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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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beugte sich vor und blickte Rob an. Sie sah, dass seine Augen offen waren und er den Blick zum Fenster gewandt hatte, wo er zusah, wie die Sonne allmählich über den Horizont kroch.
    »Dad? Kann ich irgendwas für dich tun?«, flüsterte Daisy.
    »Drehen. Seite. Fenster«, stieß Rob mühsam unter der Sauerstoffmaske hervor.
    »Du willst, dass ich dich auf die Seite drehe, damit du aus dem Fenster schauen kannst?«, fragte Daisy voller Eifer.
    Nell fuhr beim Klang ihrer Stimme hoch. Zusammen mühten sie sich, Rob auf die rechte Seite zu wälzen, damit er den Sonnenaufgang bewundern konnte. In den Rücken stopften sie ihm fürsorglich Kissen und Decken.
    »So, Lieber. Jetzt kannst du ihn besser genießen«, sagte Nell.
    Sie streckte sich und gähnte. »Ich glaube, eine Tasse Tee …«, begann sie.

    Doch der Satz wurde nie zu Ende gesprochen. Beide wandten sich erschrocken zum Bett um, denn Robs Atem begann zu rasseln und seine Augen zu zucken, nach innen zu rollen. »Daddy?«, hörte sich Daisy hauchen, obwohl sie sich nicht erinnern konnte, Rob je so genannt zu haben.
    Nell sprang vor und packte ihn bei den Armen.
    »Los, hol jemanden«, wimmerte sie.
    Daisy blickte sie verwirrt an. Sie musste daran denken, dass sie dem Doktor gesagt hatten, Rob solle im Fall des Falles nicht wiederbelebt werden. Aber war es das? War das das Sterben? Sie hatte es noch nie zuvor erlebt. Ihre einzige bisherige Erfahrung mit dem Tod hatte sie gemacht, als sie sechzehn war und Rob mit ihr und ihrer alten Katze Puddles, die Krebs im Endstadium hatte, zum Tierarzt gefahren war. Der Arzt meinte, die Zeit wäre gekommen, sie ›von ihrem Leiden zu erlösen‹ und er gab ihr eine Injektion, worauf Puddles wie ein weiches Bündel in sich zusammenfiel und sich nicht mehr rührte. Das alles geschah so schnell, dass Daisy zuerst gar nicht merkte, was geschehen war. Sie weinte auf der ganzen Heimfahrt, bis Rob plötzlich verkündete, dass es Zeit für ihre erste Fahrstunde wäre. Noch heute assoziierte sie manchmal Schluchzen mit ruckenden Kängurusprüngen und Robs Rufen: »Kommen lassen! Kommen lassen!«
    Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, klappte ihn jedoch wieder zu, als Robs rasselnde Atemzüge langsamer kamen und dann jäh verstummten.
    »Ach, Rob. Ach, Rob, ich bin hier«, beschwor Nell ihn; aber Daisy begriff, dass er sie nicht mehr hören konnte. Nie mehr.
    Daisy begann zu weinen. Seltsam, dachte sie später, dass man weinen und weinen und weinen kann und einem nie die Flüssigkeit ausgeht. Als griffe der Körper auf irgendein riesiges inneres Reservoir zurück. Woher nimmt er das bloß alles?

    Eine Zeit lang, die ihnen wie Stunden erschien, wahrscheinlich aber nur Minuten betrug, saßen sie stumm bei ihm am Bett, hielten seine Hand, zogen die Decke über seinen dünnen, ausgezehrten Beinen zurecht, einfach, weil sie es so gewöhnt waren und nicht anders konnten. Sie nahmen ihm die verhasste Sauerstoffmaske ab und ließen sie einfach hinter dem Bett runterhängen. Nell strich sein Haar glatt. So schnell begriffen sie es nicht, dass dieser Körper jetzt keine Hilfe mehr benötigte.
    Auch hatten sie das starke Gefühl, dass er noch da, dass er bei ihnen war – bloß seinen Körper hatte er verlassen. Doch allmählich wich die Farbe aus seinem Gesicht, und seine Haut, die von Toms gestriger Rasur noch einigermaßen glatt war, nahm einen wächsernen Ton an.
    Schließlich konnte Daisy nicht länger hinsehen. »Ich gehe und hole eine Schwester«, sagte sie. »Und ich muss Tom anrufen.«
    Nell nickte nur und umklammerte weiter Robs Hand.
    Die Schwestern erschienen schnalzend und die Lippen schürzend wie eine besorgte Gluckenschar, scheuchten Nell und Daisy aus dem Zimmer und machten sich dann an ihre mysteriöse Arbeit. »Möchten Sie, dass ich einen Geistlichen holen lasse?«, fragte eine Schwester an Nell gewandt. »Vielleicht den Krankenhauskaplan?«
    »Unseren Pfarrer, denke ich«, murmelte Nell benommen. »Den von unserer Kirche.«
    »Ach, und in welche gehen Sie? Ja, wir haben seine Nummer. Ich werde das gleich erledigen«, sagte die Schwester.
    Daisy rief Tom an, der sagte, er wäre ohnehin schon auf dem Sprung gewesen.
    »Es tut mir so Leid …«, ertönte seine Stimme dünn und blechern aus dem Handy.
    »Mir auch«, sagte Daisy und dachte, dass es eines Tages Tom sein würde, der diese Erfahrung machen musste. Plötzlich
bedauerte sie es schrecklich, dass fast jeder auf der Welt das durchmachen musste. Was für ein

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