Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
schweigen von humorvoll und intelligent. Auch die Art, wie er sie aufgezogen hatte, war nicht alltäglich. Außerdem gefielen ihr seine großen, geschickten Hände. Während Margaret die Lose (aus der sich mühelos drehenden Trommel) zog, hatte sich Clare dabei ertappt, wie sie Rorys Hände anstarrte. Sie waren so ganz anders als Leos lange, schmale, weiße Hände.
Aber die pure Tatsache, dass er so nett war, war gleichzeitig ein Minuspunkt. Clare hatte nette Männer noch nie anziehend gefunden, genauso wenig wie sie Limonade statt Tonic trinken oder Hühnersuppe essen wollte, wenn sie stattdessen Curry Laksa haben konnte. Nett war eben einfach nicht ihr Ding.
Und dann war da noch seine kleine Tochter. Clare hatte genug Geschichten über die Probleme von Stiefmüttern oder -vätern gelesen (und auch selbst geschrieben) – hasserfüllte, unverschämte Kinder und rachsüchtige Ex-Frauen, die im Hintergrund lauerten und das halbe Gehalt des Mannes auffraßen. Viel zu viele Komplikationen.
Wieder zu Hause, stellte Clare Alex, der schon wieder fest schlief, mitsamt seinem Buggy in einer Wohnzimmerecke ab und legte für Ellen die Aristocats ein. Danach verdrückte sie sich, froh, die Kinder für ein halbes Stündchen vom Hals zu haben, in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee zu genehmigen.
Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, überlegte
sie, was Der Traummann – wie finde (und behalte!) ich ihn wohl zum Thema Stiefmutter zu sagen hatte. Sie fischte das Buch aus einer ihrer Taschen und blätterte darin herum, bis sie die Stelle fand, an der sich die Autorinnen kurz mit diesem Thema befassten.
MISCHFAMILIEN: Natürlich kann es sein, dass Ihr Traummann Kinder aus einer ersten Ehe hat. Alles, was wir dazu sagen können, ist: Leute, das Leben ist nicht perfekt. Offen gesagt, Kinder machen es einem viel schwerer, an den Mann seiner Träume heranzukommen. Die Situation ist eine völlig andere. In den Augen Ihres Mr. Right stehen Sie auf dem Prüfstand als mögliche Stiefmutter seiner Kinder. Er wird Ihr Verhalten und Ihre Fähigkeiten im Umgang mit widerspenstigen und manchmal regelrecht teuflischen kleinen Lebewesen prüfen. Es ist schwer, in einem solch unromantischrealistischen Szenario eine gute Figur zu machen. Viel, viel leichter ist es da, die Frau zu spielen, an deren großzügigem Busen er sich vorstellen kann, sein neugeborenes Baby säugen zu sehen. Ersteres erfordert Diplomatie, Geschick und Geduld, letzteres nur eine regelmäßige Körperpflege und Dahinschmelzen, wann immer man mit ihm Freunde, die Babys haben, besucht.
Wenn Ihr Kandidat Kinder hat, dann müssen Sie sich, so sicher wie Scarlett nach Tara zurückgekehrt ist, mit ihnen zusammenraufen. Erwarten Sie Feindseligkeit, Misstrauen und Ablehnung, dann sind Sie am Ende nicht enttäuscht. Und falls Kinder da sind, dann sollten sie zumindest aus einer früheren Ehe stammen (ein Mann mit unehelichen Kindern ist nicht der Mann Ihrer Träume, glauben Sie uns). Abgesehen davon können wir Ihnen nur noch eines raten: Versuchen Sie gar nicht erst, diesen Kindern eine Mutter zu sein. Er ist und bleibt ein allein erziehender Vater, selbst wenn Sie Ihren Hausrat zusammenwerfen. Bleiben Sie tolerant, bewahren Sie
die Geduld und drücken Sie sich, sooft Sie können. Viel Glück.
Clare klappte das Buch zu und goss ihre Tasse Instant-Kaffee mit heißem Wasser auf. Was für trübe Aussichten. Geschüttelt von Grauen stellte sie sich vor, wie sie versuchte, mit dem dickköpfigen kleinen Mädchen samt ihrem Topfhaarschnitt fertig zu werden. Jetzt wurde ihr klar, dass kleine Kinder wie hohe, spitze Dornenhecken sein konnten, die das Schloss umgaben, in dem der süße Prinz ungestört und friedlich vor sich hinschlummerte.
Clare, die ihre Tasse zum Mund führen wollte, hielt plötzlich inne. Was um Himmels willen dachte sie sich eigentlich? Rory Maguire war doch kein süßer Prinz. Wenn sie nicht aufhörte, sich jeden Mann, der ihr über den Weg lief, als potenziellen Vater ihrer Kinder vorzustellen, sollte sie sich lieber die Kugel geben.
Als sie sah, dass Ellen noch immer begeistert vor der Glotze saß, beschloss sie, sich an den Küchentisch zu setzen und ein bisschen an ihrer Verve- Story zu basteln. Sie schätzte, dass ihr noch ungefähr zwanzig Minuten blieben, bis Alex aufwachte und zu plärren anfing. Wenn sie die Zeit gut nutzte und ein schönes Stück mit ihrer Story vorankam, würde sie sich mit einem Snickers zu ihrem Kaffee
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