Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Bocksprünge zu machen. »Also ich glaube wirklich nicht, dass ich das kann. Ich habe noch nie was veröffentlicht. Ich fürchte, ich muss Mrs. Hogan eine Absage erteilen.«
Schaudernd stellte sie sich vor, wie sie vor die schreckliche Mrs. Hogan trat und ihren Entschluss kundtat. Schwer zu sagen, was schlimmer war: zu versagen oder nein zum Colonel zu sagen.
»Unsinn«, sagte Fiona. »Natürlich können Sie’s. Das ist genauso, wie an einem Freitagabend zum Hörer zu greifen und sich Clares Probleme anzuhören. Alles, was nötig ist, sind ein paar vernünftige Ratschläge, und das können Sie weiß Gott prima. Falls es was nachzuschlagen gibt, wäre da die Bibliothek oder auch unsere Datenbank. Ich erklär Ihnen gerne, wie’s funktioniert.«
»Klingt ziemlich einfach, wenn man’s so sieht …«, meinte Isobel zögernd.
»Versuchen Sie’s einfach, und kommen Sie am Dienstag damit zu mir. Wir können die Briefe dann gemeinsam durchgehen, bevor Sie sie Helen vorlegen«, erbot sich William.
»Das ist schrecklich nett von Ihnen. Von Ihnen beiden. Ihr seid wirklich zwei großartige Menschen«, sagte Isobel und blickte viel sagend von einem zum anderen.
Aber bevor sie aus dem Moment noch mehr Kapital schlagen konnte, tauchte Nick mit ihrem Essen auf und knallte dazu frischen Parmesan und eine Pfeffermühle auf den Tisch.
»Also wie läuft denn nun euer verrückter Sister-Pact ?«, erkundigte sich William und rollte schön säuberlich Spaghetti auf seine Gabel.
»Um ehrlich zu sein«, erklärte Isobel trübe, »bin ich drauf und dran aufzugeben. Ich überlege wirklich, ob ich Clare am Sonntag nicht vorschlagen soll, die zweite Woche einfach abzublasen. Ich vermisse die Kinder – und Phil natürlich auch. Und ich bin – tja, es ist schwer zu erklären – einerseits überdreht, andererseits zu Tode gelangweilt.«
»Und was beinhaltet was?«, erkundigte sich Fiona.
»Ach, ihr wollt die abscheulichen Einzelheiten sicher nicht hören …«, druckste Isobel.
»O doch, das wollen wir«, beharrte Fiona. »Nur raus damit.«
Isobel merkte, dass es tatsächlich eine Erleichterung war, ehrlich über die vergangene Woche sprechen zu können. Das dauernde höfliche, entgegenkommende Gehabe in den letzten fünf Tagen hatte sie so angestrengt, dass sie mittlerweile das Gefühl hatte, ihre Gesichtsmuskeln hätten einen Muskelkater.
»Ich muss zugeben, ich hasse es, jeden Morgen aufzustehen und in Clares Fitness-Studio zu gehen und mich danach in Schale zu werfen und in den morgendlichen Stoßverkehr und die Abgase zu stürzen, um zu einer bestimmten Zeit im Büro zu sein. Und dann bin ich den ganzen Tag über schrecklich nervös, weil ich Angst habe, einen Fehler zu machen und wie ein Trottel dazustehen. Und jeden Abend kehre ich in dieses dunkle, stille Apartment zurück, und Clares Kater hockt an der Tür und erwartet mich vorwurfsvoll. Es ist direkt unheimlich. Seit fünf Abenden lümmel ich auf dem Sofa, sehe mir irgendwelchen Mist im Fernsehen an, bloß wegen der Geräuschkulisse, und gehe um zehn ins Bett.«
»Das muss ein großer Unterschied zu Ihrem Zuhause sein«, nickte Fiona mitfühlend, die schon ein paar Mal mit Clare bei Isobel zum Abendessen eingeladen gewesen war.
»Klar, wenn man kleine Kinder hat, ist man dauernd irgendwie beschäftigt. Ganz zu schweigen von dem Lärm«, sagte Isobel und benutzte die Papierserviette, um den Wasserring, den ihr Weinglas auf der Tischplatte hinterlassen hatte, fortzuwischen. »Es gibt ständig irgendjemand, der dich braucht, oder irgendetwas, um das man sich kümmern muss. Clares Leben dagegen kommt mir öde und leer vor. Ich dachte, es wäre einfach himmlisch, mich in meiner Freizeit hinzusetzen und endlich die Bücher lesen zu können, die ich schon lange lesen wollte, oder in Ruhe meine Nägel zu pflegen. Aber wenn ich dann mal ein Buch zur Hand nehme, dann ertappe
ich mich, wie ich schon nach ein paar Minuten zu lesen aufhöre und dem Summen des Kühlschranks lausche.«
William füllte ihre Weingläser auf. »Nun, es ist nur zu verständlich, dass Sie sich ein bisschen einsam fühlen.«
Isobel schenkte ihm ein zittriges Lächeln und war auf einmal froh, dass jemand zu verstehen schien, was in ihr vorging.
»Ja, genau das ist es. Und der physische Kontakt zu den Kindern geht mir ebenfalls ab, wenn sie mich umarmen oder mir auf den Schoß klettern. Sogar Phil, der wie ein warmer, solider, tröstlicher Fels im Bett ist …«
Verlegen hielt sie inne und
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