Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Bildfläche. »Als du gestern im Supermarkt warst, ist dir in der Gemüseabteilung Madonna über den Weg gelaufen und hat dich gefragt, ob du ihre neue PR-Agentin werden willst oder doch wenigstens eine Brautjungfer auf ihrer nächsten Hochzeit«, nuschelte er um die Zahnbürste herum.
»Fast«, nickte Daisy. »Ich hab gerade gedacht, was für fantastische Eltern Barry und Angela nun doch sind. Also, wie sie mit dem Kleinen umgehen, das ist einfach entzückend. Und wie er sie um seine kleinen fetten Pratzen wickelt.«
Tom ging zurück ins Bad und spuckte ins Waschbecken. »Wer könnte David schon wiederstehen?« Nebenbei gurgelte er mit Mundwasser.
Ja, tatsächlich, dachte Daisy, wer könnte das? Wer hätte gedacht, dass der gähnlangweilige Barry und die nicht minder öde Angela so ziemlich den süßesten kleinen Racker zustande brächten, den die Welt je gesehen hatte? Der kleine David hatte himmelblaue Augen und einen struppigen, schwarzen Schopf wie ein Shetlandpony. Und er schaffte es, selbst bei so friedlichen Aktivitäten, wie dem Trinken des Fläschchens, schelmisch auszusehen. Selbst Patricia verlor bei ihm etwas von ihrer Steifheit. Letzte Woche hatte Daisy sie doch tatsächlich dabei ertappt, wie sie auf Händen und Knien über den cremefarbenen Teppich hinter David herrobbte. Was dabei mit den Beinen ihres maßgeschneiderten taubengrauen Hosenanzugs passierte, schien ihr völlig egal zu sein. Daisy fragte sich, wie David sich wohl heute in der Kirche benehmen würde. Sie fürchtete um die Taufkerze. Dieses Kind in die Nähe einer offenen Flamme zu bringen, konnte nur in einer Katastrophe enden.
Inzwischen musterte Tom die Sachen, die auf dem Bett ausgebreitet lagen.
»Das Marineblaue«, riet er schließlich.
»Toll, danke«, sagte Daisy erleichtert. Es war so viel erträglicher, wenn einem jemand die Entscheidung abnahm. Kein Wunder, dass die Queen eine Modeberaterin beschäftigte, die sie in dieser Hinsicht entlastete. Andernfalls käme sie morgens wohl nie mehr aus ihren Ankleideräumen heraus. »Soll ich nun das blaue Kostüm anziehen oder das malvenfarbene?« So würde es die ganze Zeit gehen.
Daisy streifte sich das Kleid über den Kopf und ging dann zum Schuhschrank, um dazu passende Pumps rauszukramen. Die Marineblauen mit den verkreuzten Riemchen würden passen, falls sie auf so hohen Absätzen überhaupt noch gehen konnte, ohne im Kirchenschiff vor versammelter Mannschaft auf die Nase zu knallen. Es war eine Weile her, seit sie so was getragen hatte. Eigentlich schon seit den Australian Film Institute Awards nicht mehr, auf die sie gegangen war, um zu sehen, wie Gladys Montmorency – jetzt als Glad Montmorency bekannt – den Preis als beste Schauspielerin für ihren ersten Spielfilm, einem romantischen film noir namens Look Back and Snigger entgegennahm.
Wie schon vor zwei Jahren vermutet, änderte sich für Daisys Agentur so manches, als sie Glad Montmorency unter Vertrag nahm. Nicht nur Glads Name war bald in aller Munde, auch der von Daisy Change Promotions – und das wiederum bescherte ihr weitere erfolgreiche Klienten. Dieser Tage verbrachte Daisy beinahe ebenso viel Zeit damit, die drängenden Anfragen von Zeitschriften und Fernsehstationen abzuwehren, die unbedingt ihre Stars interviewen beziehungsweise in der Sendung haben wollten – wie damit, bei irgendwelchen Lunches den Erfolg eines ihrer Schützlinge zu feiern, welcher wieder einmal einen Preis abgesahnt oder eine tolle Filmrolle ergattert hatte.
Nicht, dass der ganze Erfolg auf ihrem Mist gewachsen wäre. Es ging auf Teagans Konto, dass der Vertrag mit Glad am Ende doch noch zustande kam. Während Daisy daheim saß und noch um Rob trauerte, hatte Teagan sich mit Glad angefreundet, ging mit ihr zum Kaffeetrinken, besorgte ihr einen anständigen Friseur und schlug ihr vor, es mit Akira-Isogawa-Klamotten zu versuchen – ein Stil, den mittlerweile viele begeisterte Glad-Fans kopierten. Ja, selbst zu einem Allergologen schleppte sie sie. Daisy musste zugeben, dass Glad nur deshalb bei ihnen unterzeichnet hatte, um weiter mit Teagan zusammenarbeiten zu können, obwohl sie sich inzwischen mit ihnen beiden bestens vertrug. Teagan erwies sich nun, da ihr grenzenloser Optimismus und ihre überschäumende Energie auf wirklich viel versprechende Klienten trafen, als ausgezeichnete PR-Agentin. Sie hatte sogar einen Verleger für Lilli Hammers autobiographischen Schinken gefunden, was Daisy prompt dazu bewegte, ihr eine
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