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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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der Hand und zog sie schwungvoll auf die Füße. »Und jetzt malst du dich besser an, falls du das vorhattest – denn wir müssen bis elf in der Kirche sein. Ich gehe derweil runter und schaue kurz nach etwaigen E-Mails.«

    Die Gattin meinte schmollend: »Musst du denn auch am Sonntag arbeiten? Und gerade an diesem Sonntag aller Sonntage?«
    »Bloß ganz kurz. Nächste Woche haben wir eine Vorstandssitzung, auf der wir unsere Strategien untersuchen und neue Wege erkunden wollen, wie sich der e-commerce -Markt ausweiten lässt. Oder vielleicht sollte ich lieber sagen, diese Goldmine.«
    »Hast also mal wieder Glück gehabt«, neckte ihn Daisy.
    »Glück hat damit überhaupt nichts zu tun«, widersprach Tom und zog sie in seine Arme. »Das beruht alles auf Hirnschmalz und harter Arbeit von Seiten deines Göttergatten.«
    »Na ja, solange du den Gartenschuppen nicht wieder zum Bunker umfunktionierst, du angeberischer Schnösel, soll’s mir recht sein.«
    »Angeberisch, ich weiß nicht«, meine Tom gedehnt. »Leider stehe ich jetzt ziemlich unter Druck. Wenn ich mit dieser umwerfend erfolgreichen PR-Firma Daisy Change Promotions mithalten will, muss ich zusehen, dass ich schleunigst die Karriereleiter raufkrabble.«
    Daisy rümpfte die Nase. »Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich sie schleunigst wieder runter krabbeln sollte. Ich will nicht, dass unsere häusliche Idylle unter meiner Arbeit leidet – selbst wenn das bedeutet, Russell Crowe zum neunten Mal abzuweisen.«
    Tom küsste sie auf den Mund. »Am Ende ist alles eine Frage der Balance, oder? Der Himmel möge verhüten, dass dir vor lauter Arbeit deine Kaffeestündchen oder Yogakurse oder Buchclubtreffen oder dein Power-Walking am Strand flöten gehen.«
    Daisy küsste ihn ebenfalls. »Spotte du nur! Aber mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit auch immer so früh wie möglich aus der Firma kommst – und nicht etwa, weil du mit Barry Schach spielen willst … Wenn ich mich geschminkt
habe, bin ich ein liebes Frauchen und geb Chump sein Futter – sonst frisst er uns noch den Fußabtreter vor der Terrassentür auf.«
    Unten in der Küche schüttete sie verträumt etwas Trockenfutter in Chumps Napf und stellte ihn dem Giermatz draußen hin. Endlich konnte sie sich sagen, dass das Leben schön war. Sie fing allmählich an, es zu glauben. Es hilft, wenn man sieht, wie glücklich die Leute um einen herum sind, dachte sie. Doris ließ sich, kaum dass sie mit Isabella schwanger wurde, die Haare wachsen, und nun war sie auf dem besten Wege, eine vollschlanke Mami zu werden. Daisy fand, dass sie aussah wie eine vollbusige Madonna. Doris kam öfter vorbei, wenn sie mit Isabella nach Little Manly an den Strand fuhr. Carmen hatte mit Ach und Krach ihren Abschluss in Veterinärmedizin geschafft, und John lief jetzt überall herum und erzählte, dass der Tag, an dem sie ihren Doktortitel bekäme, der stolzeste seiner Laufbahn würde. Carmen stöhnte dann immer und meinte, dass sie bis dahin längst in einem Altersheim säße – aber man konnte sehen, dass sie sich geschmeichelt fühlte.
    Daisy musste jetzt direkt gegen ihre abergläubische Furcht ankämpfen, dass, wenn die Dinge zu gut liefen, der nächste Hammer nicht lange auf sich warten ließe. Sie sagte sich, dass das Relikte eines unangebrachten jüdisch-christlichen Schuldkomplexes waren. Es musste doch auch mal aufwärts gehen dürfen, ohne dass man vom Schicksal gleich wieder bestraft wurde. Das Leben war nicht immer nur auf der Suche nach glücklichen Menschen, um sie mit dem nächsten Blitz zu fällen. Redete sie sich zumindest ein …
    Sie hörte das Klicken in der Telefonleitung, als Tom sein Modem abschaltete, und kurz darauf kam er, in sein Jackett schlüpfend, in die Küche geschlendert.
    »Also treffen wir uns dort mit Nell?«, fragte er.
    »Jep, sie kommt direkt vom Hotel zur Kirche. Ich hab
versucht, sie zu überreden, doch hier zu übernachten; aber sie wollte unbedingt wenigstens für eine Nacht bei ihrer Gruppe bleiben. Was ich auch verstehe. Sie haben sich diese Neuinszenierung von Les Misérables angeschaut, du weißt schon, die Zeltaufführung, wo alle Schauspieler wie Roboter aussehen; soll wohl eine Art Anspielung auf den problematischen Stellenwert der Kultur des neunzehnten Jahrhunderts im einundzwanzigsten sein, oder so ähnlich.«
    »Ach, du dickes Ei, wie originell! Ich wette, sie fanden’s abscheulich.«
    »Wahrscheinlich immer noch besser als ›Ein Pyjama für Zwei‹ mit Tantchen

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