Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
wissen ja sicher, dass Ellen und Katie in denselben Kindergarten gehen und dass ich dort Geschäftsführerin bin und, nun ja – ach, hätten Sie was dagegen, wenn ich einfach reinkomme und Ihnen alles erkläre?«
Clare trat ungehalten beiseite und ließ Magaret herein. Sie konnte es bei Margaret beinahe klicken hören wie bei einem Fotoapparat, als diese durch die Wohnung trabte und alles in sich aufnahm, von der Unordnung bis zu Ellens ungewöhnlicher Frisur (sie hatte am Morgen auf drei Pferdeschwänzen bestanden).
»Möchten Sie eine Tasse Kaffe?«, fragte Clare widerwillig.
»Liebend gerne. Aber ich will Sie gar nicht lange aufhalten. Ich kann mir vorstellen, wie sehr Sie das alles überfordert. Ich hab schon immer gesagt, was für kleine Racker sie doch sind, nicht so brav und manierlich wie meine zwei Goldschätzchen. Ich hab Isobel gegenüber mal erwähnt, dass ihr Verhalten an mangelnder Aufmerksamkeit liegen könnte, aber sie wollte
leider nichts davon hören. Die Leute fürchten sich meistens, der Wahrheit ins Auge zu blicken, finden Sie nicht? Aber Sie sind ja Journalistin, also müssten Sie sich diesbezüglich ja bestens auskennen. Und sind Sie immer noch mit diesem Drehbuchschreiber zusammen?«
Clare war so empört, dass ihr ein Ja herausrutschte, bevor sie sagen konnte, dass sie nicht sicher wäre, dass es die andere aber nicht die Bohne anginge.
»Ach ja, die wahre Farbe kommt beim Waschen immer heraus. Ich sage immer, man muss eben ein paar Frösche küssen, bevor man dem Prinzen begegnet. Aber für Frauen in Ihrem Alter wird’s natürlich ein bisschen schwierig, nicht wahr? Die Auswahl ist nicht mehr so groß. Die besten Männer kommen meist recht schnell unter die Haube. Ich zum Beispiel habe Kevin kennen gelernt, da war er fünfundzwanzig, und verheiratet waren wir, da war er achtundzwanzig. Für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu früh, aber er wollte ja unbedingt, da war nicht mit ihm zu reden. Wahrscheinlich wollte er verhindern, dass ich ihm durch die Lappen gehe. Für Männer ist es nämlich genauso wichtig, das Beste vom Besten zu kriegen, verstehen Sie. Na jedenfalls, der Grund meines Hierseins ist, ich wollte wissen, was Sie zur Tombola am Freitag im Kindergarten mitbringen könnten?«
Clare überlegte gerade, wie herrlich es doch wäre, wenn es im Haus eine Falltür gäbe und sie nur auf einen Knopf zu drücken bräuchte, um Margaret verschwinden zu lassen.
»Clare?«, gellte Margaret mit ihrer aufdringlichen Stimme.
Clare schüttelte kurz den Kopf. »Ach, Iso hat nichts von einer Tombola erwähnt. Äh, was bräuchten Sie denn?«
»Nun, Kekse, Kuchen, selbst gemachte Marmelade, was immer Ihre kleine Spezialität ist. Aber Sie haben ja wahrscheinlich keine kleine Spezialität, weil Sie nicht gerade eine Leuchte in der Küche sind. Isobel hat mir von diesem Geburtstagsessen erzählt, das Sie für sie bei Ihnen zu Hause
gemacht haben. Was für eine komische Geschichte! Ist schon unglaublich, wie so vieles bei einer einzigen Mahlzeit schief gehen kann! Aber egal, was Sie beisteuern können, es wäre uns hochwillkommen. Wir brauchen händeringend noch Beiträge. Also können Sie ruhig auch irgendwo was einkaufen und es dann stiften. Natürlich bevorzugen die meisten Mütter selbst Gemachtes, da wir alle sehr empfindlich sind, was künstliche Zusätze und Haltbarkeitsmittel betrifft. Aber eine Ausnahme ist natürlich mal erlaubt. Und falls sich etwas gar nicht verkaufen sollte, bekommen es die Erzieher für ihren Nachmittagstee. Denen ist sowieso egal, was sie essen.«
Clare fühlte, wie die Empörung in ihr hochbrodelte. »Nun, ich bin sicher, wenn ich mich genügend anstrenge, werde ich schon ein paar Kekse für das Wohltätigkeitsfest zustande bringen«, bemerkte sie bissig. »Möchten Sie Milch und Zucker in Ihren Kaffee?«
»Milch, keinen Zucker. Ich bin süß genug«, zwitscherte Margaret (irgendwie hatte Clare gewusst, dass sie das sagen würde). »Sie haben nicht zufällig auch Halbfett? Ich selbst habe immer Vollmilch und Halbfettmilch im Kühlschrank, man weiß ja nie, was die Gäste bevorzugen. Nein, nein, machen Sie sich bloß keine Gedanken, Vollmilch ist schon in Ordnung. Aber wie geht’s Ihnen so? Haben Sie sich schon ein wenig eingelebt? Ich wette, Sie haben inzwischen festgestellt, dass Kinder alles andere als ein Zuckerschlecken sind. Es ist wirklich die schwerste Aufgabe, die man sich vorstellen kann, wissen Sie. Und doch die einzig lohnenswerte. Man
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