Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
jetzt ins Krankenhaus nach Bobeda fahren, wo eine Blutprobe gemacht werden sollte. Irgendwie waren sie dann doch in Melbourne gelandet.
Teagan schlich sich heran und stellte leise eine Tasse Schwarztee vor Daisy hin, doch die nahm das kaum wahr.
»Daise?« Nells Stimme klang ganz schwach und fern.
»Mama! Was ist los?«
Nell holte tief Luft, wohl um sich wieder ein wenig zu fassen. »Nichts allzu Schlimmes! Hoffentlich habe ich dir keinen Schrecken eingejagt.«
»Natürlich hast du mir einen Schrecken eingejagt. Wieso ist Dad bei der Dialyse?«
»Die haben jetzt wieder alles unter Kontrolle. Aber die Nieren deines Vaters haben versagt. Daher kamen all diese Symptome, der Schnupfen, Husten und die Müdigkeit. Hatte überhaupt nichts mit seinen Nasennebenhöhlen zu tun.«
»Er wird doch wieder gesund, oder?«
»Es geht ihm gut – im Moment zumindest. Die Ärzte sagen, nach der Dialyse wird er sich wie ein ganz neuer Mensch fühlen. Es ist bei der Blutprobe rausgekommen. Die sagen, er leidet unter einer Immunschwäche – das heißt, sein eigener Körper greift seine Nieren an. Aber das lässt sich behandeln, sei zwar ernst, aber nicht lebensbedrohlich.«
Daisy stützte den Kopf in die Hände. »Ernst, aber nicht lebensbedrohlich«, wiederholte sie dumpf, ohne richtig zu begreifen, was das bedeutete. »Und wann werden seine Nieren wieder richtig arbeiten?«
»Das weiß man noch nicht genau. Vielleicht nie wieder, vielleicht teilweise. Kann sein, dass er weiterhin auf Dialyse bleiben muss – aber die Ärzte sagen, er könnte ein verhältnismäßig normales Leben führen. Obwohl«, und hier zitterte Nells Stimme ein wenig, »sie meinen, dass er die Farm wahrscheinlich aufgeben muss.«
»Ach, Mama!« Daisy versuchte, das alles auf die Reihe zu kriegen. Rob ohne die Farm … Nell ohne die Farm … einfach undenkbar! »Aber wenigstens wissen sie jetzt, was los ist, und können was dagegen tun.«
»Offenbar muss er auch eine Chemotherapie machen,
aber keine massive. Nicht so, dass ihm alle Haare ausfallen oder dergleichen. Und sobald sein Blut in Ordnung ist, kann er wieder nach Hause.«
»Na, das ist doch besser als gar nichts. Und wo übernachtest du?«
»Wir sind gerade erst angekommen, also hatte ich noch keine Zeit, daran zu denken. Aber ich bin sicher, dass ich mich bei Tantchen Marie einquartieren kann. Dein Vater wird wahrscheinlich ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben müssen, bis das mit der Dialyse und der Chemotherapie durchgestanden ist.«
»Ich komme zu euch«, verkündete Daisy.
»Das wäre wundervoll. Bloß für ein paar Tage, bis hier alles läuft. Natürlich hast du da oben auch furchtbar viel zu tun.«
»Trotzdem komme ich. Soll ich Tantchen Marie anrufen und ihr sagen, wann ich eintreffe?«
»Ja, bitte.« So schwach und unsicher hatte Nell noch nie geklungen, fand Daisy.
Als sie auflegte, fragte Teagan leise: »Schlechte Nachrichten?«
»Ziemlich. Mein Vater liegt im Krankenhaus, aber er wird schon wieder. Ach, Teagan, ich muss hinfliegen und kann wahrscheinlich erst in ein paar Tagen wieder da sein. Wenn du inzwischen einfach die Stellung halten würdest – ich rufe täglich an.«
»Klar, Daisy. Ich tue alles, um zu helfen. Hoffentlich geht es deinem Vater bald wieder gut.«
»Sicher. Wenn du dich morgen bitte mit Mrs. Perkin in Verbindung setzen und das Treffen am Mittwoch verschieben könntest. Und ruf vielleicht auch gleich diese Gladys an und sag ihr, dass ich ein paar Tage weg bin, damit sie dich nicht dauernd belästigt. Ach ja, und du musst bei den Porträtaufnahmen von Louisa Kate Carmody morgen dabei
sein. Mehr fällt mir im Moment nicht ein, aber ich check noch mal alles durch.«
»Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich schon um den Laden«, sagte Teagan, die offenbar mehr und mehr Gefallen an der Vorstellung fand, das Büro die nächsten paar Tage ganz allein schmeißen zu dürfen.
»Wunderbar, vielen Dank! Ich muss jetzt los. Tut mir Leid, dich einfach so sitzen zu lassen.«
Die Tatsache, dass Daisy sich nicht einmal Sorgen darum machte, wie ihr kleines Unternehmen wohl Teagans enthusiastischen Einsatz verkraften würde, bewies nur, wie groß ihre Sorge um Rob war. Sie schnappte sich einfach Jacke und Tasche, und stolperte aus dem Büro. Alles, was sie jetzt wollte, war in Toms Armen zu sein und die ganze Geschichte herauszuschluchzen. Sie wollte hören, wie er ihr sagte, dass alles wieder gut werden würde und sie jetzt nicht ›einen auf Daisy machen‹ und
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