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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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jedenfalls.«
    Er gähnte. »Könnten wir jetzt schlafen? Ich muss morgen eine Fernsehfolge zu Ende schreiben, und du hast mich richtig ausgelaugt. Es ist fantastisch, dich hier zu haben, wenn auch bloß für eine Nacht.« Er beugte sich über sie und schmuste sie lange und ausgiebig ab, ein Kuss, den sie, ohne viel dabei zu
empfinden, erwiderte. Dann ließ er sich zurückfallen, und schon bald darauf wurde sein Atem tief und regelmäßig, und seine Beine zuckten hin und wieder, ein sicheres Zeichen dafür, dass er sich kurz vorm Tiefschlaf befand.
    Clare lag regungslos da und beobachtete, wie die gestreiften Schatten der Jalousien über die Zimmerdecke wanderten. Sie konnte nicht anders, als die Art zu lieben, wie er plötzlich den Charme aufdrehen und ihr das Gefühl geben konnte, die wundervollste Frau der Welt zu sein. Andererseits jedoch konnte man gar nicht deutlicher sagen, dass man nicht an einer festen, dauerhaften Beziehung interessiert war. Natürlich könnte er noch seine Meinung ändern; das taten die Menschen schließlich ewig. Und es war ja nicht so, dass Babys nicht tragbar wären – auch Babys konnten nach Hollywood ziehen.
    Aber dann war da noch ihre eigene Karriere. Ihre bisher vergebliche Suche nach dem »idealen Job«, der sie nachhing, seit sie die Universität verlassen hatte. Der ideale Job. Das, was ihr sagen würde, wer sie war, das ihrem Leben einen Sinn und ihr morgens einen Grund zum Aufstehen geben würde.
    Dennoch wusste sie, dass sie nicht so von Ehrgeiz erfüllt war wie Leo. Die Arbeit war sein Leben. Seiner Ansicht nach war er als Mensch ein Versager, wenn er es als Filmemacher nicht zu etwas brachte. Das war nicht Clares Einstellung – und ganz gewiss dann nicht, wenn es um ihre Arbeit als Zeitschriftenjournalistin ging. Wenn sie beim Zahnarzt im Wartezimmer eine sechs Monate alte, schon fleckige und zerknitterte Ausgabe von Verve liegen sah, dann platzte sie nicht vor Stolz. Nicht wie der Colonel, der die Zeitschrift wahrscheinlich liebevoll abwischen und unter Denkmalschutz stellen würde.
    Im Übrigen hatte sie inzwischen kapiert, dass, wer die Karriereleiter hoch wollte, auch dafür schuften musste. Clare jedoch konnte sich nicht vorstellen, so versessen auf einen Beruf zu sein, dass sie einen vierzehn-Stunden-Tag in Kauf
nehmen und vielleicht auch noch ihre Wochenenden dafür opfern würde.
    Sie dachte, dass Phil zumindest das in seinem Leben richtig machte. Er nahm seinen Job zwar ernst – wie sie ihn kannte, liebte er ihn wahrscheinlich sogar -, aber er sorgte auch dafür, dass daneben noch genug Platz für den anderen Teil seines Lebens, für seine Kinder, blieb. Was Phil vermutlich zu einem ausgewogeneren Menschen machte als Leo, überlegte sie. Vielleicht war ja doch mehr dran an Phil, als es zunächst den Anschein hatte, denn er schien jedenfalls bereit zu sein, die Widrigkeiten und die beängstigende Verantwortung, die eine Familie mit sich brachten, auf sich zu nehmen. Das Gleiche galt für jemanden wie Rory Maguire, der nur vier Tage die Woche arbeitete, um mehr Zeit für seine kleine Tochter zu haben.
    »Die Sache ist die«, sagte Clare laut, »ich bin mir nicht sicher, ob der Sinn unseres Lebens nicht in den Beziehungen zu anderen Menschen liegt. Ich meine, wenn es überhaupt einen Sinn gibt. Wir sind alle von einer Sekunde zur anderen tot. Die Storys, die ich schreibe, spielen dann keine Rolle mehr; nicht mal die Filme, die du gedreht hast. Soweit ich das beurteilen kann, sind das Einzige was zählt, die Beziehungen zueinander.«
    Sie seufzte. »Was bedeutet, dass ich mich um ein paar weitere kümmern muss, solange mir die Zeit dazu bleibt.«
    Sie dachte noch eine Weile darüber nach und fragte sich, ob es wirklich stimmte, dass man nur in Beziehungen reifte, durch die Liebe und den Schmerz und all die kleinen Irritationen, die das Zusammenleben mit anderen mit sich brachte, egal, ob es sich um einen Liebhaber, ein Kind oder eine Schwester drehte. Wenn das so war, dann war es kein Wunder, dass sie sich manchmal noch wie eine Fünfjährige vorkam. Sie konnte die engen Beziehungen in ihrem Leben an einer Hand abzählen.

    Sie hielt inne. »Leo, bist du wach?«
    Er blieb stumm.
    »Leo, hast du das alles gehört? Was hältst du davon?« Sie pikste ihn in eine Rippe.
    »Ich denke, du klingst ein bisschen wie diese verrückten New-Age-Anhänger«, murmelte Leo. »Gebären kann doch jeder. Nur die Besten schaffen es dagegen an die Spitze des Global Village. Vergiss all

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