Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
doch war, dass Fiona noch single war. Hunde schön und gut, aber Hunde konnten einen nicht umarmen. Ein Hund konnten einem keinen guten Ratschlag geben. Ein Hund kletterte nicht aufs Dach und räumte die Regenrinne frei. Und Fiona war ein so warmherziger, unkomplizierter Mensch, sie würde einem Mann eine großartige Frau sein. Und eine großartige Mutter für seine Kinder.
Als der Zucker goldbraun karamellisiert war, zog Isobel das Pfännchen rasch vom Herd und wartete, bis die Masse zu blubbern aufhörte. Ganz hinten im Geschirrschrank fand sie drei kleine Porzellanschälchen und spülte sie zur Sicherheit rasch unter dem heißem Wasserhahn aus; man wusste ja nie. Dann träufelte sie ein wenig Karamellsirup in jedes Schälchen und schwenkte es, damit der Sirup die Wände benetzte. Anschließend notierte sie gewissenhaft, in welches Schälchen welche Vanillemilch kam, damit sie wusste, was was war, wenn es morgen ans Probieren ging.
Während sie Eier, Eigelb und noch mehr Streuzucker miteinander verquirlte, kam Isobel zu dem Schluss, dass Fiona und William hervorragend zueinander passen würden. Sie waren auf demselben Gebiet tätig, hatten also gemeinsame Interessen, und beide waren offenbar sehr häuslich. Nun ja, William mochte einmal eine Bemerkung über eine Hundeallergie
fallen lassen haben, aber das ließe sich sicher beheben. Gab es nicht Spritzen dagegen?
Sie teilte die Eimischung in drei Portionen und goss je eine Sorte Vanillemilch dazu, wobei sie den herrlich tröstlichen, schlaffördernden Geruch von warmer Milch und Vanille tief in sich einsog. Dabei stellte sie sich vor, wie Fiona und William in einem kleinen Reihenhäuschen wohnten. William würde das Abendessen kochen, während Fiona mit den Schnauzern Gassi ging. Danach würde sich die ganze Familie vor dem offenen Kamin im Wohnzimmer versammeln – die Hunde friedlich zusammengerollt auf dem Kaminfell, Fiona, die Marshmallows röstete, und William, der aus der New York Review of Books vorlas … Isobel konnte den leicht verbrannten, vanilleähnlichen Geruch der gerösteten Marshmallows beinahe riechen, das zufriedene Hecheln der Hunde beinahe hören.
Während sie jede Portion mit einer Prise Stärke verrührte, entschied sie, dass es eine Schande wäre, dem Glück der beiden nicht ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Wenn Fiona und William nicht sehen konnten, dass sie wie füreinander geschaffen waren, dann musste Isobel wohl oder übel versuchen, ihnen die Augen zu öffnen.
Sie stellte die Schälchen auf ein tiefes Backblech und füllte dieses mit Wasser, sodass die Porzellanschalen im Wasserbad standen. Danach schob sie sie ins vorgewärmte Backrohr. Als der köstliche Geruch des Puddings die Küche durchzog und Barchester hungrig und mitleidheischend miaute und ihre Beine umstrich, fühlte sich Isobel beinahe glücklich.
Sie mochte ja Zweifel haben, was ihre Fähigkeiten als Kummerkastentante betraf, aber sie konnte sicherlich zwei füreinander bestimmten Liebenden die Augen öffnen. Denn im Grunde war sie doch eine gute Lebensratgeberin. Schließlich hatte sie lange Übung mit Clare.
8. KAPITEL
Clare war recht zufrieden mit sich. Sie war kein Bocuse, aber immerhin hatte sie es geschafft, ein paar Kokosnusskekse für das Wohltätigkeitsfest des »Fast-Track«-Kindergartens zu backen.
Zugegeben, sie waren unten leicht schwärzlich. Aber in Zellophantütchen mit goldenen Sternchen drauf verpackt und mit goldenen und silbernen Bändchen zugebunden, sahen sie großartig aus, fand sie zumindest.
Da ihr jeder Vorwand recht war, dem Ein- und Ausladen von zwei Kleinkindern in ein Auto aus dem Weg zu gehen, entschloss sich Clare, zu Fuß zum Kindergarten zu gehen, Alex in seinem Buggy vor sich herschiebend und Ellen an der anderen Hand hinter sich herzerrend. Nicht, dass Ellen ihren neuen Kindergarten nicht mochte, sie ließ sich eben einfach nicht gerne drängen. Der Zeitbegriff der Erwachsenen war ihr gleichgültig, was Clare schier verrückt machte.
Sie selbst hatte allerdings auch so ihre Schwierigkeiten mit den Anforderungen der Uhr; irgendwie hechelte sie der Zeit stets hinterher. Genau wie heute. Nun, wenigstens hatte sie das Babyrobics sausen lassen. Wieso sollte sie auch da hin? Alex hasste es. Also flogen die Tage nur so vorbei, Tage, an denen sie buchstäblich nichts zu machen schien. Darüber hinaus glotzte die stetig wachsende Bügelwäsche sie vorwurfsvoll an.
Heute früh war Phil in die Küche geschlendert und hatte gefragt:
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