Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
verbal oder mit einem fetten Diamantring besiegelt wurde. Wieso sollte Ihr Traummann Sie auch als etwas Besonderes betrachten, wenn Sie bereit sind, sich so leichtfertig wegzuwerfen?
Clare ertappte sich dabei, dass sie während des Lesens mit Rory Maguires gelber Visitenkarte herumspielte, dass sie damit auf die Tischkante tippte. Es war bereits Dienstagvormittag, und sie hatte ihn noch immer nicht angerufen, um ihm zu sagen, ob sie heute Nachmittag kam oder nicht.
Sie war hin und her gerissen. Nach Sonntagabend war sie allmählich ernsthaft der Ansicht, dass ihre Beziehung zu Leo eine Sackgasse war, aber das war noch lange kein Grund, gleich hinter jemand anders herzurennen. Ihr fiel wieder ein, was Isobel so herzlos zu ihr gesagt hatte: dass sie dem Mann einen Gefallen tun und ihn in Ruhe lassen sollte. Das entschied
die Sache. Mit der gelben Karte in der Hand stand sie auf und ging zum Wandtelefon in der Küche.
Er nahm nach dem zweiten Klingeln ab und klang etwas atemlos und gehetzt.
» Nein , Jess … Hallo?«
»Ach, hallo, Rory. Hier ist Clare Calloway.«
»Ach, Clare, hallo.« Sie glaubte, dass sich seine Stimme merklich kühler anhörte.
»Tut mir Leid, störe ich gerade?«
»Nein, gar nicht. Jessica hat mich bloß zum neunhundertzweiundsechzigsten Mal gefragt, ob sie eine Maus als Haustier bekommen könnte. Ich sagte ihr, dass Mäuse stinken.«
»Ich habe gehört, Ratten sind besser, ich meine, sie stinken nicht so«, meinte Clare hilfreich.
»Also um Gottes willen, sagen Sie ihr das bloß nicht. Ich glaube, Michael Jackson hatte eine Ratte, und Sie sehen ja, was aus ihm geworden ist.«
»Ich weiß nicht, ob’s eine richtige Ratte war oder bloß ein Song über eine Ratte«, kommentierte Clare. »Aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Ich rufe an wegen Ihrer Einladung zu einer Tasse Kaffee. Das heißt – falls Sie heute Nachmittag zu Hause sind?«
Er schien zu zögern, bevor er sagte: »Ja, wir sind zu Hause. Jessica würde sich wahnsinnig freuen, Ellen zu sehen.«
»Prima. Dann kommen wir so gegen vier Uhr vorbei, wenn es Ihnen recht ist.«
»Okay – bis dann.«
Rory hängte noch vor Clare auf, sodass sie das scharfe Klicken des Telefons hörte. Er hatte entschieden weniger freundlich als am Freitag geklungen. Aber manche Leute waren am Telefon eben einfach unfreundlich. Schließlich war er Landschaftsarchitekt – Pflanzen lagen ihm wahrscheinlich mehr.
An diesem Nachmittag stand Clare vor einem hübschen kleinen Bungalow, der dem von Isobel und Phil wie ein Ei dem anderen glich, nur dass ihrer in geschmackvollem Beige gehalten war, während dieser hier in kräftigem Mittelmeerblau mit meergrünen Kanten erstrahlte. Ziemlich gewagt, dachte Clare.
Das Haus ruhte auf einem riesigen Block. Im Gegensatz zu Isobels Vorgarten, in dem überall Lavendel und Lilien blühten, hatte Rory den seinen mit einem ausgeklügelten System von Fischteichen, Springbrunnen und Bächlein, umgeben von schattigen Bäumen, voll gestopft. Das Wasser plätscherte friedlich in der nachmittäglichen Stille des Vororts, und das Ganze wirkte beinahe paradiesisch. Clare meinte sogar, ein paar dicke Fische zwischen den Wasserlilien zu erkennen.
Als sie das Gatter aufstieß, kam ein winziger Jack-Russell-Terrier atemlos japsend über die Auffahrt auf sie zugekugelt und machte dabei Sprünge, als wären seine Hinterbeine aus Springfedern.
»Wau«, verkündete Alex entzückt.
»Ja, genau, Alex, braver Junge. Wau, wau, sagt der Hund«, lobte ihn Clare und bückte sich, um den aufgeregten kleinen Hund zu streicheln.
Die Haustür sprang auf, und Jessica kam herausgeschossen.
»Ellen, Ellen. Komm, ich zeig dir meinen Sandkasten un’ meine Schaukel, un’ es gibt Scones «, jubelte Jessica und rannte die drei Stufen hinunter auf Ellen zu.
Clare, die vor dem Hündchen kauerte und es streichelte, blickte auf und sah Rory Maguire in der Tür stehen. Er blickte eher grimmig drein, wie sie zu ihrer Verwirrung feststellte. Was war nur aus dem herzlichen Mann geworden, den sie letzte Woche kennen gelernt hatte? Sie bedauerte fast die Mühe, die sie sich mit ihrer Erscheinung gemacht hatte: ein weicher, pistaziengrüner Wollpulli mit V-Ausschnitt (feminin),
dazu Jeans (lässig) und hochhackige Stiefel (sexy). Ja, sie hatte sich sogar geschminkt und ihre Haare geföhnt, das erste Mal seit über einer Woche. Jetzt sah es so aus, als wäre diese Plage umsonst gewesen. Er mochte ja Ellen als Spielgefährtin für seine
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