Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Nell sich.
»Nein. Hund für dich.«
»Für mich?«
Rob nickte. »Im Haus.«
»Ich weiß nicht, ob die Katze davon so begeistert wäre.«
Er winkte ab. »Brauchst Haushund. Keinen Hofhund. Etwas«, er holte mühsam Luft, »kleineres. Niedliches.«
Daisy merkte, dass Nell Mühe hatte, nicht zu weinen. »Gut, Rob«, sagte sie. »Ich werde mir einen für drinnen anschaffen. Einen niedlichen. Aber du musst mir helfen, denn mit Hunden kennst du dich besser aus. Wir besorgen einen, wenn du heimkommst.«
»Noch was«, röchelte er.
»Was denn, Lieber?«, fragte Nell zärtlich.
»Nein.« Er winkte Daisy zu sich heran. »Daisy!«
Daisy trat ans Bett. Rob bedeutete ihr, den Kopf zu ihm zu neigen. Sie beugte sich so dicht über ihn, dass sie seinen
schalen Atem riechen konnte. Damit Nell es nicht hören konnte, flüsterte er: »Ohrringe.«
»Was?«, flüsterte Daisy zurück.
»Jubiläum«, erklärte er. »Ohrringe. Rubine.«
Ach, er meinte ihren vierzigsten Hochzeitstag. »In Ordnung«, wisperte sie ihm ins Ohr. »Keine Sorge, Dad! Ich finde für Mama die schönsten Rubinohrringe, die du je gesehen hast. Dein Geschenk.«
Er nickte; offenbar war er zufrieden.
Irgendwann schlief Rob dann doch ein, und sie wünschten ihm einen erholsamen Schlaf. Vielleicht hat er ja das Schlimmste überstanden, dachten beide, während sie seinem etwas leichter gewordenen Atem unter der Sauerstoffmaske lauschten.
Nell und Daisy nahmen wieder ihre Posten beidseits des Betts ein. Manchmal unterhielten sie sich leise, um Rob nicht zu stören, manchmal holte die eine Tee in Styroporbechern, manchmal die andere. Irgendwann überwältigte auch sie beide die Müdigkeit, und ihre Köpfe sanken vornüber.
Als Daisy erwachte, sah sie, dass Rob noch schlief und dass Nell sie beobachtete. Das Gesicht ihrer Mutter war im Halbdunkel nur schemenhaft zu erkennen.
»Was – was is’?«, murmelte Daisy und rieb sich die Augen. Sie hatte das Gefühl, dass Augen und Mund voller Sand waren.
»Pscht«, wisperte Nell. »Er schläft noch.«
»Wie lang bist du schon wach?«, fragte Daisy leise.
»Ein paar Minuten. Du hast so erschöpft ausgesehen – ich hatte gehofft, du schläfst noch ein bisschen länger.«
»Hätte ich vielleicht auch, aber mein Rücken …« Daisy rieb sich die Bandscheiben.
»Ich weiß. Meiner auch.« Nell zögerte. »Also, wann erzählst du mir endlich, was los ist?«
Daisy kniff sich in die Wangen. »Was meinst du, Mama?«
»Was mit dir los ist. Mit dir und Tom …«
»Das spielt jetzt keine Rolle«, wehrte Daisy ab.
»Vielleicht ist es momentan wichtiger denn je.«
Daisy, die erkannte, dass Nell Recht hatte, nickte, fragte sich jedoch gleichzeitig, wie viel sie ihr verraten sollte. Das Letzte, was Nell jetzt gebrauchen konnte, waren Toms und Daisys ernste Eheprobleme. Sie beschloss, ihr die halbe Wahrheit zu erzählen. »Wir haben mit einer IVF-Behandlung angefangen, mit künstlicher Befruchtung, du weißt schon«, gestand sie leise. »Tut mir Leid, dass ich dir nichts davon erzählt hab. Aber ich wollte auf keinen Fall, dass Toms Eltern etwas erfahren, also erschien es mir nur fair, vorläufig überhaupt den Mund zu halten. Ich wollte es euch sagen, sobald ich schwanger geworden wäre. Ehrlich.«
»Na ja, das ist zumindest etwas«, tat Nell resigniert.
»Na, jedenfalls, wir haben die Sache abgebrochen, und ich bin stattdessen hierher gekommen. Das wär’s.«
Rob regte sich und murmelte etwas, schien jedoch noch zu schlafen, deshalb entspannten sich Daisy und Nell wieder. Sie beugten sich übers Bett und steckten die Köpfe zusammen, um ihn nicht zu wecken.
»Verständlich, dass du es mit künstlicher Befruchtung versuchst«, erklärte Nell, »aber vielleicht ist eine Schwangerschaft nicht etwas, das sich erzwingen lässt.«
»Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber die Spezialisten sehen es anders. Die sagen, dass es sich durchaus erzwingen lässt, und die In-vitro-Fertilisation ist heutzutage erfolgreicher denn je. Nächstes Jahr um diese Zeit könntet ihr, du und Dad, vielleicht schon Großeltern sein. Vielleicht werden’s sogar Zwillinge.«
»Du weißt, dass wir uns immer nur gewünscht haben, dass du glücklich bist«, bemerkte Nell.
Daisy versuchte zu lächeln. »Jawohl, Mama.«
»Aber das bist du nicht, stimmt’s?«
Daisy ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. »Natürlich bin ich das nicht!«
»Nein – ich meine, du warst schon nicht glücklich, bevor das hier anfing.«
»Doch, das war
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