Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
diesem Baby-Wahn fest«, meinte Leo und lehnte sich lässig wieder zurück. »Ich hab das schon oft erlebt bei Frauen über Dreißig. Wahrscheinlich ist das überhaupt der Grund für diese verrückte Sister-Pact- Geschichte. Mal ausprobieren, wie es ist, Mutter zu sein. Deshalb würde ich auch nie einer Frau über Dreißig trauen, wenn es um Verhütung geht. Es passieren einfach zu viele kleine ›Unfälle‹.«
Isobel merkte, wie in ihr angesichts seiner Überheblichkeit wieder die Wut hochkochte. Als ob Clare nur darauf wartete, vom nächstbesten Mann geschwängert zu werden. Was natürlich nicht der Fall war (oder?).
»Also wirklich«, meinte sie genervt. »Ich hoffe, du hältst mir jetzt keinen Vortrag darüber, wie jede Frau auf Gedeih und Verderb einen Mann in ihre Krallen kriegen will und Männer dagegen eine Heidenangst vor einer festen Bindung haben. Denn was ich so aus meinem Freundeskreis höre, ist es genau umgekehrt. Die Männer sind es nämlich, die es gar nicht abwarten können, eine Familie zu gründen und bekocht zu werden. Ich kann dir sagen, dass Clare schon mehr Angebote zum Zusammenziehen gehabt hat, als eine Schildkröte Eier legt. Männer sind ganz versessen auf feste Bindungen.
Die Frauen dagegen sind die Wählerischen. Wahrscheinlich weil ihnen eine Garantie auf regelmäßigen Sex nicht so wichtig ist wie den Männern.«
»Das ist nicht das, was ich von den Frauen, mit denen ich schlafe, so höre«, erwiderte Leo, der sich hinterhältig freute, sie aus der Reserve gelockt zu haben. »Aber du musst zugeben, dass es leicht stört, wenn die Frau, mit der man schläft, wie ein Mantra die Tage bis zu den Wechseljahren zählt.«
»Ich persönlich kann nur inständig hoffen, dass die Frauen, die unbedingt ein Kind haben wollen, sich für die vernünftige Alternative der Samenbank entscheiden, anstatt sich auf den nächstbesten Mann einzulassen, der ihnen über den Weg läuft. Schließlich darf man die genetische Qualität des Materials nicht außer Acht lassen«, meinte Isobel ätzend. »Und im Übrigen hoffe ich, dass du mal an deine abscheuliche Arroganz denkst, wenn dir all die fruchtbaren jungen Blondinen weglaufen, weil du ein fetter, langweiliger alter Furzer geworden bist, der drei Stunden braucht, bis er kommt.«
Sie unterbrach sich und errötete wegen ihrer Entgleisung, aber Leo lachte schallend.
»Aber das werden sie nicht, denn ich werde im Geld schwimmen, unglaublich berühmt sein und zur ungeheuer erotischen Filmindustrie dazugehören. Ich werde die dreiundzwanzig Jahre jungen Ehefrauen rascher verschleißen als Rod Stewart. Wahrscheinlich hab ich dann sogar denselben abscheulichen Haarschnitt und Modegeschmack.«
Isobel musste wider Willen lächeln. »Na, dann hoffe ich bloß, dass dir die dreiundzwanzig Jahre jungen Ehefrauen genauso schnell davonlaufen werden wie dem armen alten Rod. Zumindest hat man die Genugtuung zu wissen, dass du dein Leben beschließt, ohne je eine intellektuell, emotional oder chromosomal gleichwertige Partnerin gelangweilt zu haben.«
Leo grinste sie fröhlich an.
»Entspann dich, Iso. Ich hab doch bloß Witze gemacht.
Eine Frisur wie Rod werde ich nie haben. Und worüber regst du dich eigentlich so auf? Du solltest dich freuen. Du hast doch alles – die Kids, den liebenden Ehemann, das Haus mit dem Gemüsegärtchen. Leute wie ich sollten dir eigentlich Leid tun.«
»Oh, das tun sie auch«, versicherte ihm Isobel. »Ehrlich, das tun sie. Wer braucht schon Hollywood, wenn man ein Gemüsegärtchen hat? Aber ich muss jetzt wirklich nach Hause. Ich bin’s nicht gewöhnt, bis nach Mitternacht aufzubleiben, und habe Angst, mich jeden Moment in eine Maus zu verwandeln.«
»Na gut, Cinderella«, meinte Leo und zog sie auf ihre von der Achterbahnfahrt noch immer ein wenig zittrigen Füße. »Ich begleite dich nach Hause. Aber bevor wir gehen, muss ich unbedingt noch ins Spiegelkabinett. Ich will sehen, wie ich ausschaue, wenn ich ein fetter, langweiliger alter Furzer geworden bin.«
10. KAPITEL
Es war Sonntagvormittag, und Clare und Isobel vertrieben sich die Zeit in der Damensauna in Clares Fitness-Studio. Sie lagen auf derselben Bank, die Füße einander zugekehrt, sodass sie die Köpfe heben und durch den aufsteigenden Dampf spähen mussten, falls sie die jeweils andere sehen wollten. Was momentan jedoch nicht zutraf. Weder Clare noch Isobel waren zur Zeit versessen darauf, eins ihrer ausgiebigen, intimen Schwätzchen zu halten.
Tatsächlich dachten
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