Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
gefallen zu haben. Du machst es sicher besser, davon bin ich überzeugt.«
Isobel zog eine schmerzliche Grimasse. Sie wollte lieber nicht an »Liebe Marion« denken. Heute war ihr freier Tag,
ihr Erholungstag zu Hause. »Der Abend mit Leo war auch’ne Erfahrung für sich«, wechselte sie das Thema.
Clare hielt ihre Hände übers Gesicht, damit sie ihre Fingernägel inspizieren konnte. Zwei waren mittlerweile abgebrochen. Hausarbeit war das reinste Gift für Fingernägel. »Wie meinst du das?«, fragte sie fast uninteressiert.
»Ach, du weißt schon, er hat jede Menge Geschichten über die Filmbranche erzählt, was ich faszinierend fand. Natürlich weiß ich nicht so gut Bescheid wie du, aber beeindruckt war ich schon. Dann gingen wir in den Vergnügungspark und sind mit der Achterbahn gefahren. Ein reichlich seltsamer Abschluss für eine Verabredung, aber aufregend.«
»Achterbahn? Kann mich nicht entsinnen, dass wir je so was gemacht haben. Du solltest es als Kompliment auffassen.«
»Ich glaube, ich kann sehen, was du an ihm findest. Er kann ganz schön charmant sein, wenn er will«, sagte Isobel jetzt vorsichtig. »Aber denkst du, es gibt eine Zukunft für euch?«
»Wohl nicht«, erwiderte Clare irritiert. Darüber wollte sie im Moment wirklich nicht reden. Sie traf Leo heute Abend und würde versuchen herauszufinden, ob ihre Beziehung eventuell Bestand hatte. Bis dahin wollte sie nicht darüber spekulieren.
»Es würde mir Leid tun, wenn er dir wehtäte, Clare-Bär«, sagte Isobel behutsam und benutzte den alten Spitznamen aus ihrer Kindheit. »Warum machst du dich nicht mal kurzzeitig ein bisschen rar? Falls er nicht ohne dich leben kann, wird er’s schneller rausfinden, als ihm vermutlich lieb ist.«
»Du klingst von Tag zu Tag mehr wie eins dieser Selbsthilfebücher«, entgegnete Clare etwas irritiert. »Aber du hast wohl Recht, obwohl ich mich frage, ob nicht vielleicht sowieso schon alles aus ist. Aber lass uns nicht mehr über Leo reden. Das täte ihm zu viel Ehre.«
Sie setzte sich auf. »Okay, Karten auf den Tisch. Was hältst du wirklich von einem Leben als karrierelüsterner Single?«
Isobel setzte sich ebenfalls auf, sodass sie nun nebeneinander auf der Bank saßen. »Karten auf den Tisch?«, echote sie und schlang sich das Handtuch um die Hüften. Darunter trug sie einen Badeanzug. »Ich geb’s ja zu, du hattest Recht, ich hasse es. Ich fand’s einsam und ziemlich langweilig, jeden Abend allein in dieses Apartment zurückkehren zu müssen.«
»Obwohl es manchmal auch richtig friedlich sein kann«, meinte Clare. »Ganz allein mit sich selbst – man kann tun, was man will.«
»Mir kam’s überhaupt nicht friedlich vor, eher leer und verlassen. Dauernd musste ich dran denken, dass ich, wenn ich beim Verlassen der Dusche stolpere und mir die Beine breche, monatelang rumliegen könnte, bevor mich jemand fände. Und dann wäre da noch Verve . Ich dachte, es würde alles so glamourös sein, was es in gewisser Hinsicht auch ist, aber eben auch schrecklich oberflächlich. All dieses Gerede über ›Life-Style‹ und Hautpflege. Findest du nicht?«
Isobels abfälliges Urteil über ihr Leben und ihre Arbeit verletzte Clare. Sie zuckte trotzig mit den Schultern. »Kann sein. Aber das wollen die Leser nun mal.«
»Aber all dieser Enthusiasmus über so triviale Dinge. Und obwohl ich dachte, es wäre himmlisch, einmal so ein Leben zu führen, mit jeder Menge Freizeit, kommt es mir vor, als hätte ich lediglich festgestellt, wie viel Mist einem im Fernsehen vorgesetzt wird.«
»Du hättest dir ein paar gute Videos ausleihen sollen. Dann hättest du’s sicher mehr genossen. Im Übrigen packen wir durchaus wichtige Themen bei Verve an. Vielleicht war’s einfach eine besonders ruhige Woche«, sagte Clare, die zu ihrer Verwirrung nun auf einmal den Lebensstil verteidigte, den sie normalerweise kritisierte.
»Kann sein. Aber wie steht’s mit dir, wie gefällt’s dir, mal Mutter zu sein?«, erkundigte sich Isobel.
»Ist ein bisschen wie bei den Anonymen Alkoholikern. Man hechelt von einem Tag zum nächsten und freut sich, wieder einen unbeschadet überstanden zu haben«, erwiderte Clare.
»Allerdings sind Ellie und Alex sehr brave Kinder, und man kommt prima mit ihnen aus«, strahlte Isobel stolz.
»Ja sicher«, pflichtete ihr Clare bei, »aber ich glaube, dass alle kleinen Kinder – ermüdend sind. Zum Beispiel gestern Vormittag, da wollte ich mal eben zum Einkaufen. Ich wollte dieses neue
Weitere Kostenlose Bücher