Suzanna
alle meine Mädchen unter der Haube.«
Holt entging nicht der spekulative Blick. »Ich bin sicher, sie wird sich selbst darum kümmern, wenn sie bereit ist.«
»Nicht, wenn sie sich nicht die Zeit nimmt, sich umzuschauen. Und nicht nach allem, was diese Imitation eines Mannes mit ihr angestellt hat.« Coco presste die Lippen zusammen. Wenn sie anfing, über Baxter Dumont herzuziehen, würde es schwierig sein, wieder aufzuhören. »Nun, jedenfalls beschäftigt sie sich zu sehr mit ihrem Laden und ihren Kindern. Deshalb halte ich für sie die Augen offen. Sie sind nicht verheiratet, nicht wahr?«
Zumindest konnte ihr niemand vorwerfen, dezent zu sein. Holt lächelte amüsiert. »Doch. Ich habe eine Frau und sechs Kinder in Portland.«
Coco blinzelte, dann lachte sie. »Es war eine unhöfliche Frage«, räumte sie ein. »Und bevor ich noch eine stelle, lasse ich Sie in Ruhe.« Sie ging zur Tür und war erfreut, dass er genug Manieren besaß, ihr zu folgen und die Tür zu öffnen. »Ach, übrigens, Amandas Hochzeit findet am Samstagnachmittag um sechs Uhr statt. Wir veranstalten den anschließenden Empfang im Ballsaal von The Towers . Ich möchte, dass Sie kommen.«
Der unerwartete Wechsel ließ Holt zögern. »Ich halte das nicht für passend.«
»Es ist mehr als passend«, verbesserte Coco ihn. »Unsere Familien hatten schon vor langer Zeit miteinander zu tun, Holt. Wir hätten Sie sehr gern bei uns.« Sie ging auf ihren Wagen zu, drehte sich um und lächelte noch einmal. »Und Suzanna hat keinen Begleiter. Ist das nicht schade?«
Der Dieb trat unter vielen Namen auf. Als er das erste Mal nach Bar Harbor auf der Suche nach den Smaragden gekommen war, hatte er den Namen Livingston benutzt und sich als erfolgreicher britischer Geschäftsmann ausgegeben. Er war nur teilweise erfolgreich gewesen und unter der Tarnung von Ellis Caufield, einem reichen Exzentriker, zurückgekommen. Pech und die Ungeschicklichkeit seines Partners waren schuld, dass er diese Tarnung hatte aufgeben müssen.
Sein Partner war tot, was für ihn aber nur eine kleine Unannehmlichkeit darstellte. Der Dieb trat nun als Robert Marshall auf. Und er mochte sein neues anderes Ich.
Marshall war schlank und sonnengebräunt und sprach mit einem leichten Bostoner Akzent. Er trug die dunklen Haare fast schulterlang und hatte einen Schnurrbart. Seine Augen waren dank Kontaktlinsen braun.
Er mochte diesen Marshall und freute sich, dass er sich als Handlanger für die Arbeiten in The Towers gemeldet hatte. Seine Referenzen waren gefälscht, doch die Smaragde waren die Mühe wert. Er wollte sie haben, ganz gleich, was es kostete.
Im Verlauf der Zeit waren die Smaragde für ihn von einem Job zu einer Besessenheit geworden. Er wollte sie nicht einfach haben, er brauchte sie. Das Risiko, dermaßen in der Nähe der Calhouns zu arbeiten, würzte das Spiel. Er war in einem Meter Abstand an Amanda vorbeigegangen, als sie in den Westflügel kam, um mit Sloan O’Riley zu sprechen. Keiner von beiden, die ihn nur als Livingston gekannt hatten, hatte ihm auch nur einen zweiten Blick zugeworfen.
Er machte seinen Job gut, trug Werkzeug, räumte auf und beklagte sich nicht. Er war freundlich zu seinen Kollegen und trank mit ihnen sogar gelegentlich ein Bier nach der Arbeit.
Danach kehrte er in sein gemietetes Haus jenseits der Bay zurück und machte Pläne.
Das Alarmsystem in The Towers stellte kein Problem dar – nicht, wenn er es so leicht von innen her ausschalten konnte. Indem er für die Calhouns arbeitete, konnte er in ihrer Nähe bleiben und von neuen Entwicklungen in der Suche nach der begehrten Halskette hören.
Die Papiere, die er ihnen gestohlen hatte, boten keinen wirklichen Anhaltspunkt, es sei denn jener Brief, der an Bianca gerichtet und nur mit »Christian« unterschrieben war. Ein Liebesbrief, dachte Marshall, während er Bauholz stapelte. Diesen Brief musste er sich noch genauer ansehen.
»Hey, Bob, hast du einen Moment Zeit?«
Marshall lächelte daraufhin seinem Vorarbeiter zu. »Sicher.«
»Ein Tisch muss für diese Hochzeit morgen in den Ballsaal gebracht werden. Du und Rick, ihr helft den Ladys.«
»Gern.«
Marshall folgte dem Vorarbeiter und verspürte Erregung, dass er sich frei im Haus bewegen konnte. Er bekam von einer aufgeregten Coco seine Anweisungen und packte dann das eine Ende des schweren Tisches, um ihn in den nächsten Stock zu befördern.
»Glaubst du, er kommt?«, fragte C. C. Suzanna, als sie die verspiegelten Wände
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