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Suzanna

Suzanna

Titel: Suzanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Die alten Fenster schimmerten in Regenbogenfarben. Wie eine Luftspiegelung von Farben leuchtete Suzannas Garten.
    »Wenn ich manchmal mit meinem Vater auf Hummerfang fuhr, blickte ich da hinauf. Und dachte an dich. Burg Calhoun. So habe ich das Haus genannt.«
    Suzanna lächelte und beschattete ihre Augen. »Es ist unser Zuhause. Wenn ich da hinschaue, denke ich an Tante Coco, die ein neues Rezept in der Küche ausprobiert, und an Lilah, die im Salon ein Nickerchen macht. Die Kinder spielen im Garten oder laufen die Treppe hinunter. Amanda sitzt an ihrem Schreibtisch und arbeitet sich gewissenhaft durch den Haufen Rechnungen, um das alte Zuhause zusammenzuhalten. C. C. steckt den Kopf unter die Motorhaube des alten Kombis, um ein Wunder zu vollbringen und den Motor noch ein Jahr laufen zu lassen. Manchmal sehe ich meine Eltern am Küchentisch lachen, so jung, so lebendig, so voll von Plänen.« Suzanna drehte sich um, damit sie das Haus nicht aus den Augen verlor. »So viel hat sich verändert und wird sich noch ändern. Doch das Haus ist noch immer da. Das ist tröstlich. Du verstehst das, sonst hättest du nicht beschlossen, in Christians Cottage mit all seinen Erinnerungen zu leben.«
    Holt verstand genau, und das verursachte ihm Unbehagen. »Vielleicht wohne ich nur gern am Wasser.«
    Suzanna beobachtete, wie Biancas Turm aus ihrem Blickfeld verschwand, bevor sie Holt ansah. »Gefühle machen dich nicht schwach, Holt.«
    Er blickte finster über das Wasser. »Ich kam meinem Vater nie nahe. Wir haben alles gegensätzlich betrachtet. Bei meinem Großvater musste ich nie etwas erklären oder rechtfertigen, das ich fühlte oder wollte. Er hat es einfach akzeptiert. Vermutlich hatte er seine Gründe, dass er mir das Haus hinterließ, obwohl ich damals noch ein Kind war.«
    Es bewegte sie, dass er so viel mit ihr teilte. »Also bist du hierher zurückgekommen. Wir kommen immer zu dem zurück, was wir lieben.« Sie wollte ihn noch mehr über sein Leben fragen, doch er gab Vollgas und jagte das Boot über das endlos scheinende Meer.
    Er war nicht hier herausgefahren, um tiefen Gedanken nachzuhängen oder sich Sorgen zu machen. Er wollte Suzanna und sich eine Stunde der Entspannung gönnen, Abstand von der Realität. Wind und Geschwindigkeit vollbrachten für ihn dieses Wunder, hatten es immer getan. Als er Suzanna lachen hörte, während sie ihr Gesicht der Sonne entgegenhielt, wusste er, dass er die richtige Wahl getroffen hatte.
    »Hier, übernimm das Steuer.«
    Es war eine Herausforderung. Sie hörte es in seiner Stimme, sah es in seinen Augen, als er sie anlächelte. Suzanna zögerte nicht, sondern nahm seinen Platz am Steuer ein.
    Sie schwelgte in der Kontrolle, in der Kraft, die unter ihren Fingerspitzen vibrierte. Das Boot schnitt wie eine Klinge durch das Wasser, raste ins Nichts. Es gab nur See und Himmel und grenzenlose Freiheit. Der Atlantik wurde rauer und fügte einen Schuss von Gefahr hinzu.
    Ihre Hände lagen fest auf dem Steuerrad. Der wehmütige Blick in ihren Augen war von Furchtlosigkeit ersetzt worden. Ihr Gesicht war vor Erregung gerötet und feucht von der Gischt. Suzanna sah nicht wie eine Prinzessin aus, sondern wie eine Königin, die ihre Macht kannte und bereit war, sie auszuüben.
    Holt ließ sie dahinrasen, wohin sie wollte, wusste er doch, dass sie da enden würde, wo er sie die meiste Zeit seines Lebens hatte haben wollen. Er würde nicht einen einzigen Tag länger warten. Nicht mal eine Stunde.
    Atemlos lachend übergab sie ihm wieder das Steuer. »Ich hatte vergessen, wie das ist. Ich habe seit fünf Jahren kein Boot mehr geführt.«
    »Du hast es gut gemacht.« Er hielt die Geschwindigkeit hoch, als er das Boot in einem weiten Halbkreis wendete.
    Suzanna lachte und rieb ihre Arme. »Himmel, ist das kalt.«
    Holt sah sie an und war von ihrem Anblick fasziniert. Sie strahlte – ihre Augen so blau wie der Himmel, nur lebendiger, die dünne Hose und Bluse an ihren schlanken Körper geklebt, ihr Haar lugte unter der Mütze hervor. Und sie fror.
    »In der Kabine liegt eine Jacke.«
    »Nein, es fühlt sich wundervoll an.« Sie schloss die Augen und ließ die Empfindungen auf sich einstürmen – der heulende Wind, die goldene Abendsonne, der Geruch von Salz und See, der Mann an ihrer Seite, das Dröhnen des Motors und das brodelnde Kielwasser.
    Sie wollte nicht zurück. Suzanna dachte, wie befreiend es wäre, ohne Ziel dahinzurasen und sich dann mit der Strömung treiben zu lassen.
    Doch Holt

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