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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Fast wie eine Nonne, bloß dass sie sich nicht mit Dingen wie Armut, Keuschheit und Gehorsam abplagen müsste.
    Obwohl, für Isobel war Gehorsam ohnehin nie ein Problem gewesen. So weit sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie immer versucht, ein braves Mädchen zu sein, ihren Lehrern und Eltern zu gefallen und den Idealen der Heldinnen in
ihrer ansehnlichen Sammlung von Enid-Blyton-Büchern zu entsprechen. Ihr Bedürfnis, gut und brav zu sein, war ebenso willkürlich und tiefreichend wie eine Schwäche für Glücksspiel, Alkohol oder Nachmittagsserien. Es war einfach so.
    Nicht, dass ihre Eltern sich je groß um ihre Bemühungen gekümmert hätten. Wenn sie mit einer Eins in Buchstabieren nach Hause kam, bekam sie gewöhnlich ein vages Lächeln und eine Bemerkung wie »das ist aber schön, Liebes« zu hören, genau dieselbe Reaktion also, die Clare bekam, wenn sie mit der mitleidserregenden, lächerlichen Geschichte aufwartete, sie müsse unbedingt in Der letzte Tango in Paris, weil das ihre Lehrerin für den Soziologieunterricht verlangte. June und Jack Calloway waren immer viel zu sehr mit ihrer Apotheke (»Calloway’s Family Medicine«) beschäftigt, um von ihren Töchtern groß Notiz nehmen zu können.
    In den Sechzigerjahren war June eine Karrierefrau, bevor es so etwas wirklich gab. Isobel dachte öfter, dass June, wenn sie bloß dreißig Jahre später auf die Welt gekommen wäre, sich sicher in den Vorstand einer großen Firma hochgearbeitet hätte und nun Designerkostüme und italienische Lederpumps tragen würde. Den Gedanken an einen Mann und Kinder hätte ihr inneres Radar wahrscheinlich nicht einmal als ein Piepen registriert. Nicht, dass ihre Ehe so schlecht gewesen wäre. Jack ging ebenso in seinem Beruf auf wie seine Frau. Während er im Hinterzimmer die Heilwässerchen zusammenmixte, nahm sie sich vorne der verdrießlichen Kundschaft an. Ihre vereinte Hingabe an eine gemeinsame Sache hatte ihrer Ehe den Anschein (oder vielleicht nicht nur den Anschein) vollkommener Harmonie gegeben. Wenn sie sieben Tage die Woche hätten arbeiten können, sie wären im siebten Himmel gewesen.
    Als Teenager hatte Isobel die Hoffnung, je einmal die Aufmerksamkeit, geschweige denn das Lob ihrer Eltern erringen zu können, längst aufgegeben und ihren natürlichen Gehorsam
(plus ihre Armut und Keuschheit) zuerst auf die Schwesternschule und dann auf das Krankenhaus, wo sie ihre erste Anstellung bekam, übertragen.
    Philip Ashton lernte sie auf der Unfallstation kennen, wo sie ihn verband, nachdem er sich eine hässliche Wunde mit einem Holzwerkzeug zugezogen hatte.
    Sie verband seine Hand und die mit vier Stichen genähte Wunde fein säuberlich mit einer schneeweißen Bandage. Beim Festmachen des Endes mit einer Klammer fragte er sie schließlich scheu, ob sie Lust hätte, einmal mit ihm auf einen Kaffee zu gehen.
    Später erzählte ihr Phil, dass er von ihrem Anblick in der blauen Schwesternuniform, das dicke, glänzende dunkle Haar fein säuberlich unter der Haube verstaut, lange Wimpern, die fast auf ihren Wangen ruhten, während sie ernst auf ihre Arbeit hinabblickte, wie vom Donner gerührt gewesen sei.
    Isobel, die von der frechen, arroganten Art des männlichen Krankenhauspersonals desillusioniert gewesen war, fand Phils scheue Art anziehend. Ja, und ihr gefiel sogar, dass er sich die Hand verletzt hatte, während er ein Spielzeug für seinen kleinen Neffen anfertigte.
    Phil schien all das zu besitzen, was sich Isobel von einem Ehemann erwartete. Er schien ein richtiger Mann zu sein. Er hatte eine gute, solide Stellung bei einer Steuerkanzlei. Er machte sich Sorgen, wenn Blätter die Gullis verstopften, und er konnte eine Sicherung auswechseln. Wenn sie für ihn kochte, aß er gigantische Portionen und verlangte immer noch nach einem Nachschlag. Beim gemeinsamen Fernsehen streichelte er ihr abwesend übers Haar, bis sie sich hypnotisiert fühlte wie ein Kaninchen. (Dieser Tage streichelte er sie nicht mehr beim Fernsehen. Gewöhnlich war sie zu beschäftigt damit, mit Märtyrermiene die Bügelwäsche zu erledigen oder zu kochen.)
    Damals erschien ihr sogar seine Familie vertraut: solide
Mittelklasse. Seine Mutter steckte Lavendelsäckchen zwischen die Wäsche, und sein Vater trug lange Unterwäsche unter seinen Anzugshemden.
    Sie liebte es, sich vorzustellen, wie Phil ihr erstes Baby in seinen großen Pranken hielt und auf seine sanfte, ansteckende Weise anlächelte. Zwei Jahre nachdem sie sich kennen gelernt

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