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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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als Nächstes brauchen oder auch nur, ob sie irgendwann mal schlafen. Was man tun muss, ist, jede Idee auf einen Anspruch, man hätte die Dinge im Griff, abzugeben. Nicht mal mehr über sein eigenes Leben kann man bestimmen. Auf einmal musste ich drei andere Menschen konsultieren, bevor ich entscheiden konnte, was ich während des Tages oder der Nacht mit meiner Zeit anfangen durfte. Ich kam mir beinahe vor wie ein Sträfling.
    Nicht, dass alles nur schlecht war, keineswegs. Es gab Situationen, in denen die Kinder so zauberhaft und köstlich waren, dass ich sie am liebsten aufgefressen hätte. Es gab Momente, da saß ich mit der Familie beim Abendessen, zwischen uns eine große Schüssel Spaghetti Bolognese, und die Kinder alberten mit ihrem Dad, und ich dachte, so fühlt es sich an, wenn man zu einer Gemeinschaft gehört. Wenn man dazugehört. Und selbst wenn ein unglaubliches Chaos herrschte, so war es doch ein warmes, lebendiges Chaos, das von fröhlichen, begeisterten Kindern hervorgerufen wurde.
    Aber eines werde ich nie wieder sagen: dass meine Schwester das leichtere Leben hat. Jetzt weiß ich sehr genau, dass das nicht stimmt. Jetzt weiß ich, wie lang und anstrengend ihre Tage sind und wie mühsam es manchmal ist, zu lächeln und all diese richtigen, vernünftigen Dinge zu sagen, wenn die Kinder ständig herumquengeln, grundlos jammern und sich aufführen wie vom Hafer gestochene Karnickel.
    Kinder aufzuziehen birgt eine geradezu atemberaubende Verantwortung, angefangen von der Pflicht, für ihre Sicherheit und Ernährung zu sorgen, bis dahin, aus ihnen positive, optimistische, ausgeglichene junge Menschen zu machen. Wenn sie einen lassen.
    Ich glaube, dass ich jetzt das gesamte Programm ansteuern will. Ich will Mutter sein, ich will einen liebevollen Mann haben, aber ich will auch mit meiner Karriere vorankommen. Ach ja, und jetzt will ich außerdem ein gutes Kindermädchen. Und einen Cup Push-up-BH.«
     
    Anmerkung des Herausgebers: Verve freut sich sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass Isobel, eine examinierte Krankenschwester und Psychologiestudentin sowie Mutter von zwei Kindern, nun dauerhaft zu unserem Mitarbeiterstab zählt und ab der nächsten Ausgabe unsere Problembriefseite übernehmen wird. Sie heißt von nun an »Liebe Isobel« , und Sie können Ihre Zuschriften nach wie vor an die Ihnen seit Jahren bekannte Adresse senden.
    Clare, die zu unseren besten Autorinnen gehört, wird schon bald in Mutterschaftsurlaub gehen. Ganz unter uns, Mädels, sie bekommt ein kleines Mädchen namens Sadie. Natürlich wird Clare auch weiterhin als Redakteurin für uns tätig sein und obendrein ihren Mutterpflichten nachkommen, denn wie alle Verve -Frauen weiß sie, dass es möglich ist, alles unter einen Hut zu bringen. Solange man clever genug ist, jemand anderen dafür zu bezahlen, dass die Küche nahrhaft ausgestattet bleibt. Wir wünschen sowohl Clare als auch der kleinen Sadie alles Gute für die Zukunft.

Epilog
    Daisy warf noch ein Kleid aufs Bett. Dieses war marineblau, mit einem braunen Paisleymuster; trotzdem schien es sich ganz wohl zu fühlen neben dem rotgepunkteten Hosenanzug und dem langen, enggeschnittenen schwarzen Rock samt konservativem grünem Blazer und dem romantischen, blassgelben Grace-Kelly-Fummel.
    »Ach, Mann, ich weiß nicht«, stöhnte sie. »Was zieht man bloß heutzutage zu einer Taufe an?«
    Tom, der vorm Badezimmerspiegel stand und sich seelenruhig die Krawatte band, empfahl: »Einen Anzug.«
    »Du hast leicht reden.«
    Sie saß am Bettrand und begutachtete den abgesplitterten Lack auf ihren Zehennägeln. Wenn sie sich vielleicht die Zeit nahm, sie frisch zu lackieren, würde sich womöglich auf wundersame Weise das perfekte Outfit in ihrem Kleiderschrank materialisieren. Sie würde die Schranktüren aufreißen und da wäre es, tipptopptadellos und vor allem brandneu, ein schlichtes, cremefarbenes Kostüm mit einem dazu passenden Strohhut und … Wieso hatte sie sich eigentlich nichts Neues zu diesem Anlass gekauft? Wenn sie ihre ganz persönliche Stilkrise nicht bald löste, würde sie den Rest ihres Lebens in Stretchripp verbringen müssen.
    Toms Kopf ragte aus dem Bad. »Und du hast keine Zeit mehr, deine Zehennägel zu lackieren. Wir kommen wahrscheinlich ohnehin zu spät.«

    Er verschwand wieder, und Daisy streckte dem leeren Türrahmen die Zunge raus.
    »Weißt du was?«, sagte sie nach einer Weile.
    Im Mund eine surrende elektrische Zahnbürste, betrat Tom erneut die

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