Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Frischkäse rausquoll. »Ich weiß nicht, ob ich hoffen soll, dass sie was finden oder nicht«, gestand sie. »Wenn sie was finden, können sie sich wenigstens dranmachen, es zu beseitigen. So gesehen könnte ich schon nächsten Monat schwanger sein. Wenn nicht, dann sind wir wieder genau am Ausgangspunkt.«
»Aber ihr habt das mit der künstlichen Befruchtung ins Auge gefasst?«
»Ja, ja, du denkst, man soll der Natur ihren Lauf lassen – aber ich finde es an der Zeit, der guten alten Dame ein wenig unter die Arme zu greifen.«
Carmen zögerte und meinte dann vorsichtig: »Aber du bist dir doch nicht sicher, ob du die Ehe mit Tom aufrechterhalten willst?«
»Eine IVF-Behandlung kann der Test sein für uns: sind wir dazu bestimmt, zusammenzubleiben oder nicht«, erklärte Daisy mit einer Spur von Trotz. »Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es nur dann einen Zweck hat zu heiraten, wenn man wirklich eine Familiengründung plant. Warum
sollte man es sonst weiter miteinander aushalten, wenn man die Lust verliert? Man hört doch immer wieder diese schrecklichen Geschichten über alte Ehepaare, die sich partout nicht trennen, obwohl sie sich hassen, und all ihre Verwandten fragen sich, wieso eigentlich beide ihr Leben verschwenden. Niemand gibt dir Punkte dafür, dass du es mit jemandem aushältst, obwohl du unglücklich bist.«
»Aber du und Tom, ihr hasst euch doch nicht«, meinte Carmen.
»Nein, wir lieben uns. Oder mögen uns zumindest sehr. Außer, wenn er mich in den Wahnsinn treibt.« Daisy hielt inne und ließ den Blick zum Meer schweifen. »Dann frage ich mich manchmal, bin ich vielleicht zu oberflächlich? Wie soll man die guten Zeiten genießen, wenn man nicht bereit ist, auch die lausigen mit dem Partner durchzustehen? Heißt das also, dass eine lebenslange Beziehung einfach nicht mein Ding ist?« Daisy fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und zwischen ihren Fingern quollen dicke blonde Locken hervor.
Carmen kaute hektisch, weil ihr gerade eingefallen war, dass sie in spätestens zwanzig Minuten wieder in der Klinik sein musste, da für den Nachmittag noch einige Operationen angesetzt waren.
»Ich glaube nicht, dass du weniger oder mehr für eine Langzeitbeziehung taugst als andere Leute«, sagte sie nachdenklich. »Aber es wäre unrealistisch zu erwarten, dass man für den Rest seines Lebens in den Partner verliebt bleibt. Für mich ist das eher eine Entscheidungssache, verstehst du? Du beschließt, zu diesem Menschen zu halten, egal was geschieht.«
»Aber ich dachte, du hättest diese Entscheidung getroffen.«
Carmen runzelte die Stirn. »Hab ich auch. Na ja, wir können uns ja immer Doris vor Augen halten, wenn wir uns
fragen, wieso wir eigentlich noch verheiratet sind. Sie sieht einfach schrecklich aus. Raucht wie ein Schlot. Und die halbe Zeit taucht sie nicht in der Arbeit auf, weil sie entweder einen höllischen Kater hat oder irgendeinen Wildfremden nicht rechtzeitig aus ihrer Wohnung schmeißen kann. Was meinst du, sollten wir nicht allmählich was unternehmen?«
»Kann sein, aber was? Es fing an als eine Art Trotzreaktion, nachdem Nick sie verlassen hat. Aber diese Trotzreaktion dauert jetzt schon Jahre.«
Darauf nickte Carmen düster. »Nick hat sie einfach weggeworfen und jetzt will sie ihm wohl beweisen, dass sie sich selbst noch viel weiter und schneller wegwerfen kann, als er sich das je vorgestellt hat.«
»Ich dachte an Kurse in Modedesign«, sann Daisy laut nach. »Glaubst du, es bringt was, wenn ich mich mal umhöre und rauszukriegen versuche, was Sydney so auf Lager hat? Ich bin sicher, dass es irgendwo auch Schulen oder Studienkurse für ältere Studenten gibt. Vielleicht rafft sie sich ja auf, wenn wir ihr das alles fix und fertig unter die Nase halten – wer weiß …«
Carmen lehnte sich zurück, die Hände auf dem Bauch, der unter dem Gewicht des Bananenshakes ächzte. »Glaubst du wirklich, dass sie bereit ist, ein Studium anzupacken? Und nicht nur davon zu träumen? Von etwas nur zu träumen ist nämlich unverfänglicher, als es tatsächlich zu tun und möglicherweise zu versagen.«
Daisy blickte sich suchend nach der Kellnerin um, weil sie noch zwei Kaffee für sie beide bestellen wollte. »Himmel, wie deprimierend«, seufzte sie, »aber wahrscheinlich stimmt es. Ich glaube, dass ich deshalb auch so lange gezögert habe, bis ich endlich bereit war, wegen unserer Kinderlosigkeit einen Spezialisten aufzusuchen.«
»Und jetzt hast du sicher genug im Kopf,
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