bücher