Suzanna
Gartenschlauch und zwei Flaschen Bier wieder. »Ich gieße sie. Hier, trink ein Bier.«
Sie fuhr sich mit einer Hand über die Stirn und betrachtete finster die Flaschen. »Ich trinke kein Bier.«
»Was anderes habe ich nicht.« Er drückte ihr die Flasche in die Hand. »Ich komme jetzt allein klar«, sagte er trocken. »Setz dich!«
Suzanna ging zu den Stufen und setzte sich. Weil sie durstig war, tat sie einen langen Zug, stützte das Kinn in die Hand und betrachtete Holt.
Keine mitfühlenden Worte, dachte sie. Kein tröstendes Tätscheln und keine Versicherungen, dass er alles verstand. Stattdessen hatte er ihr genau das Richtige angeboten – eine stumme Mauer, gegen die sie ihr Elend und ihren Zorn schleudern konnte. Wusste er, dass er ihr geholfen hatte? Sie war nicht sicher, aber sie wusste, dass sie nicht nur hierher gekommen war, um Blumen zu pflanzen, sondern weil sie ihn liebte.
Suzanna kraulte das Fell des Hundes, der sich zu ihr gesetzt hatte. Im Moment – und vielleicht für immer – war diese Liebe allein ihre Sache. Sie erwartete nicht mehr, dass ihre Gefühle erwidert wurden.
Holt legte den Schlauch weg. Das bunte Blumenbeet verlieh dem schlichten hölzernen Cottage Charme. Es freute ihn, dass er sogar schon einige Blumen mit Namen kannte.
»Es sieht recht hübsch aus.«
»Es sind hauptsächlich mehrjährige Pflanzen«, sagte sie in dem gleichen lässigen Ton. »Ich dachte, du wirst dich freuen, wenn du sie jedes Jahr wiederkommen siehst.«
Das mochte schon sein, aber er würde sich auch zu lebhaft daran erinnern, wie verletzt und unglücklich Suzanna ausgesehen hatte, als sie die Blumen pflanzte.
»Sie duften recht gut.«
»Das ist Lavendel.« Sie atmete tief ein, bevor sie aufstand. »Ich gehe und drehe den Wasserhahn zu.« Sie war fast schon um die Ecke, als er ihren Namen rief.
»Suzanna! Es wird ihnen gutgehen.«
Sie traute seiner Stimme nicht, nickte und ging weiter. Sie kauerte am Boden, ihr Gesicht gegen den Kopf des Hundes gedrückt, als Holt zu ihr kam.
Er zog sie auf die Beine. »Ist Arbeit das Einzige, das dich ablenkt?«
»Sie hilft.«
»Ich habe eine bessere Idee.«
Ihr Herz machte einen kleinen Satz. »Ich will wirklich nicht …«
»Lass uns spazieren fahren.«
»Spazieren fahren?«, wiederholte Suzanna ungläubig.
»Mit dem Boot. Wir haben noch zwei Stunden bis zur Dämmerung.«
»Eine Spazierfahrt mit dem Boot«, sagte sie, ohne zu bemerken, dass sie ihn mit ihrem erleichterten Seufzer amüsierte. »Gern.«
»Gut.« Er führte sie zu dem Landungssteg. »Du bindest die Leinen los.« Als der Hund neben ihm ins Boot sprang, erkannte Suzanna, dass dies eine alte Gewohnheit war. Für einen Mann, der seine Gefühle nicht zu erkennen geben wollte, war es verräterisch, dass er einen Hund als Gesellschaft mitnahm, wenn er aufs Meer hinausfuhr.
Der Motor dröhnte auf. Holt wartete nur, bis Suzanna an Bord geklettert war, ehe er auf die Bay zuhielt.
Der Wind peitschte ihr Gesicht. Lachend hielt sie ihre Mütze fest. »Ich war seit Monaten nicht mehr auf dem Wasser!«, rief sie durch den Lärm des Motors.
»Was hat es für einen Sinn, auf einer Insel zu leben, wenn man nie aufs Wasser hinausfährt?«
»Ich sehe es mir gern an.«
Drüben auf Bar Island spiegelten die Fensterscheiben in den Häusern das Sonnenlicht wider. Über ihnen kreisten Möwen, stießen Schreie aus. Sadie verbellte sie, legte sich dann auf die Kissen im Boot und stützte ihren Kopf so auf, dass der Wind ihre Ohren flattern ließ.
»Ist sie je über Bord gesprungen?«, fragte Suzanna.
Holt warf einen Blick auf den Hund. »Nein. Sie sieht nur dumm aus.«
»Du musst sie wieder zu uns bringen. Fred ist nicht mehr derselbe, seit er sie kennengelernt hat.«
»Manche Frauen können so etwas mit einem Mann anstellen.« Die salzige Brise trieb ihm ihren Duft entgegen. Suzanna stand dicht vor ihm. Der Ausdruck in ihren Augen war noch immer entrückt und besorgt, und er ahnte, dass sie nicht an ihn dachte. Aber er dachte an sie.
Holt steuerte geschickt durch den Verkehr der Bay, passierte eine Hotelterrasse, auf der Gäste unter gestreiften Schirmen saßen. An Steuerbord lief ein Dreimastschoner mit winkenden Touristen in den Hafen ein.
Als die Bay ins offene Meer überging, war das Wasser rauer und welliger. Die Klippen ragten dem Himmel entgegen, arrogant, abweisend. The Towers stand auf dem Hügel und überragte Dorf, Bay und Meer. Seine grauen Steine hoben sich von den Regenwolken im Westen ab.
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