Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
Vom Netzwerk:
Samanthas Karriere sabotieren. Daisy versicherte ihnen, stets telefonisch erreichbar zu sein, und vergrub dann ihr Handy, so tief es ging, im Korb mit der Bügelwäsche, was ziemlich tief war, da sie schon seit Wochen kein Bügeleisen mehr in die Hand genommen hatte.
    Die größte Enttäuschung darüber, dass sie im Begriff war, Sydney zu verlassen, erlitt jedoch Dr. Bill Bovis. Wenn sie wirklich in drei Wochen mit einer IVF-Behandlung beginnen wolle, erklärte er, sei es unbedingt notwendig, dass sie in Sydney bleibe.
    »Klar, Sie sagen Sie sind in’ner Woche wieder da – aber wenn nicht? Immerhin halten wir einen Platz für euch Leutchen frei«, sagte er in milde vorwurfsvollem Ton.
    Daisy merkte, wie sie anfing, sich zu entschuldigen, als wäre ihr Vater nur krank geworden, um Bill Bovis eins auszuwischen.
    »Wenn nicht irgendwas Drastisches dazwischen kommt, bin ich ganz sicher in einer Woche wieder da«, wiederholte sie.
    »Okay dokay«, grollte Bill. »Aber vergessen Sie nicht, Daisy, wir müssen alle an einem Strang ziehen, sonst geht’s nicht.«
    Daraufhin rief Daisy Tom an und erzählte ihm von dem Gespräch.
    »Man würde denken, er legt uns die Welt zu Füßen, indem er uns ein Baby beschert«, brummte sie.
    »Tja, das ist das Problem, wenn man anfängt, Schöpfer zu spielen«, meinte Tom. »Man wird automatisch größenwahnsinnig.«

    Erst als sie im Flugzeug saß, fand sie Zeit, an Rob und Nell zu denken – etwas, dass sie bis dahin weitgehend vermieden hatte. Wie die meisten Kinder, egal welchen Alters, wünschte sich auch Daisy unverwundbare Eltern. Sie wollte, dass sie für sie da waren, wenn sie sie brauchte, und ansonsten ihr eigenes Leben führen. Noch besser, wenn sie es in einem Zuhause taten, das sich seit der Kindheit nicht veränderte. Nell und Rob waren in dieser Hinsicht ein Traum. Das Farmhaus sah genauso aus wie eh und je: die gleichen Glasfigürchen auf dem Kaminsims im kaum benutzten Wohnzimmer; selbst ihre Tournierpokale von den Ponyrennen, die sie als Kind gewonnen hatte, standen nach wie vor immer auf der Kommode in ihrem Kinderzimmer – sorgfältig abgestaubt. Daisy wusste, wenn sie nach Hause kam, würde alles so sein wie immer: Nell würde etwas Leckeres aus dem Ofen holen, und Rob würde geduldig an einem widerspenstigen Maschinenteil herumbasteln.
    Ihr Verstand sagte ihr zwar, dass sie eines Tages alt würden, doch die Wirklichkeit schien etwas anderes vorzugaukeln. Wenn sie an die beiden dachte – zäh und drahtig, immer beschäftigt, immer zufrieden -, ging es selbstverständlich dreißig Jahre so weiter, obwohl die beiden nun Anfang sechzig waren. Ganz bestimmt jedoch blieb es dabei, bis ihre eigenen Kinder um den alten grünen Laminattisch saßen und den Schokoladenkuchen mit einer großen Tasse ›Tee‹ hinunterspülten: Viel heißes Wasser, Milch, Zucker und wenig Teeblätter, so wie Daisy früher immer.
    Die Natur hatte es doch so bestimmt, dass es die Eltern waren, die sich um ihre Kinder kümmerten – nicht umgekehrt. Doch nun stand alles auf dem Kopf. Sie wünschte sich verzweifelt, dass Rob ihr gleicher alter, starker, schweigsamer Dad blieb, der alles reparieren konnte, was er in die Hand nahm. Aber solche Gedanken waren dumm, ja kindisch. Sich einen Ruck gebend, fing sie an, die Flugzeitschrift
durchzublättern, ohne jedoch eine Zeile davon aufzunehmen.
    »Wie wär’s mit Tee und Kuchen?« Die Stewardess beugte sich über sie und wedelte demonstrativ mit einem grauen Plastiktablett.
    »Äh, ja sicher.« Daisy fühlte sich wie eine Anfängerin, weil sie ihr eigenes kleines graues Plastiktablett nicht schnell genug heruntergeklappt hatte. Sie spürte förmlich den missbilligenden Blick des Fettwansts neben ihr. Offenbar konnte er es kaum abwarten, seine gelben Zähne in das gummiartige Stück Orangenkuchen zu schlagen, das während des Flugs serviert wurde. Na ja, wenn dieser Fresssack abnähme und weniger Platz beanspruchte, bekäme er ja nicht mehr so viel für sein Geld wie jetzt.
    Daisy begann abwesend ihren Kuchen in Bröckchen zu zerkrümeln, und nahm hin und wieder einen Schluck aus dem Plastikbecher mit der braunen Plörre, die sowohl Tee als auch Kaffee sein konnte; das machte bei Flugreisen geschmacklich keinen Unterschied.
    Sie überlegte, was sie nach der Ankunft tun würde – gleich ins Krankenhaus natürlich und hernach zu Tantchen Marie, wo sie übernachtete. Oder wäre es höflicher, zuerst bei Marie vorbeizuschauen? Nein, sagte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher