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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Umgang mit Ihrem Auserwählten geht. Behandeln Sie ihn wie einen Kater. Seien Sie nie hinter ihm her, lassen Sie ihn auf sich zukommen. Und überfüttern Sie ihn nicht mit Ihrer Gesellschaft – weniger ist mehr. Ab und zu ein paar Streicheleinheiten, und Sie werden sehen, wie er Ihnen aus der Hand frisst. Sorgen Sie außerdem dafür, dass Ihr Leben recht ausgefüllt ist, damit Sie nicht dauernd an ihm kleben müssen (Falls das noch nicht der Fall ist, dann wird es höchste Zeit, dass Sie Ihr Leben umkrempeln. Im schlimmsten Fall können Sie ja immer so tun, als hätten Sie sehr viel zu tun und wären in Ihrer knappen Freizeit ein gefragter Partygast). Und schließlich: Seien Sie ja nicht zu leicht verfügbar. Wie sagt man so schön? Nur der hungrige Jäger ist aufmerksam.

    Clare, die das Buch vorsichtshalber wieder ins Gefrierfach stopfte, fragte sich, ob sie für Leo möglicherweise zu leicht verfügbar gewesen war. Vielleicht hätte sie einen mysteriösen Konkurrenten erfinden sollen, um ihn mehr auf Trab zu halten – so was wie »Max« zum Beispiel, einen erfolgreichen Dokumentarfilmer, der mit seinen geliebten dänischen Doggen auf seinem riesigen Anwesen auf dem Lande lebte, wenn er sich nicht gerade in Südamerika aufhielt, wo er in einem zerrissenen Safarihemd, unter dem die sonnengebräunten Muskeln hervorblitzten, mit Krokodilen rang …
    Oder vielleicht hatte er ja einfach die Zeit vergessen, dachte Clare und schöpfte wieder etwas Mut. Manchmal wollte er sich bloß mal für fünf Minuten an seinen Apple Computer setzen, nur um zwei Stunden und etliche Bildschirmseiten später den Kopf zu heben und festzustellen, dass so viel Zeit vergangen war. Ja, sie durfte nicht vergessen, wie kreativ er war. Sie hatte drei seiner Drehbücher gelesen und hielt sie für sehr gut – richtig spannende Thriller, gewürzt mit Untertönen von schwarzem Humor.
    Sie wusste, dass er eines Tages berühmt sein würde. Ja, sie konnte es sich lebhaft vorstellen: sie beide bei der Oscarverleihung. Sie würde neben ihm sitzen, wenn er den Preis für das beste Originaldrehbuch bekam, und er würde sich zuerst zu ihr hinunterbeugen und sie küssen, bevor er auf der Bühne etwas sagte, wie »Dieser Preis gebührt meiner wunderschönen und geduldigen Frau Clare (im Valentinokleid). Du bist mein Engel. Ohne dich wäre ich nichts.« Solche Worte vor einem Millionenpublikum und ausgewählten Hollywoodstars wären sogar noch besser als die Traumhochzeit im weißen, sündteuren Seidenkleid mit einem dieser kessen kleinen Schleier.
    Clare schüttelte diesen überaus farbigen Tagtraum ab und stakste ungeduldig in ihrer Wohnung auf und ab, ohne auf den erschrockenen Barchester zu achten, der hastig aus der Nähe ihres Trampelpfades flüchtete.

    Nichts. Zum Teufel mit dem verflixten Buch. In einem plötzlichen Anfall von Wut langte sie nach dem Telefon und wählte Leos Nummer.
    Sein Anrufbeantworter sprang an, und sie hörte die Melodie aus 2001: Odyssee im Weltraum. Gott, sie hasste diese pseudomodernen Ansagetexte. Sie waren ungefähr so amüsant wie diese Aufkleber auf Autos – »Klempner machen’s nur mit Werkzeug«. Wieso nicht die Wahrheit sagen und sich gleich aufs Auto kleben »Ich bin ein Volltrottel und krieg sowieso keine«.
    Sie wollte gerade den Hörer auf die Gabel knallen, als sie hörte, wie am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde.
    »Schieß los …«, hörte sie Leos verschlafene Stimme.
    Eine unsichtbare Hand umkrallte Clares Herz und drückte unbarmherzig zu. Der Bastard war zu Hause und hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, sie anzurufen, geschweige denn bei ihr vorbeizukommen. Und jetzt ratzte er sich einen weg! War das zu glauben? Er saß nicht schwitzend und mit hochrotem Kopf vor seinem Computer und schuf unvergessene Werke, nein, er hatte sich aufs Ohr gelegt, während sie im Negligé und Pumps auf ihn wartete.
    Sie wusste, was sie tun sollte. Der Traummann – wie finde (und behalte!) ich ihn, war in dieser Hinsicht sehr explizit. Sie sollte seelenruhig auflegen und alle Anrufe für die nächsten drei Wochen ihrem Anrufbeantworter überlassen. Wenn sie dann Leos immer panischer werdende Nachrichten schließlich beantwortete, sollte sie wie beiläufig erwähnen, dass sie gerade von einem dreiwöchigen Karibikurlaub mit einem mysteriösen neuen »Freund« zurückkam.
    Das alles wusste sie, was ihr aber stattdessen herausrutschte, war ein zorniges: »Leo, bist du das?«
    »Ach, Clare, hallo, Babe«, erwiderte

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