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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Packesel zur Verfügung zu stellen. Vor ihrer roten Haustür lud Doris Daisy noch auf einen Kaffee ein; doch diese sagte, sie müsse schleunigst ins Büro, um zu sehen, was Teagan inzwischen angestellt hatte. Vielleicht hatte sie ja einen Elefantenbändiger eingeladen, um eine Zirkusparade mit all ihren Klienten über die Pitt Street zu organisieren.
    »Pass du auch auf dich auf. Du siehst ein bisschen blass aus«, sagte Doris und umarmte Daisy, die förmlich ihre Rippen spürte.
    »Das sagt gerade die Richtige. Bitte, bitte, bitte sei vorsichtig!«
    »Bin ich immer. Und es freut mich, das über den letzten Test zu hören. Wie hieß er noch gleich, hast du gesagt?«
    »Hysterosalpinografie. Kurz HSG.«
    »Klingt wie eine Art chinesisches Essen. Danke, dass du mitgekommen bist, Daisy. Genau das hab ich gebraucht.«
    »Solange du es dir noch leisten kannst … ich höre deine Kreditkarten gleichsam aus der Ferne weinen …«
    Doris winkte lässig ab. »Wahrscheinlich bringe ich eh das meiste morgen wieder zurück, vorausgesetzt ich kann mich noch mal aus dem Laden loseisen. Ruf mich an!«
    Bedrückt machte sich Daisy auf die Rückfahrt. Sie stellte sich vor, wie Doris jetzt allein zu Hause saß, mit ihren
spitzen Schulterblättern, ihrem blauen Auge, inmitten all der Tüten und flatternden Preisschildchen. Frei. Ungebunden.
    Und sie würde nach Hause zu Tom fahren, in ihren grauen Alltag. Zum Beispiel das mit dem Wecker, den sie jeden Montag auf sechs Uhr stellte und jeden Freitag wieder abstellte, weil sie übers Wochenende ausschliefen. Daisy fragte sich, ob das schön war oder einfach nur erstickend.
    Teagan fiel sofort über Daisy her, kaum dass sie das Büro betrat. Heute hatte sie Knallgrün gewählt, dazu eine gelbe Leggins, und sah aus wie ein mit Steroiden gefütterter Wellensittich.
    »Daisy! Gott sei Dank, da bist du ja.«
    »Was gibt’s denn jetzt schon wieder?« Erschöpft hängte Daisy ihre Tasche über die Stuhllehne.
    »Es ist wegen deiner Mutter. Sie versucht seit Stunden, dich zu erreichen. Ich hab ihr deine Handynummer gegeben, aber sie sagt, sie kriegt immer nur den Anrufservice.«
    »Ich hab’s abgeschaltet.« Daisy spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. »Hat sie gesagt, was los ist? Ich rufe sie sofort an.«
    »Das geht nicht«, sagte Teagan. »Sie ist in einem Krankenhaus in Melbourne, und sie kennt dessen Nummer nicht.«
    »Im Krankenhaus?«
    »Sie sagte, es wäre nicht weiter schlimm, du sollst dir keine Sorgen machen. Aber sie muss mit dir wegen deines Vaters reden. Später probiert sie es noch mal.«
    Horrorvorstellungen von Herzanfällen und schrecklichen Farmunfällen gaukelten durch Daisys Kopf. Es geschah immer wieder, dass ein Traktor umkippte. Selbst Kühe konnten unberechenbar sein. Aber dann hätte man ihn doch sicherlich ins Krankenhaus nach Bobeda gebracht. Daisy konnte sich dieses Melbourne nicht erklären.
    »Ich kann nicht einfach rumsitzen und warten, bis sie
noch mal anruft. Hat sie gesagt, welches Krankenhaus?«, erkundigte sie sich ungeduldig.
    »Ich glaube, es hieß St. Patricks«, meinte Teagan, die neben Daisys Schreibtisch auf- und abtrippelte. »Ach ja, und dieses Mädchen hat wieder angerufen, Gladys Montmorency von Channel Five. Sie sagte, du hättest dich noch nicht gemeldet, und da fragt sie sich, ob du überhaupt Interesse an ihr hast.«
    »Im Moment nicht die Bohne«, sagte Daisy grimmig.
    Sie wies jeden Gedanken an Gladys Montmorency und ihre fragwürdigen Bedürfnisse nach einer publizistischen Vertretung von sich – was die Kleine überhaupt machte: Hatte sie nicht einen Quacksalber wegen einer verpfuschten Nase verklagt? Oder eine Kokainentziehungskur hinter sich? – und brachte die nächste halbe Stunde am Telefon zu, verzweifelt bemüht, ihre Eltern in einem öffentlichen Krankenhaus in Melbourne aufzustöbern. Nach etlichen Fehlversuchen und ebenso vielen Erkundigungen bei ungehaltenen Stationsschwestern wurde sie schließlich mit der Nephrologischen Abteilung verbunden. Eine Schwester sagte energisch: »Rob Mason? Mit dem können Sie im Moment leider nicht sprechen. Er ist bei der Dialyse. Aber seine Frau ist da.«
    »… meine Mutter. Könnten Sie mich zu ihr durchstellen?«
    »Sie ist drinnen bei Ihrem Vater. Aber ich hole sie kurz raus ans Telefon. Einen Moment, Schätzchen!«
    Nephrologie? Dialyse? Daisy war vollkommen geplättet. Das letzte Mal, als sie mit Nell telefonierte, hatte sie gesagt, Robs Sinusitis sei so hartnäckig, und sie würden

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