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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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hatten, überreichte er ihr einen bescheidenen Diamantring, und sie gaben ihre Verlobung bekannt.
    Am Hochzeitstag schritt Isobel (in elfenbeinfarbener Seide) hinter Clare her auf den Altar zu, wo Phil (in einem grauen Frack) mit schweißglänzendem Gesicht und Tränen in den Augen auf sie wartete.
    Wieder einmal, überlegte Isobel, während sie zerstreut auf dem letzten Marsriegel herumkaute, war sie ein braves Mädchen gewesen. Sie hatte ohne Umwege geheiratet und in gebührlichem Abstand zwei gesunde Babys, eins von jeder Sorte, zur Welt gebracht. Und nun richteten sich all ihre Energien darauf aus, die perfekte Mutter und Ehefrau zu sein.
    Zu Hause zu bleiben und sich um Ellen und Alexander zu kümmern (wozu Kinder haben, wenn man deren Erziehung dann Fremden überlässt? hatten sie und Phil sich gefragt) nahm sie nun ebenso ernst wie zuvor ihren Beruf als Krankenschwester.
    Sie war fest entschlossen, Ellen und Alex eine mustergültige Kindheit zu bescheren, ganz anders als die ihre, und zu diesem Zweck hatte sie sich eine beeindruckende Sammlung von Elternratgebern zugelegt, in denen detailgenau beschrieben wurde, wie man die Kreativität, das Selbstwertgefühl, den Intellekt, die Begabung und nicht zuletzt die Verdauung des Kindes stimulierte.
    Finanziell kamen sie mit einem Gehalt zurecht, besonders seit Phil Partner in seiner Firma geworden war. Im Übrigen stellte sich heraus, dass Phil den Gedanken, mit einer Stationsleiterin verheiratet zu sein, eine Spur lachhaft fand. »Du
hast nicht genug von einem Drachen in dir«, hatte er zu Isobel gesagt und ihr einen Kuss auf die perfekt geformte kleine Nase gegeben.
    Als das Telefon klingelte, fuhr sie erschrocken auf und merkte, dass es Zeit war, Ellen abzuholen.
    »Ach, Mum«, sagte sie atemlos in den Hörer. »Ich wollte gerade los, um Ellen vom Kindergarten abzuholen.«
    »Na gut, Liebes, dann will ich dich nicht lange aufhalten. Ich wollte bloß wissen, wie es Ellen in ihrem neuen Kindergarten geht.« Junes Stimme hatte den leicht gebieterischen Ton einer Richterin oder der Art von Bibliothekarin, die fünfundzwanzig Jahre lang an ein und derselben Arbeitsstelle tätig ist. Nach Isobels Ansicht wurde man wohl so, wenn man seinen Kunden jahrelang versichern muss, dass genau diese Hämorrhoidensalbe helfen würde und es wirklich keinen Grund gäbe, sich deswegen zu schämen.
    Überraschenderweise waren June und Jack nämlich, obwohl sie so widerwillige Eltern gewesen waren, ausgesprochen begeisterte Großeltern. Besonders June, die der Ansicht war, dass Ellen und Alex die interessantesten und begabtesten Kinder wären, die je auf den breiten Schoß einer Großmutter gekrabbelt waren. Die Calloways hatten ihr Geschäft vor zwei Jahren verkauft. Clare glaubte, die übermäßige Begeisterung über ihre Enkelkinder läge nur daran, dass der Mah-Jong-Club nicht ihr gesamtes Rentnerleben ausfüllen konnte. Isobel, die weniger zynisch war, hoffte dagegen, dass die beiden nun vielleicht erkennen würden, was ihnen entgangen war, weil sie zu beschäftigt gewesen waren, sich hinter der Ladenkasse zu verstecken, um zu merken, wie Clare und Isobel aufwuchsen.
    Isobel klemmte sich den Hörer zwischen Hals und Schulter und tastete ihre Taschen nach ihren Hausschlüsseln ab.
    »Gut, Mum, wirklich. Danke der Nachfrage«, hechelte sie, während sie nach den Schlüsseln suchte. »Es gefällt ihr sogar
sehr. Tut mir Leid, aber ich muss jetzt wirklich weg, um Ellen abzuholen.«
    »Aber sicher, meine Liebe. Ich hab bloß gedacht, dass Ellen bei unserem letzten Besuch ein bisschen blass ausgesehen hat. Weißt du, es gibt mittlerweile wirklich wundervolle Vitamintabletten für Kinder. Sie schmecken wie Lollies, und die Kinder sind ganz wild danach. Genau das Richtige, wenn die Kleinen sich mal nicht so ganz gut fühlen.«
    »Ich glaube, es geht ihr gut, sie ist lediglich von Natur aus ein wenig blass«, fauchte Isobel und fragte sich, wie ihre Mutter es immer schaffte, sie nach kaum drei Minuten am Telefon so in Rage zu bringen.
    »Wenn du meinst, Liebes, aber ich denke, du solltest dir diese Tabletten wirklich einmal ansehen. Wir haben sie immer Müttern mit kleinen Kindern empfohlen.«
    »Geschäft ist Geschäft«, bemerkte Isobel bissig.
    »Und daran ist auch nichts auszusetzen«, pflichtete ihr June unbekümmert bei. »Ich weiß zum Beispiel sicher, dass Jenny Jamieson sie ihren Kindern gibt. Du weißt doch noch, Jenny, Pams älteste Tochter? Die, die den Banker geheiratet hat,

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