Suzanna
male nicht wegen des Ruhmes.«
»Nein, und deshalb werden Sie ihn finden. Und daran werde ich mich erinnern. Leben Sie wohl, Christian.«
Sie ging weg von mir – wie ich dachte, zum letzten Mal –, weg von den Felsen, durch das Gras und die Blumen, die um ihren Platz an der Sonne kämpften.
4. K APITEL
Coco Calhoun McPike hielt nichts davon, die Dinge dem Zufall zu überlassen, besonders nicht, wenn das Horoskop ihr für diesen Tag riet, eine aktivere Rolle in einer Familienangelegenheit zu übernehmen und alte Bekannte zu besuchen. Coco glaubte beides tun zu können, indem sie Holt Bradford einen Besuch abstattete.
Sie erinnerte sich an ihn als düsteren Jungen mit brennenden Augen, der Hummer geliefert und im Dorf auf Ärger gewartet hatte. Sie erinnerte sich auch daran, dass er einmal für sie einen Reifen gewechselt hatte. Er hatte Bezahlung abgelehnt, war wieder auf sein Motorrad gesprungen und weggefahren, noch ehe sie sich richtig bedankt hatte.
Stolz, abweisend, rebellisch, dachte Coco, während sie ihren Wagen in seine Einfahrt steuerte. Und doch auf eine widerstrebende Art ein Kavalier. Wenn sie klug war – und Coco hielt sich für klug –, konnte sie vielleicht alle diese Charakterzüge ansprechen, um zu bekommen, was sie wollte.
Das ist also Christian Bradfords Cottage, dachte Coco. Sie hatte es natürlich schon früher gesehen, damals aber noch nichts von der Verbindung der beiden Familien gewusst. Sie blieb einen Moment stehen. Mit geschlossenen Augen versuchte sie, etwas zu fühlen.
Coco sah sich gern als Mystikerin. Ob das nun stimmte oder ihre Einbildungskraft nur sehr stark war, sie war jedenfalls sicher, Leidenschaft in der Luft zu spüren. Zufrieden damit und mit sich selbst, marschierte sie zum Haus.
Sie hatte sich sehr sorgfältig gekleidet. Natürlich wollte sie attraktiv aussehen. Ihre Eitelkeit erlaubte nichts anderes. Doch sie wollte auch distinguiert und ein wenig matronenhaft wirken. Coco fand, dass das alte klassische Chanel-Kostüm in Puderfarbenblau gut passte.
Sie klopfte und zauberte ein – wie sie hoffte – weises und beruhigendes Lächeln auf ihr Gesicht. Bei dem wilden Bellen und dem Strom von Flüchen aus dem Haus legte sie eine Hand an die Brust.
Seit fünf Minuten aus der Dusche, die Haare tropfnass und sein Temperament aufgeheizt, so riss Holt die Tür auf. Sadie stürmte heraus. Coco kreischte. Dank seiner guten Reflexe packte Holt den liebevollen Hund am Halsband, bevor er Coco über das Geländer der Veranda befördern konnte.
»Ach, du liebe Güte!« Coco blickte von dem Hund zu dem Mann und jonglierte mit einem Teller voll brauner Plätzchen. »Du liebe Zeit! Was für ein großer Hund. Sie sieht tatsächlich ganz wie unser Fred aus, und ich hatte so gehofft, er würde bald zu wachsen aufhören. Sie könnten direkt auf ihr reiten, wenn Sie wollten, nicht wahr?« Sie lächelte Holt strahlend an. »Es tut mir ja so leid, aber habe ich Sie gestört?«
Er kämpfte mit der Hündin, die den Duft der Plätzchen aufgefangen hatte und ihren Anteil haben wollte, auf der Stelle. »Wie bitte?«
»Ich habe Sie gestört«, wiederholte Coco. »Ich weiß, es ist noch früh, aber an Tagen wie diesem kann ich einfach nicht im Bett bleiben. Allüberall Sonne und zwitschernde Vögelchen. Ganz zu schweigen von dem Sägen und Hämmern. Meinen Sie, sie möchte eines von den Plätzchen haben?« Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm Coco ein Plätzchen von dem Teller. »Sitz und benimm dich!«
Sadie hörte auf zu zerren, setzte sich und blickte anbetungsvoll zu Coco hoch.
»Guter Hund.« Sadie nahm das Leckerchen höflich an und trottete ins Haus, um es zu genießen. »Nun denn.« Mit der ganzen Situation zufrieden, lächelte Coco Holt an. »Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht an mich. Du meine Güte, es ist schon Jahre her.«
»Mrs McPike.« Er erinnerte sich sehr wohl an sie, obwohl beim letzten Mal, als er sie gesehen hatte, ihre Haare dunkelblond gewesen waren. Das war zehn Jahre her, doch nun wirkte sie jünger. Entweder hatte sie ein erstklassiges Facelifting gehabt oder den Jungbrunnen entdeckt.
»Ach ja, es ist so schmeichelhaft, wenn sich ein attraktiver Mann an einen erinnert. Aber letztes Mal waren Sie kaum mehr als ein Junge. Willkommen daheim!« Sie bot ihm den Teller mit den Plätzchen an. Somit ließ sie ihm keine andere Wahl, als anzunehmen und sie hereinzubitten.
»Danke.« Holt betrachtete den Teller, während sie ins Haus eilte. Von Pflanzen bis
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