Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
Vom Netzwerk:
erschafft tatsächlich ein neues Leben, einfach unfassbar, nicht? Natürlich haben Sie persönlich kein neues Leben geschaffen, es ist mehr so was wie Babysitten, nicht wahr? Ich weiß, Sie gehören zu diesen Frauen, denen ihre Karriere alles bedeutet und die keinen Platz in ihrem Leben für Kinder haben. Sie verlangen einem zu viel ab. Man gibt und gibt und gibt, vollkommen selbstlos.«

    »Ach«, flötete Clare, »aber Sie arbeiten doch in Teilzeit, nicht wahr? Da haben Sie ja ein wenig Pause von all dem selbstlosen Geben, nehme ich an.«
    »Aber sicher«, entgegnete Margaret im Brustton der Selbstzufriedenheit, »und ich bin der Ansicht, ich gebe viel mehr, indem ich mein gründlich stimuliertes Hirn mit nach Hause bringe. Immerhin, wenn Mutti glücklich ist, sind auch die Kleinen glücklich. Was für eine ungewöhnliche Kombination, die Ellen da anhat. Ich bin sicher, Isobel hat ihr noch nie dieses T-Shirt zu diesen Hosen ange-zogen. Eine recht überraschende Zusammenstellung, nicht wahr?«
    »Ach, Ellen hat sie sich selbst ausgesucht«, erklärte Clare. »Ich denke, es ist wichtig, dass sie so weit wie möglich eigene Entscheidungen trifft.«
    »Nun, das erklärt ja dann alles«, meinte Margaret und verdrehte die Augen. »Ich weiß zufällig, dass Isobel Ellen nie selbst aussuchen lässt. Es kommt nur Schlimmes dabei heraus. Armes, kleines Ding.«
    »Was? Sie ihrer Chance zu berauben, eines Tages auf dem Cover von Vogue zu erscheinen?«, erwiderte Clare scharf.
    Margaret zog ihre ausladenden Brauen hoch. »Nun, es ist ja wohl allseits bekannt, dass man Mütter nach dem Aussehen ihrer Kinder beurteilt. Es ist nicht schwer, sich nach dem Aussehen der Kinder vorzustellen, was zu Hause los ist. Hier ein Fleck, dort ein ungebügeltes T-Shirt, das alles spricht Bände, wissen Sie. Sie sehen das ja vielleicht nicht, weil Sie keine Mutter sind, aber Müttern fällt das sehr wohl auf. Und Isobel achtet sehr auf das Aussehen ihrer Kinder, so viel muss ich ihr lassen. Und ich bin selbst jemand, von dem man sagt, er wäre recht pingelig, was das betrifft.«
    »Ich bin sicher, Sie achten sehr auf das Aussehen Ihrer Kinder, Margaret«, zirpte Clare. »Also, ich würde Ihnen ja gerne noch eine Tasse Kaffee anbieten, aber Sie müssen sicher gleich weiter, um dieses Wohltätigkeitsfest zu organisieren …«

    »Ach ja, Sie haben Recht. O du liebe Güte, ich muss ja noch bei so vielen Leuten vorbeischauen«, erklärte Margaret mit einem Blick auf ihre Uhr.
    Sie stand auf und machte sich behäbig auf den Weg zur Tür (nicht ohne jedoch noch einmal den Hals zu recken und einen letzten Blick in die Küche zu werfen). Dabei trat sie jedoch auf eines der kleinen Bauernhoftiere, die überall auf dem Fußboden herumlagen. Sie bückte sich und hob eine schwarz-weißgescheckte Kuh auf. »Gehören die dir, Ellen?«, fragte sie und wedelte mit der Kuh vor Ellens Gesicht herum. »Du weißt doch, dass du deine Spielsachen aufräumen sollst, wenn du fertig gespielt hast. Ich glaube, du bist bloß deshalb so unartig, weil Tante Clare da ist und keine Ahnung hat, was sie tut. Du bist ein böses, böses Mädchen!«
    Ellen, die mit gesenktem Kopf über einem Knet-Spiel saß und gerade eine Riesenratte formte, hielt den Kopf abgewandt und begann leise vor sich hinzusummen. Ich weiß, wie du dich fühlst, Kleine, dachte Clare und war ausnahmsweise einmal auf Ellens Seite, die sie ansonsten immer als Anführerin der Rebellion betrachtete.
    »Ellen ist kein böses Mädchen, sie ist wundervoll«, sagte sie laut zu Margaret. »Und was die Spielsachen auf dem Teppich betrifft, das ist Absicht. Man nennt das kreatives Chaos, die neueste Erziehungsmethode von der Fakultät für Familienwissenschaften an der Harvard-Universität. Es überrascht mich, dass Sie keinen Kurs darin belegt haben.«
    Sie drängte Margaret in die Diele.
    »Ich sehe Sie dann am Freitag bei der Tombola«, meinte Margaret, die sich noch standhaft im Türrahmen festhielt. »Und diese Erziehungsmethode muss ich mir näher ansehen. Wie sagten Sie noch, dass sie hieße? Natürlich kenne ich die Fakultät für Familienwissenschaften an der Harvard-Universität, aber diese spezielle Methode ist mir unbekannt.«
    Clare platzte schier vor Lachen. Wenn Margaret wirklich
die Fakultät für Familienwissenschaften an der Harvard-Universität kannte, dann war sie weltweit die Einzige.
    »Kreatives Chaos«, wiederholte Clare. »Das heißt, es ist in Ordnung, Unordnung zu machen.«

7.

Weitere Kostenlose Bücher