Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
auf dem Kasten für so ein Leben. Du verfügst über ein erstklassiges Talent, wenn du nur mal anfangen würdest, es zu nutzen.«
»Klar habe ich Talent«, stimmte Clare zu und fragte sich, was zum Teufel er glaubte, dass sie im Moment damit anstellte.
»Genau das hab ich Isobel auch gesagt. Das haben du und ich gemeinsam. Wir sind beide ehrgeizig.«
»O ja, das sind wir«, pflichtete ihm Clare automatisch bei. »Aber du ganz besonders. Du bist regelrecht besessen.«
Er schnaubte. »Das mag sein. Aber du solltest dich glücklich schätzen. Wenn die Dinge anders lägen, dann würde ich jetzt wahrscheinlich gerade meine Harley Davidson auf deinem Wohnzimmertisch zerlegen oder unterwegs sein, um mir ein neues Tatoo verpassen zu lassen. Und im Übrigen machst du doch ständig die Witze darüber, mit mir zusammen zur Oscarverleihung zu gehen.«
Clare strich mit den Fingern über seinen nackten Arm. Sie hatte beschlossen, dass es an der Zeit war, herauszukriegen, ob es eine gemeinsame Zukunft für sie gab. Sie überlegte kurz, wie sie es am besten formulieren sollte. »Dann ist das also dein allergrößter Traum, dein Lebensziel?«, fragte sie schließlich.
»Keineswegs. Ich will nur Filme machen«, erwiderte er. »Schlicht und einfach. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Ja, sicher.« Clare zögerte. »Aber was ist mit deinem Privatleben? Wo hat das Platz? Denkst du nie an Kinder oder an Weihnachtsfeiern mit der eigenen Familie …« Ihre Stimme versickerte.
Leo grinste sie im Licht der Straßenlaternen, das durch die geöffneten Schlitze der Jalousien hereindrang, an. Seine Augen verengten sich.
»O nein, die Baby-Frage. Na komm schon, Clare, du hast gerade eine ganze Woche lang Kaulquappen gehütet. Hast du dabei irgendwas erledigen können? Hattest du irgendwelche kreativen Ideen? Bist du voller Energie zurück nach Hause gekommen?«
»Nicht unbedingt, obwohl mir das zweistündige Schläfchen heute Nachmittag ungeheuer gut getan hat.«
»Aber wenn das deine Kids wären, hättest du kein zweistündiges Nickerchen machen können. Dann wärst du unten auf der Bikerstrecke für einen Familiennachmittag auf Rädern gewesen. Du willst doch im Grunde genauso wenig Kinder haben wie ich. Du glaubst das nur, weil dir all die Frauenzeitschriften das vorbeten, aber im Grunde willst du’s gar nicht. Und falls du doch Mr. Sperma findest und schwanger wirst, dann wäre das der größte Fehler, den du machen kannst. Du hängst doch viel zu sehr an deinem Lebensstil und an deiner Figur. Würdest du das alles wirklich aufgeben – bloß um ein Kind zu kriegen, das dich dann aussaugt wie ein Blutegel, nach siebzehn Jahren tschüss sagt und sich dann ein paar Drogen einverleibt?«
Clare fragte sich mit zunehmender Verzweiflung, ob das alles wahr sein konnte. Schließlich war Kinderkriegen tatsächlich wie russisches Roulette – man wusste nie, was man bekam. Vielleicht einen Engel, die Freude deines Lebens. Vielleicht aber auch einen Axtmörder, der dich, wenn er achtzehn
war, in Stücke hackte, um an dein Erbe und dein Vermögen heranzukommen. Aber sie würde Leo nicht den Gefallen tun und zugeben, dass er Recht haben könnte. »Es muss aber nicht so sein«, beharrte sie.
»Kann aber. Oft ist es das. Kinder sind Parasiten, und wie die meisten Parasiten gehen sie nicht gerade rücksichtsvoll mit ihrem Wirt um – sie nehmen sich, was sie brauchen, und machen sich dann aus dem Staub. Und du hast inzwischen weder Geld noch Karriere, noch anständige Freizeit. Komm schon, Clare, sei mutig genug, anders zu sein. Du weißt doch, dass du dir mehr vom Leben wünschst. Was ist mit all deinen Plänen, zum Chefredakteurssessel aufzusteigen, nach Los Angeles zu ziehen, Rupert Murdochs Imperium zu übernehmen …«
Clare lachte laut auf. »Ich hab nie gesagt, dass ich Rupert Murdoch aushebeln will, nun bleib auf dem Teppich. Aber du hast Recht. Ich wünsche mir mehr vom Leben als nur das Gefühl, mich fortgepflanzt zu haben. Tatsächlich sehe ich keinen Sinn darin, meine Erbanlagen weiterzugeben. Irgendein armes Wurm bekommt dann meine Knubbelknie und meine miserablen Augen …«
»Und deinen wundervollen Verstand. Vergiss nicht, dass du einen erstklassigen Verstand hast«, sagte Leo.
»Hab ich das?«, erkundigte sich Clare und war auf einmal sehr glücklich.
»Aber sicher. Ich wäre nicht hier, wenn das nicht der Fall wäre. Ich hab dir nie was vorgemacht, was Kinder angeht. Ich denk nicht mal dran. Nicht in den nächsten Jahren,
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