Suzannah und der Bodyguard
murmelte er in ihr Haar.
„Ich weiß. Irgendwann kommt jemand hier herein.“
Er lachte. „Nicht das. Auch wenn wir uns ein wenig zurückhalten sollten. Ich meinte die Geschichte mit dem Stalker. Das muss aufhören.“
Sie verlagerte ihr Gewicht und suchte seinen Blick. Ihre Augen funkelten klar wie Edelsteine. „Da bin ich absolut dafür. Nur wie willst du es stoppen?“
„Lass uns mal darüber nachdenken.“ Er veränderte ihre Position ein wenig, sodass sie sich bequemer gegen ihn lehnen konnte. „Wir sind in der zweiten Hälfte des neunten Innings, und es ist die letzte Chance, das Spiel noch zu rumzureißen. Die Bases sind besetzt …“
„ Baseball ? Um eine Lösung für meinen Albtraum zu finden, ziehst du einen Vergleich mit Baseball?“
Ihr Gesichtsausdruck brachte ihn zum Lächeln. „Liebling, Baseball ist die Antwort auf alles. Also, darf ich jetzt weiter nachdenken?“
„Baseball?“
„Okay, er hat Heimvorteil. Wir sind in der zweiten Hälfte des neunten Innings, und du liegst nur hauchdünn mit einem Lauf vorne.“
„Warte mal eine Minute. Warum hat er Heimvorteil?“
„Weil er seine Gegner kennt, aber wir ihn nicht.“
„Und warum liege ich in Führung?“
„Weil er dich noch nicht erwischt hat.“
Ein leichtes, doch nicht zu übersehendes Zittern lief durch ihren Körper. „Okay.“
„Also gut, zurück zum Spiel. Wenn du es schaffst, den letzten Batter auszumachen, ist das Spiel vorbei. Dann hast du gewonnen. Allerdings wird das nicht einfach. Alle Bases sind besetzt. Es ist dein letzter Wurf.“
„Dann ist er also der Batter, und ich werfe den Ball?“
„Richtig. Er ist der Kerl mit dem großen Schläger, der dich verletzen kann. Du bist diejenige, die ihn ausschalten muss.“
„Großartig“, murmelte sie. „Also, was soll ich machen?“
„Die Bases sind besetzt, und er geht todsicher davon aus, dass du einen Fastball wirfst.“
„Also werfe ich einen Curveball?“
Kopfschütteln. „Er weiß, dass du es dir nicht erlauben kannst, mit einem Breaking Ball eventuell einen Fehlwurf zu verbuchen. Wenn das passiert, ist das Spiel aus.“
Über ihren Augenbrauen bildete sich eine Falte. „Dann werfe ich einen Fastball?“
„Teufel, nein. Den würde er dir um die Ohren hauen.“
„Und mein Slider ist weiß Gott ziemlich eingerostet.“
Er lächelte. „Klugscheißerin.“
„Okay, Coach, was soll ich machen?“
„Du wirfst einen Changeup.“
„Einen was?“
„Einen langsamen Ball. Gleiche Wurfbewegung wie bei einem Fastball, gleiche Flugbahn, aber du nimmst ein wenig Kraft raus. Er erwartet einen Fastball, glaubt, ihn treffen zu können, und dann Wumm. Er ist viel zu früh dann, sein Timing beim Schlag stimmt nicht mehr, und er verliert die Balance. Dann hast du ihn.“
„Das ist ja gut und schön, aber was werden wir jetzt tun ?“
Ihre Worte drangen kaum zu ihm durch, ihre Stimme wurde von seinen wie wild rasenden Gedanken, die sich überschlugen und immer wieder neu formierten, ausgeblendet. Natürlich!
„Komm schon.“ Er schubste sie von seinem Schoß herunter und sprang auf. „Wir müssen Ray finden. Ich habe einen Plan!“
***
Es fiel ihr viel schwerer, als sie gedacht hatte. Es war schwer, John zu küssen und Auf Wiedersehen zu sagen. Zu sehen, wie er Bandy in den Taurus lud und davonfuhr. Schwer, allein in ihrem eigenen Haus zu sein, trotz aktivierter Alarmanlage. Das Ticken der Küchenuhr war in der Stille des Hauses beklemmend. Sie warf einen unauffälligen Blick aus dem Fenster. Draußen stand der Van des Kabelnetzbetreibers, in dem vier Polizisten saßen. Vier Männer des Sondereinsatzkommandos mit Spezialausbildung.
Sie holte tief Luft und ging direkt ins Arbeitszimmer, schaltete den Computer ein und machte sich an die Arbeit. Oder vielmehr daran, so zu tun, als würde sie arbeiten. Nicht, dass sie nicht genügend zu tun hätte. Die Akten zu ihrem Mandanten DeBoeuf, die sie von Vince bekommen hatte, lagen wie ein stummer Vorwurf auf dem Schreibtisch, doch solange ihr Nervenkostüm dermaßen angespannt war, konnte sie sich unmöglich darauf konzentrieren.
Fünfundvierzig Minuten später passierte es. Ein Kratzen an der Hintertür, so leise, dass sie es nicht bemerkt hätte, wenn sie nicht ohnehin schon die ganze Zeit angestrengt gelauscht hätte. Dann setzte der Alarm ein, schrill und durchdringend.
Sie rannte ins Wohnzimmer und sah einen Mann, der die Auffahrt hinunterrannte. Außer seiner schwarzen Kleidung war von ihm nicht
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